Sie kamen zu Hunderten über die russisch-finnische Grenze, zum Teil auf Fahrrädern: Asylbewerber, vor allem aus dem Nahen Osten. Finnland vermutet Russland hinter den Flüchtlingsströmen und macht die Grenzen zum Nachbarland dicht.
Mehr als tausend Kilometer Grenze und kein Durchkommen: Finnland hat seinen letzten noch für den Personenverkehr geöffneten Grenzübergang nach Russland vorerst geschlossen. Das sagte der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo am Dienstag bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Zuletzt war nur noch ein Grenzübergang nördlich des Polarkreises geöffnet gewesen.
Der finnische Grenzschutz hatte in den vergangenen Wochen eine sprunghaft angestiegene Zahl Menschen vorwiegend aus dem Nahen Osten registriert, die ohne die erforderlichen Papiere aus Russland einreisten und in Finnland Asyl beantragten. Daraufhin hatte Finnland nach und nach seine Grenzübergänge nach Russland geschlossen.
Finnland wirft Moskau gezielte Aktionen vor
Allein im November waren nach offiziellen Angaben über 600 Asylbewerber aus Russland eingereist. Die finnische Regierung wirft Moskau vor, Asylbewerber ohne gültige Papiere gezielt nach Finnland durchzulassen. "Russland hat diese Situation verursacht und kann sie auch stoppen", sagte Ministerpräsident Orpo. Es handle sich bei der sprunghaft angestiegenen Einreise von Asylbewerbern um "eine organisierte Aktivität" und nicht um einen echten Notfall, so Orpo.
Finnland hat eine 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland. Der einzige für den Personenverkehr noch geöffnete Grenzübergang zwischen Finnland und Russland bei Raja-Jooseppi soll ab Donnerstag geschlossen werden, zunächst für zwei Wochen. Einzig der Grenzbahnhof Vainikkala im Südosten Finnlands bleibt demnach für den Güterverkehr auf der Schiene geöffnet.
Russische Vertreter haben die sukzessive Schliessung der finnischen Grenzübergänge kritisiert.
Finnland ist seit April Nato-Mitglied
Angesichts der Zunahme der ankommenden Asylbewerber hatte die EU-Grenzschutzbehörde Frontex vergangene Woche erklärt, in Kürze 50 Beamte, weiteres Personal und Patrouillenfahrzeuge nach Finnland schicken zu wollen. Diese sollten etwa bei der Registrierung von Migranten, dem Prüfen von Dokumenten und als Dolmetscher helfen.
Finnland ist im April unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine der Nato beigetreten. Der Beitritt ist eine der weitreichenden geopolitischen Folgen des Ukraine-Kriegs. Das nordische Land mit seinen rund 5,5 Millionen Einwohnern hatte zuvor jahrzehntelang grossen Wert auf militärische Bündnisfreiheit gelegt. Mit dem Beitritt Finnlands wuchs die Nato-Aussengrenze Richtung Russland auf mehr als das Doppelte an. (dpa/cgo)
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