Im Kampf gegen Russland braucht die Ukraine Waffen aus dem Ausland, doch die Hilfe kommt in letzter Zeit nur schleppend. Der Aussenminister rüttelt die Partner mit einem gewagten Vergleich auf. Ein Überblick über die Geschehnisse seit Dienstagabend - und darüber, was am Mittwoch wichtig wird.
Als Teil der internationalen Rüstungshilfe für die Ukraine wird Deutschland erstmals Militärhubschrauber liefern. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) habe dem von Russland angegriffenen Land sechs Mehrzweckhubschrauber vom Typ Sea King Mk41, Zubehör- und Ersatzteilpakete sowie Ausbildung dafür zugesagt, teilte das Verteidigungsministerium in Berlin am Dienstagabend mit.
Zuvor hatten sich die Unterstützer der Ukraine im sogenannten Ramstein-Format zu Beratungen zusammengeschaltet. "Für globale Sicherheit ist eine souveräne und sichere Ukraine unabdingbar, und unsere Unterstützung für die Ukraine wird nicht wanken", erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nach dem Treffen.
Die ostukrainische Grossstadt Charkiw wurde unterdessen am späten Dienstagabend abermals von russischen Raketen beschossen. Es gebe Schäden an ziviler Infrastruktur, schrieb der Gouverneur des Gebietes auf Telegram. Nach dem Raketenbeschuss mit vielen Toten in der Ukraine in der Nacht zuvor brachten auch in der Nacht auf Mittwoch russische Drohnen Gefahr für weite Landesteile.
Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren gegen eine russische Invasion - am Mittwoch ist der 700. Kriegstag.
Selenskyj spricht von 18 Toten durch Raketenbeschuss
Durch die russischen Raketenangriffe vom Dienstag wurden nach Angaben des ukrainischen Präsidenten
In Charkiw sei ein ganz normales Hochhaus getroffen worden, in dem normale Menschen lebten, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Ein normales Leben ist das, was das moderne Russland als Bedrohung für sich ansieht." Doch Russland solle wissen, dass die Ukraine einen langen Arm habe. "Der russische Krieg wird auf jeden Fall nach Hause zurückkehren - dorthin, wo dieses Übel herkommt."
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Bundeswehr gibt alte Transporthelikopter ab
An den Beratungen über Militärhilfen für die Ukraine, dem sogenannten Ramstein-Format, nahmen nach Angaben von US-Verteidigungsminister Austin etwa 50 Staaten teil. In der Videokonferenz bat er seine Kollegen, Kiew möglichst viele Waffen zu liefern. Neue Zusagen der USA gab es nicht, denn dort blockiert innenpolitischer Streit die künftige Finanzierung der Ukraine-Hilfen. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow sprach davon, dass seine Streitkräfte viel mehr Artilleriemunition bräuchten. "Und es ist absolut notwendig, dass wir das Netz unserer Flugabwehr erhalten", sagte er nach Angaben seines Ministeriums.
Deutschland sagte bei den Beratungen die Militärtransporthubschrauber aus Bundeswehrbeständen zu. Verteidigungsminister
Ukrainischer Minister: Hilft Nordkorea schneller als unsere Freunde?
Der schleppende Nachschub an Artilleriemunition wurde auch vom ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba bemängelt. Er kritisierte das Hochfahren der Rüstungsproduktion in westlichen Unterstützerländern als zu langsam. "Wir schätzen alles, was wir erhalten, aber das Ausmass des Krieges verlangt mehr", sagte er in einem Interview von "Bild", Welt TV und "Politico" in Kiew.
Offiziere und Soldaten berichteten ihm immer wieder, dass Russland bei der Versorgung mit Artilleriemunition klar überlegen sei, sagte Kuleba. Ein Grund dafür seien Lieferungen aus Nordkorea an Moskau. "So lächerlich es auch klingen mag, aber es scheint so, dass Nordkorea ein effizienterer Partner für Russland ist als die Freunde, die versuchen, die Ukraine mit Artilleriemunition zu versorgen." Die EU hat zwar versprochen, bis zu diesem Frühjahr eine Million Geschosse zu besorgen, läuft diesem Ziel aber hinterher.
Das wird am Mittwoch wichtig
Der neue slowakische Ministerpräsident Robert Fico kommt am Mittwoch in die westukrainische Grenzstadt Uschhorod in den Transkarpaten, wo er den ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal treffen wird. Fico ist für Kiew ein schwieriger Partner. Die Slowakei trägt zwar die EU-Sanktionen gegen Russland mit und befürwortet anders als Ungarn auch eine EU-Perspektive für die Ukraine. Einen Nato-Beitritt lehnt Ficos Regierung aber ab. Er ist der Meinung, dass der Krieg für die Ukraine nicht zu gewinnen sei und eine nichtmilitärische Lösung gefunden werden müsse. (dpa/mbo)
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