- 23:22 Uhr: ➤ Selenskyj fordert russischen Abzug aus südukrainischem AKW
- 19:20 Uhr: UNO setzt Russlands Streitkräfte auf "Liste der Schande"
- 17:33 Uhr: Verteidigungsminister Schoigu: Russland rekrutiert täglich über 1.000 Soldaten
- 16:56 Uhr: Selenskyjs Frau Olena Selenska weint "sehr oft"
- 15:47 Uhr: Ukrainischer Premier: "Haben über 113 Quadratkilometer zurückerobert"
- 12:58 Uhr: Selenskyj warnt vor "Terrorangriff" auf Akw Saporischschja
- 08:53 Uhr: Wagner-Chef wirft Moskau Irreführung des russischen Volkes vor
- 05:00 Uhr: Selenskyj spricht von Fortschritten an der Front
➤ Selenskyj fordert russischen Abzug aus südukrainischem AKW
- 23:22 Uhr
Der ukrainische
Selenskyj wiederholte den Vorwurf, dass Moskau in dem von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja einen Anschlag plane, den es dann zynisch "unter dieser oder jener Katastrophe zu verbergen hofft". Er habe Vertreter der grossen westlichen Industrienationen (G7) und der Industrie- und Schwellenländer (G20) sowie internationaler Organisationen über die Gefahr unterrichtet.
Konkrete Beweise für seine Anschuldigungen gegen Moskau nannte Selenskyj nicht. Stattdessen verwies er auf die Zerstörung des Kachowka-Damms. Nach dessen Beschädigung ist der Kachowka-Stausee ausgelaufen, grosse Teile des südukrainischen Gebiets Cherson sind überflutet. Kiew und der Westen machen Moskau dafür verantwortlich. Russland streitet ab, den Damm gesprengt zu haben.
Russische Truppen besetzten kurz nach Beginn des von Kremlchef
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Die Lage im Überblick
Seit 24. Februar 2022 führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.
Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote. Wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu.
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat inzwischen mehr als 5,9 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Europa registriert (Stand: 6. Juni). Die Flüchtenden sind vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land in den meisten Fällen nicht verlassen dürfen.
Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Ausserdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Gepard-Panzer hat die Ukraine aus Deutschland erhalten. (dpa)
Die weiteren Nachrichten zum Krieg in der Ukraine vom 22. Juni
UNO setzt Russlands Streitkräfte auf "Liste der Schande"
- 19:20 Uhr
Die Vereinten Nationen haben die russischen Streitkräfte und ihnen angegliederte bewaffnete Gruppen wegen der Verletzung von Kinderrechten im Ukraine-Krieg auf ihre "Liste der Schande" gesetzt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich in einem Bericht, den die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag einsehen konnte, geschockt von den häufigen Angriffen auf Schulen und Krankenhäuser sowie "der hohen Zahl an getöteten und versehrten Kindern" in der Ukraine.
Die "Liste der Schande" brandmarkt Staaten und Organisationen, denen die UNO Kinderrechtsverletzungen in Konflikten vorwirft.
Dem Bericht zufolge sind in der Ukraine im vergangenen Jahr 477 Kinder getötet worden. 136 Todesfälle wurden den russischen Streitkräften und angegliederten Gruppen zugeordnet, 80 den ukrainischen Streitkräften. Zudem wurden laut Bericht 909 Kinder verstümmelt, 518 von russischen Truppen und 175 von ukrainischen. Das Papier wurde am Donnerstag dem UN-Sicherheitsrat übergeben und soll in der kommenden Woche veröffentlicht werden.
"Ich bin entsetzt von der hohen Anzahl schwerwiegender Vergehen gegen Kinder in der Ukraine", erklärte Guterres. Dabei stelle der Bericht nicht einmal das volle Ausmass der Vorfälle dar.
