Die Ukraine erhält viel Militärhilfe anderer Staaten. Im Abwehrkampf gegen die russische Invasion wird auch der direkte Kontakt zu Firmen anderer Länder immer wichtiger. Derweil hat das angegriffene Land offenbar einen schweren Verlust zu verzeichnen. Die Lage im Krieg in der Ukraine.
Von offizieller ukrainischer Seite wurde der Verlust der Stadt bislang nicht bestätigt.
Zum Tag des Vaterlandsverteidigers am Dienstag gedachte die von Russland mit Krieg überzogene Ukraine mit einer landesweiten Schweigeminute ihrer gefallenen Soldaten. Die Nacht zum Mittwoch begann für mehrere Gebiete im Norden und in der Mitte des Landes erneut mit Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe ortete zahlreiche russische Kampfdrohnen in der Luft. Mittwoch ist der 951. Tag seit Beginn der grossangelegten russischen Invasion.
Verlustreicher Kampf um Wuhledar
Russische Truppen sind seit Monaten in der Ostukraine auf dem Vormarsch. Die Situation hat sich seit dem ukrainischen Vorstoss ins russische Grenzgebiet Kursk im August und der Verlegung von mehreren Brigaden aus der Ostukraine in das neue Operationsgebiet verschlechtert. Mehrere Kleinstädte konnten seither von russischen Truppen erobert werden.
Im Fall Wuhledar versuchte die russische Armee seit langem vergeblich, die Stadt einzunehmen, erlitt aber mehrmals hohe Verluste. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, die zur Festung ausgebaute Stadt im Osten und Westen zu umgehen und nahezu einzukreisen. Berichte über einen geordneten Rückzug der letzten ukrainischen Verteidiger gab es nicht. Russische Militärblogger gingen davon aus, dass in der Stadt noch einzelne versprengte ukrainische Soldaten sind.
Aus den Lageberichten des ukrainischen Generalstabs liess sich die Entwicklung nur indirekt herauslesen. Er erwähnte am Dienstagmorgen noch Kämpfe um Wuhledar, in den Berichten für den Nachmittag und Abend aber schon nicht mehr. Die russischen Angriffe konzentrierten sich auf das nächstgelegene Dorf Bohojawlenka, hiess es.
Ukrainische Rüstungsindustrie stockt rasch auf
Für die Aufrüstung der ukrainischen Armee sind nach Worten Selenskyjs nicht nur staatliche Militärhilfen anderer Länder notwendig. "Für die Ukraine ist es absolut entscheidend, dass nicht nur Partnerländer, sondern auch Verteidigungsunternehmen aus der ganzen Welt zunehmend an einer Zusammenarbeit mit uns und unserer Verteidigungsindustrie interessiert sind", sagte er.
Es gebe Investitionen von aussen in die ukrainische Rüstungsbranche wie auch ausländische Firmen, die in der Ukraine produzierten. "Die Ukraine stellt bereits Dinge her, die wir vorher nicht hatten, wie das Kaliber 155 und unsere Langstreckendrohnen, unsere Marinedrohnen." Neben anderen Rüstungsfirmen sind Rheinmetall aus Deutschland und die deutsch-französische KNDS in der Ukraine aktiv.
Die Ukraine werde bis Jahresende 1,5 Millionen Drohnen hergestellt haben, sagte Ministerpräsident Denys Schmyhal bei einer Regierungssitzung. Die Rüstungsproduktion des Landes habe sich im Vergleich zu 2023 verdreifacht. Bei dem Rüstungsforum sagte Selenskyj, sein Land habe im ersten Halbjahr dieses Jahres 25 Mal mehr Munition produziert als 2022. Die Ukraine habe auch eine eigene ballistische Rakete erfolgreich getestet.
Kiew vermutet Kriegsverbrechen
Die ukrainische Justiz vermutet aufgrund eines Videos die Ermordung von 16 ukrainischen Kriegsgefangenen durch die russische Armee. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew sprach von einem mutmasslichen Kriegsverbrechen.
Sie teilte mit, auf Telegram-Kanälen sei am Dienstag ein Video aufgetaucht. Es sei angeblich an der Front nahe der umkämpften Stadt Pokrowsk aufgenommen worden. Zu sehen sei, wie ukrainische Soldaten aus einem Waldstück herauskommen, sich in Reihe aufstellen und dann erschossen werden. Sollte sich der Fall bewahrheiten, sei es nach Einschätzung von Generalstaatsanwalt Andriy Kostin der schlimmste Fall der Tötung ukrainischer Kriegsgefangener an der Front.
Russland nimmt angebliche Internet-Verschwörer fest
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben bei einer koordinierten Aktion 39 Menschen festgenommen, darunter mehrere Minderjährige. Es handele sich um Teilnehmer "destruktiver Internetgemeinschaften", die im Auftrag der Ukraine Gewalttaten in Russland hätten verüben sollen, hiess es. Gegen weitere mehr als 250 Personen werde ermittelt. Angeblich sollen sich die Verdächtigen über den Messenger Discord mit ihren ukrainischen Führungsoffizieren verständigt haben.
Russische Behörden warnen seit Monaten vor den angeblichen Anwerbungen, Medien berichten über einzelne Fälle. Moskau hat nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Verfolgung von Kriegsgegnern und Andersdenkenden im eigenen Land noch einmal verschärft. (dpa/bearbeitet von mbo) © Deutsche Presse-Agentur
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