Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums will Russland seine Angriffsdrohnen verbessern. US-Präsident Joe Biden versucht unterdessen, bei US-Hilfen für die Ukraine Optimismus zu verbreiten. Eine Londoner Denkfabrik hingegen sieht einen Trend zur Unlösbarkeit bewaffneter Konflikte.
Russland arbeitet nach britischer Einschätzung an der Verbesserung seiner Angriffsdrohnen. Im Angriffskrieg gegen die Ukraine setze Russland zunehmend Drohnen für Grossangriffe ein, um die Luftabwehr zu überwältigen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch in seinem Update beim Kurznachrichtendienst X mit. Die Ukraine schaffe es aber weiterhin, den Grossteil ankommender Waffen unschädlich zu machen.
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Die Briten gehen davon aus, dass Russland seine Drohnen auch mit improvisierten Mitteln zu verbessern versucht. Berichten zufolge sei eine abgeschossene Einwegdrohne Ende November zur besseren Steuerung mit einer ukrainischen Sim-Karte und einem 4G-Modem ausgestattet gewesen, schrieben die Briten. Sie halten es für wahrscheinlich, dass einige russische Drohnen auch schwarz lackiert wurden, um sie bei Nachteinsätzen besser zu tarnen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
Biden optimistisch bei Hilfen für die Ukraine
US-Präsident Joe
Die Ukraine wehrt seit Februar 2022 einen grossangelegten russischen Einmarsch ab und ist dabei auf ausländische Unterstützung angewiesen. Die bisher vom US-Kongress bewilligten Mittel für die Ukraine werden nach Angaben der Regierung zum Jahresende komplett aufgebraucht sein. Der ukrainische Haushalt benötigt nach jüngsten Zahlen aus Kiew vom Mittwoch für 2024 erneut umgerechnet rund 39 Milliarden Euro aus dem Ausland. Die Finanzierung von gut 27 Milliarden Euro gilt als unsicher.
Biden hatte bereits im Oktober beim Kongress ein gewaltiges Milliarden-Paket beantragt, das unter anderem frisches Geld für die Ukraine vorsieht. Die Freigabe neuer US-Hilfen für die Ukraine wird aber weiterhin von einem innenpolitischen Streit zwischen Demokraten und Republikanern im US-Parlament blockiert. Mehr und mehr Republikaner melden Zweifel an der Unterstützung für die Ukraine an oder lehnen diese völlig ab. Ein jüngst verabschiedeter Übergangshaushalt enthält erneut keine neuen Mittel für die Ukraine.
Denkfabrik: Bewaffnete Konflikte wie Krieg in der Ukraine immer intensiver und länger
Bewaffnete Konflikte werden einer aktuellen Analyse zufolge immer intensiver und sind immer schwieriger zu lösen. Dadurch dauerten sie länger, teilte die Londoner Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS) am Mittwoch mit. "Der Trend zur Unlösbarkeit spiegelt sich in einer zunehmenden Dauer von Konflikten wider, die derzeit auf durchschnittlich etwa 30 Jahre geschätzt wird, verglichen mit weniger als 20 Jahren zu Beginn der 1990er Jahre."
Als Beispiel nannte der Thinktank den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Wiederaufbau des Landes sei nur mit Sicherheitsgarantien für Kiew möglich, die nicht in Sichtweite seien. "Der diplomatische Stillstand und die militärische Pattsituation in der Ukraine deuten auf einen potenziell langwierigen Konflikt hin." Überhaupt gebe es weltweit deutlich mehr "gewalttätige Ereignisse".
Ein Grund für die höhere Intensität und Unlösbarkeit sei der zunehmende Einfluss nicht-staatlicher bewaffneter Gruppen, die vor dem Hintergrund sinkender staatlicher Legitimität gleichermassen als Konfliktparteien und politische Akteure aufträten. "Der Trend zur Internationalisierung interner Konflikte durch zunehmende Beteiligung Dritter setzt sich fort", hiess es vom IISS weiter.
Zugleich verschärfe sich der Wettbewerb zwischen traditionellen, aufstrebenden und revisionistischen Mächten. Das neue Gewicht von Staaten wie Russland, China, Iran, den Golfstaaten und der Türkei verschärfe den Rückzug der Demokratie. Dies gehe einher mit einem abnehmenden Einfluss des Westens und treibe die geopolitische Fragmentierung im globalen Süden voran. (dpa/tas)
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