• 17:57 Uhr: ➤ Faktencheck: Lügen über Selenskyjs Tochter im Internet
  • 15:29 Uhr: Niederländische Polizei untersucht Kriegsverbrechen in Ukraine
  • 14:55 Uhr: Bundesregierung verurteilt Angriff auf Kiew während Guterres-Besuch
  • 14:21 Uhr: Umfrage: Mehrheit für Lieferung schwerer Waffen
  • 14:06 Uhr: Moskau: Ukrainische Ziele von U-Boot aus mit Raketen beschossen

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➤ Faktencheck: Lügen über Selenskyjs Tochter im Internet

Angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine weckt deren Präsident Wolodymyr Selenskyj das Interesse vieler Menschen. Nicht selten kursieren in den sozialen Medien auch Falschbehauptungen über ihn. Derzeit wird ein Foto aus einem Video geteilt, das eine weinende junge Frau zeigt - angeblich Selenskjys Tochter, die "die ganze Wahrheit über ihren Vater" enthülle. Ein Faktencheck entlarvt das Ganze.

First Lady Olena: So stark ist die Frau hinter Ukraines Präsident Selenskyj

Ukraines First Lady Olena: So stark ist die Frau hinter Präsident Selenskyj

Während sich Ukraines First Lady Olena Selenska mit ihren zwei Kindern an einem geheimen Ort fern von Kiew versteckt, versucht ihr Mann Präsident Wolodymyr Selenskyj sein Land gegen Russland zu verteidigen. Wir erklären im Video, wer die Frau ist, die dem Präsidenten in diesen schlimmen Tagen den Rücken stärkt.

Behauptung: Die Tochter des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hasst ihren Vater, nennt ihn einen Nazi und Mörder und hat sich nach Polen abgesetzt.

Bewertung: Die in sozialen Medien gezeigte junge Frau ist nicht Selenskyjs Tochter. Es geht auch nicht um den Präsidenten der Ukraine.

Fakten: Eine Bilderrückwärtssuche eignet sich besonders, um auf den Ursprung des Fotos mit Selenskjys vermeintlicher Tochter zu kommen. Die Suche ergibt, dass die Einstellung aus einem Youtube-Video von 2017 stammt. In der Beschreibung heisst es übersetzt: "Weinendes Mädchen, das von ihrem Freund im Auto um iPhone bettelt" (sic!). Das Mädchen heult auf russisch vor sich hin und sagt dem Mann, der vermutlich ihr Freund ist, er solle ihr ein iPhone besorgen - und das sofort. Für sie ist der Grund auch triftig: Denn sie hat es in ihrem Freundeskreis schon herumerzählt. In dem Video geht es also weder um Selenskjy noch um seine Tochter.

Der ukrainische Präsident hat im Mai 2020 Bilder von seiner Familie in den sozialen Medien geteilt - demnach hat er gemeinsam mit seiner Frau eine Tochter und einen Sohn. Das dort zu sehende Mädchen ist mit der weinenden jungen Frau aus dem Youtube-Video jedoch nicht identisch und wesentlich jünger.

Auch die Behauptung, Selenskjys Tochter sei nach Polen geflohen, lässt sich nicht belegen. Nach CNN-Berichten ist der Aufenthaltsort von Selenskjys Familie unbekannt.

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 5,3 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 27. April), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Ausserdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard soll die Ukraine aus Deutschland erhalten. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden.

Am 18. April begann laut ukrainischer Aussage eine lange vorbereitete Grossoffensive Russlands im Osten der Ukraine.

Die weiteren Meldungen des Tages

USA trainieren in Deutschland ukrainisches Militär an Waffen

22:08 Uhr: Die USA bilden in Deutschland und an anderen Standorten ukrainische Soldaten im Umgang mit militärischer Ausrüstung aus. Der Sprecher des US-Verteidigungsministers, John Kirby, sagte am Freitag in Washington, das Training auf deutschem Boden habe bereits begonnen. Es gehe unter anderem um den Umgang mit Haubitzen und anderen Waffensystemen, die Kiew zur Unterstützung im Krieg gegen Russland bekomme. Insgesamt werde das ukrainische Militär an mehreren Standorten ausserhalb der Ukraine trainiert, darunter Deutschland. Das US-Militär arbeite hierzu mit der deutschen Regierung zusammen. Kirby sagte, zu den anderen Standorten könne er keine Angaben machen.

