Der Krieg in der Ukraine tobt weiter. Russische und ukrainische Soldaten liefern sich schwere Gefechte. Dabei schickt Moskau auch Wellen von Kampfdrohnen los. Die Lage im Überblick.
Russische und ukrainische Truppen haben sich auch am Wochenende erbitterte Kämpfe an diversen Frontabschnitten des Landes geliefert. Sowohl im Osten als auch im Süden der Ukraine kamen die Fronten kaum zur Ruhe. Beide Seiten vermeldeten Erfolge, deren Wahrheitsgehalt jedoch nicht unabhängig überprüft werden konnte.
Bei Kämpfen in der Ostukraine sollen russische Truppen den Druck auf die ukrainischen Verteidiger erhöht haben. Im Mittelpunkt der Gefechte lag das Gebiet westlich von Bachmut, wie der für die Region zuständige Kommandeur Serhij Sidorin am Samstag im Fernsehen berichtete.
"Der Feind steckt schwere Verluste ein, doch füllt er seine Reihen mit immer neuen Reserven auf", sagte er. Ziel der russischen Angriffe sei, nach Tschassiw Jar durchzustossen.
"Es wird tagsüber, aber auch nachts gekämpft", berichtete Sidorin weiter. Die ukrainischen Streitkräfte versuchten ihrerseits, den russischen Angriffsschwung mit Gegenattacken zu brechen.
Dennoch seien die ukrainischen Verteidiger auf die Ortschaft Iwaniwske zurückgedrängt worden. "Aktuell versucht der Gegner, den Ort zu stürmen, sowohl frontal als auch von den Flanken", beschrieb Sidorin die Lage.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Am Sonntag ist der 746. Kriegstag.
Erneut russische Kampfdrohnen unterwegs
In der Nacht zum Sonntag startete das russische Militär erneut mehrere Wellen sogenannter Kamikaze-Drohnen gegen Ziele in der Ukraine. Nach ersten Berichten ukrainischer Medien kamen die unbemannten Flieger zunächst aus südlicher Richtung.
Am späten Samstagabend wurde Luftalarm in den Regionen Cherson, Mykolajiw und Saporischschja ausgelöst, später in der Nacht auch in der Hauptstadt Kiew. Aus der Hafenstadt Odessa im Süden des Landes wurden gegen Mitternacht mehrere Explosionen gemeldet.
"NYT": Russischer Druck bei Awdijiwka nachgelassen
Im Osten, rund um die von Ukrainern zuletzt geräumte Stadt Awdijiwka, hat der russische Druck nach einem Bericht der "New York Times" vom Samstag spürbar nachgelassen. Der dort befürchtete Zusammenbruch der ukrainischen Linien sei nicht erfolgt, berichtete das Blatt unter Berufung auf Militärexperten.
Möglicherweise seien die russischen Truppen dort nach monatelangen Kämpfen zu erschöpft, um weiter vorzustossen, hiess es. Allerdings schloss die Zeitung nicht aus, dass die russischen Einheiten nach einer kurzen Atempause ihre Angriffe fortsetzen könnten, da die Verteidigungskraft der Ukrainer durch das Ausbleiben weiterer militärischer Unterstützung aus den USA erheblich geschwächt werde. Ein Milliardenpaket hängt im US-Kongress seit Wochen in der Schwebe.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete unterdessen von einer "wackeligen Verteidigung" der ukrainischen Truppen. "Ich kann keinen systematischen Ansatz gut gebauter Verteidigungsanlagen erkenne", zitierte das Blatt den Militärexperten Stefan Gady nach dessen Frontbesuch. Den ukrainischen Truppen fehlten sowohl Konzepte als auch Baumaterial.
Kiew: Brückenkopf bei Cherson ausgeweitet
Die ukrainischen Streitkräfte weiteten unterdessen nach eigener Darstellung ihren Brückenkopf am linken Ufer des Dnipro bei Cherson aus. Wie der ukrainische Generalstab in Kiew am Samstag in seinem täglichen Lagebericht weiter mitteilte, reagierten die russischen Militärs darauf mit einem verstärktem Einsatz von Kampfdrohnen und Artillerie.
Bei einem russischen Luftangriff sei ein Gebäude in Cherson am anderen Ufer des Dnipro getroffen worden. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.
Ukrainische Truppen hatten schon vor einigen Monaten Brückenköpfe am linken Dnipro-Ufer im Süden des Landes errichtet. Diese sollen zu einem späteren Zeitpunkt möglichst als Startpunkte für eine Offensive in Richtung der Halbinsel Krim genutzt werden. Russische Versuche, diese Brückenköpfe einzudrücken, sind bisher gescheitert. (dpa/thp)
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