22 Jahre arbeitete Richard Gutjahr für den Bayerischen Rundfunk. Nun gehen der Journalist und der Sender getrennte Wege. Gutjahr fühlt sich im Kampf gegen rechte Hetze im Stich gelassen, die Vorwürfe, die er in einem offenen Brief an Intendant Ulrich Wilhelm erhebt, sind schwerwiegend.
Der Journalist Richard Gutjahr arbeitet nicht mehr für den Bayerischen Rundfunk. Im Internet veröffentlichte er einen Brief an BR-Intendant Ulrich Wilhelm, dem er unter anderem vorwirft, Unwahrheiten zu sagen.
Ausserdem beklagt Gutjahr, dass er als sogenannter fester freier Mitarbeiter keine rechtliche und kaum finanzielle Unterstützung von dem Sender bekommen habe, als er sich gegen Hass und Hetze gegen ihn und seine Familie vor Gericht zur Wehr gesetzt habe. Zuvor hatte er für den BR über Anschläge berichtet.
BR weist Gutjahrs Vorwürfe zurück
Der BR wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück und teilte mit: "Der BR hatte Herrn Gutjahr eine Weiterbeschäftigung in einem interessanten, auf seinen Themenbereich zugeschnittenen Bereich angeboten. Er wollte diese aber nicht annehmen."
Daraufhin sei im März 2019 ein Aufhebungsvertrag in gegenseitigem Einvernehmen geschlossen worden. "Seitdem ist er nicht mehr für den BR tätig gewesen." Gutjahr hatte unter anderem die Sendung "Rundschau-Nacht" im BR moderiert.
Gutjahr bekommt regelmässig Morddrohungen
Gutjahr war 2016 im Urlaub Zeuge des Terroranschlags in Nizza geworden, bei dem 86 Menschen ihr Leben verloren. Er berichtete als BR-Journalist für die ARD darüber. Nur acht Tage später wurde Gutjahr wieder Zeuge eines dramatischen Verbrechens: dem Amoklauf in seiner Heimatstadt München mit neun Toten. Er berichtete erneut.
In dem Brief an Wilhelm schreibt Gutjahr, bis heute würden er und seine Familie seither etwa von Verschwörungstheoretikern terrorisiert, bis hin zu Morddrohungen.
In einem Beitrag Gutjahrs für "Zeit online" schreibt er beispielsweise, man habe ihn bezichtigt, Teil einer internationalen Verschwörung zu sein, die durch inszenierte Terrorakte die Weltherrschaft erreichen wolle.
Initiative gegen Hass im Netz
In der BR-Erklärung heisst es, Geschäftsleitung und der Vorsitzende des Rundfunkrats des BR hätten sich in den drei Jahren mehrfach und intensiv mit allen Facetten des Falles beschäftigt.
"Der Hass, der Richard Gutjahr seit drei Jahren im Netz entgegenschlägt, ist beschämend. Die Verschwörungstheorien sind absurd, die Drohungen Herrn Gutjahr gegenüber erschütternd."
Wegen der Entwicklungen im Netz, wie sie auch Gutjahr beschreibe, habe der BR unter anderem mit dem Bayerischen Justizministerium und weiteren Medien eine Initiative gegen Hass im Netz gestartet. Mit dieser Kooperation könnten Hass-Angriffe gegen Journalisten in Bayern nun einfacher an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und dort verfolgt werden. (hub/dpa)
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