Kurz vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar hatte das US-Militär aus Sicherheitsgründen eigene Kräfte aus dem Land abgezogen. 160 Mitglieder der Nationalgarde aus dem US-Bundesstaat Florida wurden damals als Vorsichtsmassnahme aus der Ukraine an einen anderen Standort in Europa verlegt. Sie waren in der Ukraine gewesen, um dortige Streitkräfte zu beraten. Kirby sagte, diese Nationalgardisten aus Florida würden nun wieder für das Training ukrainischer Soldaten eingesetzt, nur eben ausserhalb der Ukraine.

Die USA statten die Ukraine im grossen Stil mit Waffen und Munition aus, um das Land im Krieg gegen Russland zu unterstützen.

UN-Chef sieht Raketenangriffe auf Kiew nicht als persönliche Attacke

19:24 Uhr: UN-Generalsekretär António Guterres sieht die Einschläge russischer Raketen in Kiew während seines Besuches in der ukrainischen Hauptstadt nicht als persönliche Botschaft. "Er nahm es nicht als Zeichen der Respektlosigkeit gegen ihn, sondern für die Menschen in Kiew", sagte UN-Sprecher Farhan Haq am Freitag in New York. Die Vereinten Nationen sprachen zudem ihr Beileid für eine getötete Journalistin bei der Attacke aus. Diese Art von Angriffen müsse aufhören.

Russische Truppen hatten während des Kiew-Besuchs von UN-Generalsekretär Guterres am Donnerstag mehrere Raketen auf die ukrainische Hauptstadt abgefeuert. Dabei wurden ukrainischen Angaben zufolge auch zehn Menschen verletzt. Die Bundesregierung hatte die Angriffe verurteilt.

USA: Russland liegt bei Offensive in Ostukraine hinter Zeitplan

18:11 Uhr: Nach US-Einschätzung liegt Russland bei seiner Militäroffensive im Osten der Ukraine hinter dem eigenen Zeitplan. "Wir glauben (...), dass sie bei dem, was sie im Donbass erreichen wollten, hinter dem Zeitplan zurückliegen", sagte ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums am Freitag in Washington. Die russischen Truppen seien demnach mehrere Tage in Verzug gegenüber den ursprünglichen Plänen. "Wir glauben, dass sie bei der völligen Einkreisung der ukrainischen Truppen im Osten schon viel weiter sein hätten sein sollen." Die ukrainischen Streitkräfte wehrten sich effektiv gegen das Vorrücken der russischen Truppen.

Russland hat die Ukraine Ende Februar angegriffen. Nachdem das russische Militär zunächst von Norden, Süden und Osten in das Nachbarland einmarschierte, zogen sich die Truppen vor der ukrainischen Hauptstadt Kiew später zurück, um die Angriffe im Osten des Landes zu verstärken.

Niederländische Polizei untersucht Kriegsverbrechen in Ukraine

15:28 Uhr: Die Niederlande schicken 30 Grenzpolizistinnen und -polizisten zur Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen in die Ukraine. Die Ermittler sollten in der ersten Maihälfte nach Kiew aufbrechen und dort unter der Hoheit des Internationalen Strafgerichtshofs tätig werden, teilte Aussenminister Wopke Hoekstra am Freitag mit, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. Die Niederlande haben insbesondere durch ihre Untersuchungen zum Abschuss von Passagierflug MH17 über der Ostukraine im Jahr 2014 grosses forensisches Fachwissen aufgebaut. Wie Hoekstra sagte, werde die Grenzpolizei möglicherweise auch im Vorort Butscha ermitteln, wo zahlreiche getötete Zivilisten entdeckt wurden.

Bundesregierung verurteilt Angriff auf Kiew während Guterres-Besuch

14:55 Uhr: Die Bundesregierung hat den russischen Raketenangriff auf Kiew am Tag des Besuchs von UN-Generalsekretär António Guterres scharf verurteilt. "Das Vorgehen der russischen Seite ist menschenverachtend", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner am Freitag in Berlin. "Es offenbart vor den Augen der Weltgemeinschaft zudem erneut, dass Putin und sein Regime keinerlei Respekt vor dem internationalen Recht haben." Ukrainischen Angaben zufolge ereigneten sich die russischen Angriffe mit mindestens einem Todesopfer am Donnerstagabend, als Guterres noch in der Stadt war. Guterres sagte dem britischen Sender BBC: "Ich war geschockt zu hören, dass in der Stadt, in der ich mich aufhalte, zwei Raketen explodiert sind."