Zwar tauchen die ukrainischen Streitkräfte nicht auf der dem Bericht angehängten "Liste der Schande" auf, doch die UNO spricht eine Mahnung an die Ukraine "wegen der Zahl der getöteten und versehrten Kinder und der Angriffe gegen Schulen und Krankenhäuser" aus. Er werde die Situation für seinen nächsten Bericht beobachten, erklärte Guterres. (afp)
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Verteidigungsminister Schoigu: Russland rekrutiert täglich über 1.000 Soldaten
- 17:33 Uhr
Bei einem Treffen des Sicherheitsrats hat der russische Verteidigungsminister Schoigu über angebliche Fortschritte beim Aufbau von Reserven berichtet. "Faktisch werden wir bis Ende Juni den Aufbau einer Reservearmee beendet haben", sagte Sergej Schoigu laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass bei der Sitzung, bei der auch Präsident Wladimir Putin anwesend war.
Der Verteidigungsminister erklärte, dass das russische Militär bereits über 100.000 Zeitsoldaten und mehr als 50.000 Freiwillige erfolgreich anwerben konnte - ohne allerdings den Zeitraum zu nennen, auf den sich diese Zahlen beziehen sollen. "Jeden Tag verpflichten sich durchschnittlich 1.336 Menschen, sodass wir quasi täglich ein weiteres Regiment dazubekommen", so Schoigu.
Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. (dpa/lag)
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Selenskyjs Frau Olena Selenska weint "sehr oft"
- 16:56 Uhr
Der Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treibt der russische Angriffskrieg gegen ihr Heimatland häufig Tränen in die Augen. Sie weine deswegen immer noch "sehr oft", sagte Olena Selenska im Interview der spanischen Zeitung "El Mundo" (Donnerstag). "Heute, bei diesem Interview, kann es sein, dass ich wieder weine. Das passiert mir sehr oft", so die 45-Jährige. "Schliesslich bin ich ein Mensch, ich habe Gefühle und ich weine."
Direkt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar vergangenen Jahres sei es noch schlimmer für sie gewesen. "In den ersten Tagen des Krieges traf mich jeder Angriff sehr hart. Selbst bei offiziellen Veranstaltungen habe ich geweint", sagte die gelernte Architektin. "Es ist nicht so, dass ich nun abgehärtet bin, aber ich muss alle Anstrengungen unternehmen, die Geschichte zu Ende zu erzählen." (dpa)
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Ukrainischer Premier: "Haben über 113 Quadratkilometer zurückerobert"
- 15:47 Uhr
Die ukrainische Armee hat nach Angaben von Premierminister Denys Schmyhal in der laufenden Gegenoffensive inzwischen acht Dörfer und 113 Quadratkilometer besetzen Gebiets zurückerobert. "Das ist ein riesiges Territorium", sagte Schmyhal am Donnerstag bei der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine in London. Zudem seien die ukrainischen Truppen auf einer Tiefe von bis zu sieben Kilometer in russisch besetztes Gebiet vorgestossen.
"Wir haben gute Ergebnisse", sagte Schmyhal. Trotzdem mahnte er zu Geduld. Bei einer Gegenoffensive handele es sich um eine Reihe militärischer Einsätze, einige davon seien offensiv, andere defensiv. Manchmal seien taktische Pausen notwendig. Verlangsamt werde das Vorrücken zudem durch von den Russen angelegte Minenfelder.
"Wir werden unsere Soldaten nicht verfeuern, wie die Russen das tun", so der ukrainische Premier. Jedes Leben zähle. Er fügte hinzu: "Wir werden sehr durchdachte Offensiveinsätze durchführen. Deswegen könnte es Zeit brauchen." Man sei jedoch "absolut optimistisch", das gesamte von Russland besetzte Gebiet wieder zurückerobern zu können. (dpa)
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Selenskyj warnt vor geplantem russischem "Terrorangriff" auf Akw Saporischschja
- 12:58 Uhr
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor einem geplanten "Terrorangriff" der russischen Streitkräfte auf das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine gewarnt. Nach Geheimdienstinformationen werde ein Angriffs-Szenario, einschliesslich der Freisetzung radioaktiver Strahlung, von Russland in Erwägung gezogen, teilte Selenskyj am Donnerstag im Onlinedienst Telegram mit. "Sie haben alles dafür (für den Angriff) vorbereitet", erklärte Selenskyj.
