Seit über zwei Jahren tobt Putins Angriffskrieg. Inmitten weltweiter Grossereignisse wie den US-Wahlen und dem Gazakrieg gerät die Lage in der Ukraine leicht aus den Augen - deswegen die aktuelle Lage im Überblick.
Seit Russland im Februar 2022 die Ukraine überfallen hat, bekämpfen sich beide Kriegsparteien aus der Luft und am Boden. Die ukrainische Armee hält der Übermacht des russischen Militärs mit vereinten Kräften stand. Noch. Dennoch hat der Krieg die Ukraine in eine humanitäre, politische und wirtschaftliche Katastrophe gestürzt.
Schätzungen gehen von mehreren hunderttausend Toten aus - hauptsächlich Soldaten, aber auch Zivilisten. Bis Juli 2024 wurden laut Statista 22.594 ukrainische Zivilisten verletzt und 11.284 getötet. Mehr als 6,5 Millionen Menschen sind nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR bereits aus der Ukraine geflohen - vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land kaum noch verlassen dürfen.
EU-Staaten genehmigen neue Milliardenzahlung an Ukraine
Ob die Ukraine langfristig eine Chance gegen die russischen Streitkräfte hat, hängt davon ab, wie viel Ausrüstung und finanzielle Unterstützung sie bekommt.
Deswegen haben die EU-Staaten nun grünes Licht für eine Auszahlung von rund 4,2 Milliarden Euro Finanzhilfe gegeben. Es sei wichtig, "die Mittel angesichts der schwierigen Haushaltslage in der Ukraine so schnell wie möglich bereitzustellen", hiess es in einer Mitteilung.
Die Mittel sind Teil der sogenannten Ukraine-Fazilität. Das EU-Programm wurde Anfang Februar beschlossen und soll bis Ende 2027 Finanzhilfen in Höhe von 50 Milliarden Euro ermöglichen. 33 Milliarden Euro davon sollen als Darlehen ausgezahlt werden, der Rest in Form von Zuschüssen.
Einem Bericht des "Tagesspiegels" zufolge haben verschiedene Länder bis Ende 2023 zusammen gerechnet Hilfszusagen in Höhe von rund 260 Milliarden Euro für die Ukraine gemacht. Deutschland hat davon nach Angaben der Bundesregierung militärische Unterstützung in Höhe von rund 28 Milliarden Euro zugesagt oder bereits zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich sowohl um direkte Hilfen als auch solche, die für die kommenden Jahre geplant sind.
Selenskyj: Haben eine Million Drohnen bestellt
Die Ukraine will mit dem bereit gestellten Geld nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj die Produktion von Drohnen ausbauen, sie sind aus seiner Sicht das wohl wichtigste Mittel der Kriegsführung. "Für dieses Jahr sind bereits eine Million Drohnen bei unseren Herstellern in Auftrag gegeben worden", sagte Selenskyj unlängst in seiner abendlichen Videoansprache.
Im kommenden Jahr sollten es deutlich mehr sein. "Wir geben zu diesem Zeitpunkt nicht alle Details bekannt, aber unsere Produktionskapazität für Drohnen nimmt stetig zu, und wir arbeiten nicht nur mit staatlichen Mitteln, sondern auch mit Partnern zusammen, um in unsere Produktion von Drohnen zu investieren."
Ein Grund für den verstärkten Einsatz der unbemannten Flugroboter ist die Weigerung der westlichen Partner, dem ukrainischen Militär den Einsatz der von ihnen gelieferten schweren Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet zu genehmigen. Ausserdem sind Drohnen vergleichsweise günstig und können dem Gegner bei geringem Risiko für die eigene Truppe schwere Verluste zufügen.
Schwere Kämpfe an der ukrainisch-russischen Grenze
Russische und ukrainische Truppen liefern sich derweil schwere Kämpfe an der Grenze beider Länder. Nach russischer Darstellung versuchten mehrere Hundert ukrainische Soldaten, mit Unterstützung von Panzern über die Grenze in der Region Kursk zu stürmen. "Der Feind wurde durch Artilleriebeschuss, Luftangriffe und den Einsatz von Kampfdrohnen zurückgeschlagen", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am vergangenen Abend mit. Danach hätten die ukrainischen Truppen versucht, sich auf ihrer Seite der Grenze festzusetzen.
Von ukrainischer Seite verlautete, dass die russischen Streitkräfte "erhebliche Verluste" erlitten hätten. Unter anderem sei ein russischer Kampfhubschrauber Ka-52 "Alligator" abgeschossen worden. Die Angaben beider Kriegsparteien konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Moskau beschuldigt Kiew des "Terrorakts" gegen Zivilisten
Russland wirft der Ukraine weitere Angriffe auf die Oblast Kursk an der Grenze vor und spricht von einem "Terrorakt" gegen die Zivilbevölkerung. Das ukrainische Militär habe seine Angriffe aus der Luft fortgesetzt, teilt das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die russische Luftabwehr habe dort in der Nacht vier Drohnen zerstört.
Bereits am Dienstag habe es ukrainische Attacken mit Panzern gegeben. "Das ist ein weiterer Terrorakt", sagte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, dem russischen Hörfunksender Sputnik. "Er richtet sich offensichtlich gegen eine friedliche Bevölkerung, gegen eine Zivilbevölkerung." Die Ukraine äussert sich nicht dazu. Beide Kriegsparteien erklären immer wieder, sie griffen die Zivilbevölkerung nicht an.
Russen rücken in Ostukraine weiter vor
Russische Truppen rückten unterdessen in der Region Donezk in der Ostukraine weiter vor. Wie der regierungsnahe ukrainische Militärkanal Deep State berichtete, hätten russische Einheiten die Ortschaft Nju-Jork (New York) zum Teil unter ihre Kontrolle gebracht. So sei bereits die russische Flagge über dem Schulgebäude im nordwestlichen Teil der Ortschaft gehisst worden. (lla)
Verwendete Quellen:
- dpa
- unhcr.org: Ukraine Refugee Situation
- tagesspiegel.de: Aktuelle Karten, Grafiken und Nachrichten zur russischen Invasion
- statista.com: Ukraine-Krieg: Tote und Verletzte in der ukrainischen Zivilbevölkerung laut Zählungen der UN
- bundesregierung.de: Diese Waffen und militärische Ausrüstung liefert Deutschland an die Ukraine
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