Russland bombardiert ukrainische Energieanlagen. Nun kommt es deshalb in allen Regionen des Landes zumindest vereinzelt zu Einschränkungen. Derweil schwelt in der russischen Bevölkerung die Angst vor einer möglichen Massnahme doch der neue Verteidigungsminister dementiert. Die Lage im Überblick.

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In der Ukraine kommt es angesichts russischer Angriffe auf die Energieinfrastruktur landesweit zu Einschränkungen bei der Stromversorgung. Von Dienstagabend um 21.00 Uhr bis um Mitternacht gab es "in allen Regionen der Ukraine kontrollierte Notabschaltungen", wie der Energieversorger Ukrenerho bereits vorab auf Facebook mitgeteilt hatte. Für Industriekunden sollten die Einschränkungen auch am Mittwoch noch anhalten, hiess es. Grund sei ein "erheblicher Strommangel" durch russischen Beschuss und eine erhöhte Nachfrage an kalten Tagen. In der Hauptstadt Kiew sind laut Stadtverwaltung rund zehn Prozent der Verbraucher von den Notabschaltungen betroffen.

Russland führt seit mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Immer wieder hat die russische Armee dabei in den vergangenen Monaten gezielt ukrainische Energieanlagen bombardiert.

Mehr als 20 Verletzte durch russische Angriffe auf Charkiw

Bei neuen Angriffen wurden in der ostukrainische Grossstadt Charkiw mindestens 21 Menschen verletzt. Unter den Opfern seien drei Kinder, teilte die Staatsanwaltschaft der an Russland grenzenden Region mit. Die ukrainischen Behörden berichteten von mehreren russischen Luftangriffen, die die Stadt im Laufe des Tages erschütterten und auch ein mehrstöckiges Wohnhaus getroffen haben sollen.

"Wenn wir bereits zwei Patriot-Systeme für diese Region bekommen hätten, dann hätte das einen Unterschied für die Gesamtsituation im Krieg gemacht."

Wolodymyr Selenskyj

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj pochte in seiner abendlichen Videoansprache erneut auf mehr internationale Hilfe bei der Luftverteidigung, insbesondere beim Schutz von Charkiw. "Wenn wir bereits zwei Patriot-Systeme für diese Region bekommen hätten, dann hätte das einen Unterschied für die Gesamtsituation im Krieg gemacht", betonte Selenskyj, der sich früher am Tag mit dem in die Ukraine gereisten US-Aussenminister Antony Blinken getroffen hatte.

Blinken in Kiew

Auch bei seinem Treffen mit Blinken hatte Selenskyj Patriot-Flugabwehrsysteme für Charkiw gefordert. Der wie üblich aus Sicherheitsgründen nicht angekündigte Besuch war für Blinken der vierte seit Kriegsbeginn im Februar 2022. Zugleich war es die erste Visite nach Verabschiedung eines lange verzögerten Hilfspakets der USA in Höhe von 61 Milliarden US-Dollar (56,5 Milliarden Euro).

Die Waffen seien teils schon eingetroffen, teils noch unterwegs, sagte Blinken. "Das wird auf dem Schlachtfeld einen realen Unterschied machen gegen die russische Aggression." Er nannte aber keine Details. Bei einer Rede am Polytechnischen Institut in Kiew sagte er später, es werde nach Flugabwehrsystemen gesucht.

Russlands neuer Verteidigungsminister: Keine Mobilisierung geplant

Russlands designierter Verteidigungsminister Andrej Beloussow trat derweil Befürchtungen der eigenen Bevölkerung über eine möglicherweise geplante neue Mobilisierungswelle entgegen. Zwar sei die Rekrutierung neuer Kämpfer eine wichtige Aufgabe, sagte der 65-Jährige laut der Agentur Interfax während einer Anhörung im Oberhaus des russischen Parlaments, das offiziell über seine Ernennung entscheiden wird. "Ich möchte besonders betonen, dass nicht die Rede von einer Mobilmachung und von irgendwelchen ausserplanmässigen Massnahmen ist", fügte er dann aber hinzu.

Beloussow will in der Ukraine den Sieg mit "minimalen menschlichen Verlusten" erreichen. Das wichtigste Ziel der "militärischen Spezialoperation" bleibe der Sieg und die Erreichung der vom Präsidenten gesetzten "militärisch-politischen Ziele", sagte Beloussow am Dienstag vor Abgeordneten. "In dieser Hinsicht möchte ich betonen: mit minimalen menschlichen Verlusten", sagte er weiter.

Schulze: Überlegungen, wie man Ukrainer bei Rückkehr unterstützen kann

Angesichts des Arbeitskräftemangels in der Ukraine infolge des Krieges denkt die Bundesregierung darüber nach, wie von dort geflüchtete Menschen bei einer Rückkehr in ihre Heimat unterstützt werden können. "Es gibt Überlegungen, wie wir die Menschen bei ihrem Neuanfang in der Ukraine unterstützen könnten", antwortete Entwicklungsministerin Svenja Schulze dem "Tagesspiegel" (Mittwoch) auf die Frage, ob finanzielle Anreize für Geflüchtete geplant seien. "Denkbar sind auch Modelle der sogenannten zirkulären Migration, also einer zeitweisen Rückkehr."

Was am Mittwoch wichtig wird

US-Aussenminister Blinken setzt seinen Besuch in der Ukraine fort. Geplant ist unter anderem ein Treffen mit seinem Kollegen Dmytro Kuleba.   © dpa

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