Etwa 40 Prozent des Materials der Bundeswehr in Afghanistan bleibt dort – auch wenn die Soldaten Ende 2014 vollständig abgezogen sein werden. Am liebsten ist es der Bundeswehr, die Afghanen übernehmen das Gerät. Auf jeden Fall sollen die Taliban nichts davon verwenden können.

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Es sind gewaltige Zeltstädte, die in den vergangenen mehr als zehn Jahren am Hindukusch entstanden sind, während die Internationale Schutztruppe Isaf Krieg gegen die radikalislamischen Taliban führte. Und ein grosser Teil dieser Anlagen und des darin verbauten Materials wird in Afghanistan bleiben, wenn die Truppen sich Ende 2014 mehr oder weniger vollständig – die Frage einer Nachfolgemission ist derzeit offen – aus dem Land zurückziehen. Die Bundeswehr schätzt, dass gut 40 Prozent des deutschen Geräts in Asien bleiben wird. Der Rücktransport wäre unwirtschaftlich. Bedeutet: Der Restwert des Materials liegt unter den für den Rücktransport via Luft oder See zu erwartenden Kosten.

Konkret sei dies zum Beispiel bei Zelten der Fall, die seit Jahren in Afghanistan stehen, sagt der Sprecher des Logistikkommandos der Bundeswehr, Oberstleutnant Gerhard Horstmann. Die in Erfurt beheimatete Dienststelle wurde Anfang des Jahres völlig neu aufgestellt und ist für die gesamte Logistik der Bundeswehr im In- und Ausland verantwortlich. Gerade wegen der unwirtlichen Witterung in Afghanistan seien viele Zelte de facto in Zukunft nicht mehr zu gebrauchen. Ähnliches gelte für Tische, Stühle, Schränke und Betten. "Allgemein lässt sich sagen: Vieles, was gross und sperrig ist, aber nicht viel kostet, bleibt da." Für jedes einzelne Objekt finde eine Einzelfallprüfung statt.

Zerlegen und zersägen

Neben diesem militärisch unbedenklichen Material sollen auch einzelne der insgesamt etwa 1.200 deutschen Fahrzeuge nicht zurückgebracht werden, die (noch) am Hindukusch stationiert sind. Ein beschädigter Transporter vom Typ Dingo zum Beispiel werde dann zurückgelassen, "wenn die Instandsetzungskosten verdammt hoch sind und sich der Rücktransport deswegen nicht rechnet". Um zu verhindern, dass solches militärisch relevantes Gerät den Aufständischen in die Hände fällt, werde es im Fall der Fälle gründlich unbrauchbar gemacht ("zerlegt und zersägt"), ehe die Einzelteile verschrottet würden. "Die Taliban werden nichts von unserem Gerät gegen uns verwenden können", sagt Horstmann. "Keine Chance."

Insgesamt rechnet die Bundeswehr damit, dass sich der Wert des in Afghanistan verbleibenden Materials auf gut 150 Millionen Euro summieren wird. Klingt nach viel, ist aber im Vergleich zu den Milliarden Euro, die der Krieg dort schon verschlungen hat, ein recht kleiner Betrag.

Weil man Zelte, Schränke und zersägte Panzerfahrzeuge nicht einmal in Afghanistan einfach im Gelände liegen lassen könne, werde über das zurückzulassende Material mit den afghanischen Sicherheitskräften und Behörden verhandelt, sagt Horstmann. Um diese Details der Verwertung kümmere sich das bundeswehreigene Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen. Erstes Ziel sei es, das Equipment an die Afghanen zu verkaufen. Was sie nicht kaufen wollten, werde ihnen unter bestimmten Umständen geschenkt. Und was sie auch nicht geschenkt wollten, das werde dann eben vor Ort verschrottet.

Via Türkei zurück nach Deutschland

Dass deutsche Soldaten auch nach 2014 zumindest mit einem Teil dessen, was nicht nach Deutschland zurückgebracht wird, auch in Zukunft arbeiten werden, ist indes noch nicht völlig ausgeschlossen. Gegenwärtig ist noch unklar, ob es eine Isaf-Nachfolgemission geben wird und ob beziehungsweise wie sich Deutschland daran beteiligt. Eine Entscheidung hierzu fällt frühestens Mitte nächsten Jahres, wenn die Ergebnisse der Wahlen in Afghanistan feststehen werden. Sollte es zu einer Nachfolgemission kommen, würden einige der Ausrüstungsgegenstände freilich weitergenutzt, statt diese zu verkaufen, zu verschenken oder zu verschrotten, sagt Horstmann.

Das Material, das nach Deutschland zurückgebracht wird, wird zum grössten Teil auf dem Seeweg transportiert. Zwar kommt besonders sicherheitsempfindliches Gerät wie Waffen, Munition oder Funkausrüstung mit dem Flieger in die Bundesrepublik. Doch gut 80 Prozent des zurückkommenden Materials wird per Schiff von Trabzon in der Türkei nach Emden gebracht. Die ersten 127 Einsatz- und Gefechtsfahrzeuge sind auf diesem Weg am vergangenen Samstag bereits in Deutschland eingetroffen.

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