• Die russischen Truppen rücken weiter Stück für Stück im Osten der Ukraine vor.
  • Die dort lebenden Menschen hoffen und bangen - ebenso wie die ukrainischen Streitkräfte.
  • Sie warten vor allem auf schwere Waffen aus dem Westen. Kommen diese rechtzeitig?

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Ihre Stadt liegt in Trümmern, die meisten Nachbarn sind geflohen und bis zur heftig umkämpften Front sind es nur ein paar Dutzend Kilometer. Dennoch macht Walentyna Prys das, was es zu dieser Jahreszeit zu tun gibt: Sie jätet Unkraut in ihrem Blumenbeet. "Ich versuche weiterzumachen", sagt die 71 Jahre alte pensionierte Ärztin aus Barwinkowe lächelnd. "Dieser Krieg wird enden, aber das Leben geht ewig weiter."

Nur wer zu arm oder krank für die Flucht war, harrt noch in der Kleinstadt im Osten der Ukraine aus. Die Strassen sind gespenstisch leer, die patrouillierenden ukrainischen Soldaten wirken angespannt.

Die zurückgebliebenen Alten haben gute Erinnerungen an die Zeit, als die Ukraine zur Sowjetunion gehörte. Prys liebt Russland, doch mit ihren Verwandten in Moskau spricht sie nicht mehr - weil sie nicht glauben wollen, was der russische Krieg anrichtet.

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Zermürbungskrieg im Donbass

Die Invasion hat sich in einen Zermürbungskrieg verwandelt. Die Zerstörung ist enorm, doch die russischen Armee kommt kaum voran. Jetzt konzentriert Moskau seinen Angriff auf die Industriegebiete im Osten, grosse Teile der Stadt Sjewjerodonezk sind bereits unter russischer Kontrolle. Es wird befürchtet, dass tausende Familien dort in Kellern eingeschlossen sind, ohne Zugang zu Wasser und Medikamenten.

Militärische Beobachter gehen davon aus, dass die russischen Truppen Sjewjerodonezk und die Nachbarstadt Lyssytschansk als Vorposten nutzen wollen, um weiter in den Westen vorzudringen.

Die Erfolge beim Versuch, das östliche Verwaltungszentrum der Ukraine, Kramatorsk, einzunehmen, scheinen bescheiden. "Russische Truppen sind seit Wochen nicht in der Lage, auf anderen Achsen Fortschritte zu erzielen, und haben es grösstenteils nicht einmal versucht", analysiert die US-Denkfabrik Institute for the Study of War.

Nato-Papier: Krieg im Donbass könnte noch Monate dauern

Die Nato rechnet einem Medienbericht zufolge nicht mit einem baldigen Ende des Krieges in der Ukraine. Das Portal "Business Insider" beruft sich in der entsprechenden Meldung auf ein als "geheim" eingestuftes Papier.

Hoffen auf Waffenlieferungen aus dem Westen

Die ukrainischen Soldaten an vorderster Front hoffen auf neue Präzisionswaffen, mit denen sie die Russen aus grosser Entfernung treffen könnten."Wenn man weiss, dass man eine schwere Waffe hinter sich hat, steigt die Stimmung", sagt ein Soldat, der sich Luschnij nennt. "Sonst sitzt man nur im Graben und starrt auf den Horizont."

Am Dienstag gaben die USA bekannt, dass sie der Ukraine nun Mehrfachraketenwerfer liefern werden. US-Präsident Joe Biden schrieb, diese würden es der ukrainischen Armee "ermöglichen, wichtige Ziele auf dem Schlachtfeld präziser zu treffen". Er betonte allerdings ebenfalls: "Wir ermutigen oder ermöglichen es der Ukraine nicht, jenseits ihrer Grenzen zuzuschlagen" - deshalb wird die Reichweite der mitgelieferten Munition auf 80 Kilometer beschränkt.

"Die Ukraine kann es sich leisten, im Donbass Raum gegen Zeit zu tauschen, ohne ihre strategische Position wesentlich zu beeinträchtigen", sagt Rob Lee von der US-Denkfabrik Foreign Policy Research Institute. "Aber es ist entscheidend, dass die Ukraine nicht zulässt, dass ihre Streitkräfte eingekesselt werden."

Wie lange noch unter ukrainischer Kontrolle?

Solche militärstrategischen Überlegungen nützen Jewgen Onyschtschenko wenig. Der 42 Jahre alte Klempner starrt aus dem Erdgeschossfenster seiner Wohnung in Lyssytschansk und fragt sich, wer die umliegenden Strassen kontrolliert.

"Wir wissen nichts", sagt er, bevor er dankbar eine Schüssel Suppe entgegen nimmt, die sein Nachbar über einem offenen Feuer im Hinterhof gekocht hat. "Wir sehen einige Autos mit ukrainischen Flaggen, also denken wir, dass wir noch zur Ukraine gehören", sagt Onyschtschenko. "Aber ansonsten tappen wir im Dunkeln." (Dmitry Zaks/afp/mf)  © AFP

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