Nachdem der ukrainische Präsident Selenskyj mehreren EU-Ländern seinen "Siegesplan" vorgestellt hat, erhofft sich die Ukraine schnelle Hilfe. Besonders der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, macht hierbei Druck. Derweil wurden ukrainischen Angaben zufolge mehrere Waffenarsenale Russlands zerstört.
Die Ukraine erhofft sich nach der Vorstellung ihres "Siegesplans" im Krieg gegen den Angreifer Russland rasche Zusagen des Westens für die geforderte Militärhilfe. Es gehe hier nicht um Tage, sondern um Stunden, sagte der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, im ukrainischen Fernsehen. "Unsere Partner verstehen die Logik des Plans", sagte er. Es seien sehr konkrete Schritte der westlichen Partner nötig, um der Ukraine zu helfen.
Das Land ist durch den russischen Truppenvormarsch stark unter Druck. Die Details des vom ukrainischen Präsidenten
Bekannt ist, dass die Ukraine vom Westen eine Freigabe von Langstreckenwaffen für Schläge gegen militärische Ziele weit im russischen Hinterland fordert. Die ukrainische Führung hat immer wieder erklärt, dass es darum gehen müsse, das Militär der Atommacht Russland zu zerstören, damit es nie wieder ein anderes Land angreifen könne. Zudem fordert Kiew eine Einladung für die Ukraine zur Nato-Mitgliedschaft.
Lob für erfolgreiche Drohnenangriffe auf Russland
Es habe grosse Aufmerksamkeit für den Plan gegeben, sagte Jermak. Nun brauche es sehr konkrete Zusagen vom Westen. Selenskyj habe neue Verteidigungspakete mitgebracht von seiner Reise, darunter Zusagen für die Lieferung von Flugabwehrsystemen, Investitionen für die ukrainische Eigenproduktion von Drohnen und anderen Waffen.
Derweil lobte der Oberkommandierende der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, in den sozialen Netzwerken die Erfolge beim Einsatz von Drohnen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet. So hatte das ukrainische Militär zuletzt Munitions- und Treibstofflager getroffen, riesige Explosionen ausgelöst und damit den Nachschub gestört.
Sender: Viele russische Arsenale zerstört
Seit Anfang August fliege ein russisches Waffenarsenal nach dem anderen in die Luft, berichtete der ukrainische Auslandssender Freedom. Mindestens sechs grosse Lager seien mit Drohnen getroffen worden. In den Gebieten Twer und Krasnodar seien zwischen 66 und 93 Prozent der Munitionsvorräte vernichtet worden. Allein in dem Arsenal Toropez im Gebiet Twer sollen rund 30.000 Tonnen Munition gelagert gewesen sein. Zerstört worden seien auch Lieferungen aus dem Iran und Nordkorea, hiess es weiter. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Grund für die hohen Verluste sei das schon aus Sowjetzeiten bekannte Vorgehen, für eine einfache Logistik so viel Munition wie möglich an einem Ort zu lagern, berichtete der Sender unter Berufung auf Experten. Hinzu kämen laxe Sicherheitsvorkehrungen, Lagerungen bisweilen unter freiem Himmel und eine unzureichende Flugabwehr für die Depots.
Selenskyj will Waffenproduktion in der Ukraine ausbauen
Selenskyj will mit westlichen Investitionen die Waffenproduktion in der Ukraine deutlich ausbauen. "Unsere industrielle Kapazität erlaubt es uns, weit mehr Drohnen, mehr Granaten und militärische Ausrüstung zu produzieren, als es die finanziellen Möglichkeiten unseres Landes erlauben", sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. Der Westen könne das Geld geben, zumal viele Partner mangels eigener Waffen der Ukraine im Moment ansonsten nicht ausreichend helfen könnten.
"Ausserdem verfügen einige Partner über spezielle Technologien, die in der Ukraine bereits jetzt eingesetzt werden können", sagte Selenskyj. Er dankte allen, die bisher schon investiert hätten im Rüstungssektor – besonders bei der Produktion von Drohnen. Bei seinem Besuch in Paris sei über ein neues ukrainisch-französisches Modell gesprochen worden. Dies solle nun auf Ebene der Verteidigungsminister vertieft werden.
Selenskyj hat in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg immer wieder erklärt, er wolle die Ukraine zu einem der weltweit grössten Waffenproduzenten machen. Um gegen das zahlenmässig weit überlegene russische Militär bestehen zu können, sind die ukrainischen Streitkräfte auf neue Waffen und Munition ihrer Verbündeten angewiesen.
Selenskyj: Halten definierte Linien im Raum Kursk
Mit Blick auf die ukrainische Gegenoffensive in der russischen Grenzregion Kursk sagte Selenskyj, das ukrainische Militär halte dort die definierten Linien. Zuvor habe es Versuche der feindlichen Streitkräfte gegeben, die ukrainische Armee von ihren Positionen zu vertreiben. Er widersprach damit indirekt russischen Behauptungen, dass Moskaus Truppen dort mehrere Ortschaften zurückerobert hätten.
Die ukrainische Armee war Anfang August im Gebiet Kursk einmarschiert und hat dort Dutzende Ortschaften besetzt. Nach Angaben Selenskyjs soll so der Druck auf Russland für Verhandlungen erhöht werden. Die Militärführung in Moskau hat angekündigt, das russische Gebiet bald zu befreien.
Tote und Verletzte bei Angriffen
Im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine kostete der Krieg nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens zwei weitere Menschen das Leben, zudem seien zehn verletzt worden. In einem Fall habe eine Drohne ein Auto getroffen, der 19 Jahre alte Fahrer sei dabei getötet worden. Im Kreis Pokrowsk sei in einem Dorf eine 84 Jahre alte Frau bei einem russischen Angriff ums Leben gekommen. In anderen Fällen habe es Verletzte durch russischen Artilleriebeschuss gegeben.
Im russischen Gebiet Belgorod an der Grenze zur Ukraine meldeten die Behörden ebenfalls einen Toten in dem Dorf Ustinka. Zwei Menschen seien zudem verletzt worden durch Beschuss von ukrainischer Seite. Die Ukraine greift in ihrem Abwehrkampf gegen die Invasoren immer wieder auch russisches Gebiet an. (dpa/bearbeitet von mak)
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