Kiew (dpa) - Aus den Trümmern eines beschädigten Wohnhauses in Kiew ist in der Nacht ein vermisster Junge tot geborgen worden. Das teilte der Katastrophenschutz der ukrainischen Hauptstadt nach dem verheerenden russischen Luftangriff vom Montag mit. Durch die Einschläge mehrerer Raketen und Marschflugkörper in der Dreimillionenstadt wurden nach letztem Stand 27 Menschen getötet, darunter 4 Kinder. 117 Menschen wurden demnach verletzt. Weitere Opfer gab es im Gebiet Dnipropetrowsk im Süden. Damit habe die Ukraine insgesamt mindestens 38 Tote und 190 Verletzte durch die jüngsten Angriffe zu beklagen, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj im sozialen Netzwerk X.
In Kiew ist für heute ein Trauertag angesetzt. Dramatische Folgen hatte ein Treffer auf eins der wichtigsten Kinderkrankenhäuser der Ukraine in der Hauptstadt Kiew. Hunderte Retter, Mediziner und Freiwillige suchten in den Trümmern nach Opfern. Gerettete krebskranke Kinder an Infusionsgeräten sassen auf dem Schoss ihrer Mütter auf der Strasse. In der Klinik wurden zwei Erwachsene getötet, darunter eine Ärztin. Die Rettungsarbeiten gingen weiter, teilte Selenskyj mit. "Wir arbeiten weiter am Schutz unsere Städte und Gemeinschaften vor dem russischen Terror", schrieb er.
Moskau widerspricht Version eines Treffers
Die Ukraine geht von einem gezielten Angriff aus, weil Videobilder den durch nichts gehinderten Anflug eines Marschflugkörpers auf das Gebäude zeigen. Das russische Militär spricht dagegen ohne Beweise vom Fehleinsatz einer ukrainischen Luftabwehrrakete. Kremlsprecher Dmitri Peskow forderte, dass die Öffentlichkeit sich an diese Version halten solle. "Wir verüben keine Schläge gegen zivile Ziele. Schläge gibt es nur gegen Objekte der kritischen Infrastruktur oder militärische Ziele", sagte er der Agentur Tass zufolge. Auch die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, behauptete, das Krankenhaus sei von einer Nasams-Flugabwehrrakete der Ukraine getroffen worden.
UN-Sicherheitsrat tagt
In einem grossen Wohnhaus in der Nähe der Klinik wurden sieben Menschen getötet, darunter drei Kinder. Zwei Menschen starben in einer nicht näher bezeichneten Industrieanlage. Inoffizielle Berichte gehen von Angriffen auf ein Rüstungsunternehmen aus. In einem weiteren teilweise zerstörten Krankenhaus kamen neun Menschen ums Leben, in einem Geschäftszentrum sieben Menschen.
Über den verheerenden Angriff will am Nachmittag der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York beraten. Weil Russland als ständiges Mitglied in dem höchsten UN-Gremium aber ein Vetorecht hat, wird nicht mit einer Verurteilung Moskaus gerechnet. Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine grossangelegte russische Invasion ab.
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