Seit seinem kurzen Aufstand gegen die russische Regierung hält sich Söldnerchef Prigoschin offenbar in Belarus auf. Der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes glaubt jedoch: In Sicherheit ist er damit noch nicht. Russlands Präsident Putin serviere seine Rache am liebsten kalt.

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Nach seinem kurzen, aber spektakulären Aufstand gegen die russische Regierung ist es ruhiger geworden um Jewgeni Prigoschin. Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner hat sich offenbar in das Dorf Molkino in Belarus zurückgezogen. Russlands Präsident Wladimir Putin scheint es Prigoschin nicht übel zu nehmen, dass der sich kurzzeitig gegen die Regierung in Moskau gewandt hat. Oder doch?

Putin sei der "ultimative Apostel der Rache", sagte der Chef des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, dem britischen Sender BBC zufolge auf einem Sicherheitsforum im Wintersportort Aspen. "Ich wäre überrascht, wenn Prigoschin sich der Vergeltung entziehen kann."

Nach Belarus ausgewichen

Als "Putins Koch" und Vertrauter des russischen Präsidenten war Jegweni Prigoschin bekannt geworden, als Chef der russischen Privatarmee hat er sich einen berüchtigten Namen gemacht. Die Wagner-Gruppe mischte auf Seiten der russischen Regierung auch im Angriffskrieg gegen die Ukraine mit. Dabei kam es immer wieder zu Konflikten mit dem russischen Verteidigungsministerium.

Trotzdem war es eine grosse Überraschung, als Wagner-Leute am 23. Juni dieses Jahres Militäreinrichtungen im Süden Russlands besetzten und einen "Marsch der Gerechtigkeit" ankündigten, um Putins Verteidigungsminister Sergej Schoigu aus dem Amt zu jagen.

Der Marsch wurde schliesslich doch abgeblasen – und Prigoschin handelte mit der russischen Regierung offenbar einen Deal aus und liess sich im Nachbarland Belarus nieder.

William Burns: "Wenn ich Prigoschin wäre, würde ich meinen Vorkoster nicht feuern"

Putin hatte zunächst gesagt, "Verräter" würden bestraft werden – diese Drohung hat er bisher aber nicht in die Tat umgesetzt. Doch das könne noch kommen, glaubt CIA-Chef Burns: "Putin glaubt generell, dass Rache ein Gericht ist, das man am besten kalt serviert", sagte er in Aspen. Der Aufstand habe eine Schwäche des Machtsystems Putins blossgelegt. Aus Burns‘ Sicht werde der Präsident das nicht auf sich sitzen lassen. "Wenn ich Prigoschin wäre, würde ich meinen Vorkoster nicht feuern."

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Damit spielte Burns auf eine Äusserung von US-Präsident Joe Biden an. Der hatte vor einer Woche über Prigoschin gespottet und spekuliert, der Söldnerchef könne Opfer einer Vergiftung werden: "Wenn ich er wäre, würde ich vorsichtig sein, was ich esse. Ich würde ein Auge auf meine Speisekarte werfen", so Biden. (fab)

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • bbc.com: Putin may still seek revenge on Wagner boss – CIA chief
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