Aktuell stellt sich für die FDP folgende Gretchenfrage: Können die Liberalen jegliche Zusammenarbeit mit der AfD ablehnen, sich aber gleichzeitig von ihr wählen lassen? Die Partei gerät zunehmend unter Druck.
Nach der von der AfD unterstützen Wahl des FDP-Politikers
Der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Alexander Graf Lambsdorff, schlug den Rücktritt Kemmerichs und eine rasche Neuwahl vor. Der rheinland-pfälzische FDP-Chef
Parteichef
Er unterstrich auch: "Landesverband und Landtagsfraktion der FDP in Thüringen handeln in eigener Verantwortung." Kemmerich betonte indes, nicht alleine gehandelt zu haben: Das Vorgehen sei mit Lindner besprochen gewesen, sie hätten täglich telefoniert in den letzten Tagen, sagte er abends im MDR.
Politisches Erdbeben in Thüringen
Kemmerich war überraschend zum Regierungschef gewählt worden. Er hatte sich bei der Abstimmung im Landtag in Erfurt im entscheidenden dritten Wahlgang - mit Stimmen aus dem Lager von CDU und AfD - gegen den bisherigen Amtsinhaber
Lambsdorff wählte auf Twitter harsche Worte: "Man kann, ja soll in einer demokratischen #Wahl antreten. Aber man lässt sich nicht von @AfD -Faschisten wählen. Wenn es doch passiert, nimmt man die Wahl nicht an. Am besten für @KemmerichThL, #Thüringen und @fdp: Sofortiger #Rücktritt, schnelle #Neuwahlen." Sein Büro bestätigte auf Nachfrage die Echtheit des Tweets.
Auch die Bundestagsabgeordnete Agnes Strack-Zimmermann zeigte sich entgeistert: Sie könne den Wunsch Kemmerichs verstehen, Ministerpräsident zu werden, schrieb sie auf Twitter. "Sich aber von jemandem wie #Höcke wählen zu lassen, ist unter Demokraten inakzeptabel & unerträglich. Es ist daher ein schlechter Tag für mich als Liberale."
Lindners eigener Landesverband bezog ebenfalls deutlich Position. "Es kann keinen liberalen Ministerpräsidenten geben, der von der AfD ins Amt gewählt wird", erklärte der Landesvorsitzende Joachim Stamp. "Auch wenn ich Thomas Kemmerich glaube, dass es keine Absprache mit der AfD gegeben hat, hätte er die Wahl nicht annehmen dürfen." Kemmerich forderte er auf, "mit einem Rücktritt den Weg zu Neuwahlen in Thüringen frei zu machen".
Kubicki: "Grossartiger Erfolg"
FDP-Vize
Kubicki sagte weiter: "Jetzt geht es darum, eine vernünftige Politik für Thüringen voranzutreiben. Daran sollten alle demokratischen Kräfte des Landtages mitwirken."
Offenbar mit Blick auf die Wahl Kemmerichs auch durch die AfD sagte der FDP-Politiker: "Was die Verfassung vorsieht, sollte nicht diskreditiert werden." Eine Zusammenarbeit oder Koalition mit der AfD schloss Kubicki aus. "Das gab es vor der Wahl nicht, das gibt es auch jetzt nicht", sagte Kubicki in Strassburg am Rande der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung. (dpa/sg)
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