Die russische Führung wies die Anschuldigungen zurück. "Das ist eine weitere Lüge. Wir hatten lediglich Kontakt mit der IAEA (Internationale Atomenergiebehörde)", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow vor Journalisten. Der IAEA-Chef Rafael Grossi hatte das grösste Atomkraftwerk Europas in der vergangenen Woche besucht.
Die Angst vor einer nuklearen Katastrophe an dem Akw Saporischschja flammt seit Beginn des Krieges in der Ukraine immer wieder auf. Grossi hat das Akw seit der Besetzung durch russische Kräfte im März des vergangenen Jahres mehrmals besucht. Die Sicherheit des Kraftwerks wurde immer wieder durch Angriffe und Kämpfe in der Umgebung bedroht, für die sich Moskau und Kiew gegenseitig die Schuld geben.
Die teilweise Zerstörung des Staudamms Kachowka bei einem Angriff Anfang Juni hat der IAEA zufolge die "ohnehin prekäre" Sicherheitslage noch verschärft. Die Reaktoren des von Russland besetzten Kraftwerks sind zwar seit Monaten abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken muss jedoch weiterhin ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern. Hierfür wird das Wasser des Stausees genutzt, dessen Pegel nach dem Dammbruch gesunken war. (afp)
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Russland: Brücke zur Krim durch ukrainischen Angriff beschädigt
- 10:49 Uhr
Eine Brücke zwischen der russisch annektierten Halbinsel Krim und einem ebenfalls russisch besetzten Teil der Region Cherson ist russischen Angaben zufolge bei einem ukrainischen Angriff beschädigt worden. Die Tschongar-Brücke sei in der Nacht getroffen worden, erklärte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, am Donnerstag auf Telegram. Es habe keine Opfer gegeben, die Schäden würden derzeit begutachtet. Der Gouverneur rief die Bevölkerung zur Ruhe auf.
Die von Moskau eingesetzten Behörden in Cherson sprachen ihrerseits von mehreren beschädigten Brücken. Die Kiewer Streitkräfte hätten "zivile Infrastrukturen bombardiert: Brücken an der Verwaltungsgrenze zwischen der Region Cherson und der Krim in der Nähe von Tschongar", erklärte Gouverneur Wladimir Saldo. Er veröffentlichte ein Foto einer Brücke, auf dem ein tiefer Krater auf einer Fahrbahn zu sehen ist. Die Ukraine hätte nach "ersten Einschätzungen" britische Raketen vom Typ Storm Shadow eingesetzt, fügte er hinzu.
Die Ukraine versucht derzeit, in einer Gegenoffensive russisch besetzte Gebiete ihres Landes zurückzuerobern. Die bereits 2014 annektierte Halbinsel Krim dient den russischen Streitkräften als wichtige logistische Basis. In den vergangenen Monaten kam es häufig zu Angriffen, auch durch Drohnen. (afp)
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Wagner-Chef wirft Moskau Irreführung des russischen Volkes vor
- 08:53 Uhr
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner hat Moskau vorgeworfen, die Menschen in Russland über den Verlauf der ukrainischen Offensive zu belügen. "Sie führen das russische Volk in die Irre", sagte Jewgeni Prigoschin in einer am Mittwoch von seinen Sprechern veröffentlichten Sprachnachricht. "Grosse Gebiete sind an den Feind abgegeben worden", fügte er hinzu.
