- Lange gab es Streit innerhalb der EU, ob die Visavergabe an russische Staatsbürger komplett ausgesetzt werden soll.
- Nun hat sich der Staatenbund vorerst gegen einen solchen Schritt entschieden.
- Dafür wird aber ein Abkommen ausgesetzt, dass die Vergabe von Visa an Russen erleichtern soll.
Die EU wird ein mit Russland geschlossenes Abkommen zur Erleichterung der Visa-Vergabe für Reisende vollständig aussetzen. Das kündigte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell am Mittwoch nach Beratungen der Aussenminister in Prag an. Der Schritt ist eine weitere Strafmassnahme in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der seit mehr als einem halben Jahr andauert.
Er zielt darauf ab, den Mitgliedstaaten unkompliziert Einreisebeschränkungen für Russinnen und Russen zu ermöglichen und die Kosten und den Aufwand für Antragsteller zu erhöhen.
Ausgesetztes Abkommen soll Zahl der ausgestellten Visa stark senken
So wird zum Beispiel die grundsätzliche Festschreibung der Visumgebühr auf 35 Euro wegfallen und auch die Regelbearbeitungszeit von zehn Kalendertagen nach Antragseingang soll nicht mehr gelten. Borrell sagte, das Aussetzen des Visa-Abkommens werde die Zahl der neu ausgestellten Visa signifikant reduzieren.
Ein allgemeiner Visa-Bann, wie ihn die Ukraine und osteuropäische Länder gefordert hatten, ist nach der Grundsatzeinigung nicht vorgesehen. Dagegen wehrten sich unter anderem Deutschland, Frankreich, Österreich und Luxemburg.
Bundesaussenministerin Annalena Baerbock sagte, dass die Antragstellung für Russen künftig im Zweifel Monate dauern könne. Gleichzeitig wird es nach ihren Angaben weiterhin möglich sein, zum Beispiel Studenten und Journalisten die Einreise zu ermöglichen. Ziel sei es auch zu verhindern, dass sich die Menschen aus Frust über westliche Sanktionen eher gegen die EU wenden als gegen ihren eigenen Präsidenten.
Bislang war das 2007 in Kraft getretene Visaerleichterungsabkommen nur für Geschäftsleute, Regierungsvertreter und Diplomaten ausser Kraft gesetzt. Diese Entscheidung war am 25. Februar kurz nach dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine getroffen worden. (dpa/thp)
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