Kiew hatte Anfang Juni eine Gegenoffensive im Süden und Osten der Ukraine gestartet, um im vergangenen Jahr verlorene Gebiete zurückzuerobern. Russlands Präsident Wladimir Putin hat wiederholt behauptet, dass die ukrainische Offensive fehlschlage.
Doch Wagner-Chef Prigoschin, dessen Söldner seit Monaten Angriffe auf Städte in der Ostukraine angeführt haben, beschuldigte das Verteidigungsministerium, nicht die Wahrheit zu erzählen. Eine Reihe von Dörfern, darunter Pjatychatky, seien verloren gegangen, sagte Prigoschin und verwies auf fehlende Waffen und Munition. Seinen Angaben zufolge haben ukrainische Truppen auch schon versucht, den Fluss Dnipro zu überqueren, eine natürliche Barriere an der Front.
"All dies wird vor allen total versteckt", sagte der 62-Jährige. "Eines Tages wird Russland aufwachen, nur um zu entdecken, dass auch die Krim an die Ukraine übergeben wurde", mahnte er.
Kiew hat bisher kleine Gebietsgewinne gemeldet und seit Beginn der Offensive nach eigenen Angaben acht Siedlungen zurückerobert. (afp)
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Unternehmen bekommen leichter Exportkreditgarantien für die Ukraine
- 05:21 Uhr
Zur wirtschaftlichen Unterstützung der Ukraine werden deutsche Exportkreditgarantien für das Land nach einem Beschluss der Bundesregierung ab sofort unkomplizierter vergeben. Anstelle einer strikten Einzelfallprüfung solle der Bund künftig anhand genereller Regeln über die Garantien entscheiden, teilte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit. Auch Banksicherheiten seien bei vertretbarem Risiko nicht mehr nötig.
Mit sogenannten Exportkreditgarantien sichert der Bund gegen eine Prämie Auslandsgeschäfte insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen ab, die er als besonders förderwürdig betrachtet - zum Beispiel, weil sie der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland dienen oder der Erschliessung neuer Absatzmärkte. Falls es zum Zahlungsausfall kommt, springt der Bund ein und übernimmt den Grossteil. Das erhöht die Finanzierungsbereitschaft privater Kreditinstitute. (dpa)
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Selenskyj spricht von Fortschritten an der Front
- 05:00 Uhr
Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zwei Wochen nach Beginn der ukrainischen Offensive Fortschritte an der Front gelobt. "Im Süden sind wir in der Vorwärtsbewegung", sagte er am Mittwoch in seiner täglichen Videoansprache. Er räumte zwar schwere Kämpfe ein, doch überall - auch im Osten, wo die ukrainischen Truppen in der Defensive seien - werde der Feind vernichtet, meinte er. Erst kurz zuvor hatte der ukrainische Staatschef die Erwartungen der Öffentlichkeit an die ukrainische Offensive noch gedämpft.
So räumte er in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview der BBC ein, dass die Offensive "langsamer als gewünscht" vorankomme. Die geringen Geländegewinne führte Selenskyj auch auf die weiträumige Verminung des Geländes durch russische Truppen zurück. Daher sei ein vorsichtiges Vorgehen notwendig, um das Leben der Soldaten nicht unnötig zu gefährden.
In seiner abendlichen Videobotschaft verkündete Selenskyj hingegen vor allem positive Nachrichten. Neben den nicht näher benannten Fortschritten an der Front ging der Präsident auch auf die Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine in London und das neue Sanktionspaket der EU gegen Russland ein. Bei der Konferenz habe die Ukraine nicht nur staatliche Hilfe bekommen, sondern zugleich auch Zusagen der Privatwirtschaft, sich an einem nachhaltigen Aufbau des Landes zu beteiligen. (dpa)
Die Ticker der vergangenen Tage zum Nachlesen:
- Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 21. Juni finden Sie hier
- Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 20. Juni finden Sie hier
- Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 19. Juni finden Sie hier
- Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 18. Juni finden Sie hier
- Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 17. Juni finden Sie hier
- Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 16. Juni finden Sie hier
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