Umfrage: Mehrheit für Lieferung schwerer Waffen

14:21 Uhr: Mehr als die Hälfte der Bürger unterstützt laut einer Umfrage die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland an die Ukraine. 56 Prozent der Befragten finden die Lieferung etwa von Panzern richtig, 39 Prozent sprechen sich dagegen aus, wie aus dem am Freitag veröffentlichten ZDF-"Politbarometer" der Forschungsgruppe Wahlen hervorgeht.

Im März hatten sich bei der Befragung noch fast zwei Drittel der Menschen (63 Prozent) gegen die Lieferung schwerer Waffen ausgesprochen und lediglich ein Drittel dafür (31 Prozent). Die übrigen Befragten antworteten jeweils mit "weiss nicht". Anhänger der Linken und der AfD sprechen sich in der aktuellen Umfrage mit 72 Prozent und 56 Prozent auch weiterhin überwiegend dagegen aus.

Moskau: Ukrainische Ziele von U-Boot aus mit Raketen beschossen

14:06 Uhr: Russlands Militär hat erstmals vom Einsatz eines U-Bootes bei Raketenangriffen auf ukrainische Ziele berichtet. Im Schwarzen Meer seien von dem Boot aus militärische Einrichtungen der Ukraine mit Raketen des Typs Kalibr beschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag mit. Dazu veröffentlichte die Behörde ein Video, das den Angriff zeigen soll. Genauere Informationen - etwa zu dem vermeintlich getroffenen Ziel - wurden nicht genannt.

Das U-Boot ist Teil der russischen Schwarzmeerflotte. Insgesamt hat die Flotte sechs U-Boote dieser Bauart, die mit Kalibr-Marschflugkörpern bestückt werden können.

Russlands Schwarzmeerflotte hatte vor rund zwei Wochen ihr Flaggschiff, den Raketenkreuzer "Moskwa", verloren. Nach einem Brand an Bord war das mehr als 180 Meter lange Schiff, das während des Kriegs gegen die Ukraine für den Beschuss von küstennahen Zielen eingesetzt wurde, gesunken. Die Ukraine gibt an, die "Moskwa" mit Antischiffsraketen versenkt zu haben. Das russische Militär bestreitet dies und behauptet, das Schiff sei nach einem Brand im Munitionsdepot bei stürmischem Wetter untergegangen.

Baltenstaaten und Polen für stärkere Nato-Präsenz an Ostflanke

13:00 Uhr: In Reaktion auf Russlands Angriffskrieg in der Ukraine wollen die baltischen Staaten und Polen beim Ende Juni anstehenden Nato-Gipfel in Madrid auf einen stärken Schutz des östlichen Nato-Bündnisgebietes drängen. Darauf verständigten sich die Aussenminister der vier an Russland und teils auch an dessen Verbündeten Belarus grenzenden EU- und Nato-Länder bei einem Treffen am Freitag in Riga.

Bei dem Treffen erörterten die Aussenminister der vier Nachbarländer demnach auch Möglichkeiten zur weiteren Unterstützung der Ukraine und sprachen sich für mehr Waffenlieferungen an Kiew aus. Zudem einigten sie sich auf eine enge Zusammenarbeit im Energiesektor, um binnen kürzester Zeit von russischen Energieressourcen unabhängig zu werden. Auch forderten sie schärfere Sanktionen gegen Russland.

Niederlande geben Wiedereröffnung ihrer Botschaft in Kiew bekannt

12:34 Uhr: Die Niederlande haben die Wiedereröffnung ihrer Botschaft in Kiew bekanntgegeben. "Eine kleine Anzahl" von Mitarbeitern kehre in die ukrainische Hauptstadt zurück, erklärte das niederländische Aussenministerium am Freitag. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine Ende Februar hatten die Niederlande wie andere westliche Länder ihre Botschaft in Kiew geschlossen.

"Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit der Ukraine, wir unterstützen sie diplomatisch, humanitär und militärisch", erklärte der niederländische Aussenminister Wopke Hoekstra. Es sei wichtig, dass dafür eine Botschaft vor Ort zur Verfügung stehe.

Das niederländische Botschaftspersonal war am 20. Februar aus Kiew abgezogen worden, vier Tage vor dem russischen Angriff auf das Nachbarland. Seit dem 16. April arbeitete die niederländische Botschaft von Lwiw im Westen des Landes aus. Trotz der Wiedereröffnung der Botschaft in Kiew soll die konsularische Abteilung vorerst geschlossen bleiben.

Grünen-Politiker Anton Hofreiter fordert weitere Panzer für die Ukraine

11:56 Uhr: Nach dem Bundestagsbeschluss zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine hat der Grünen-Politiker Anton Hofreiter gefordert, der Ukraine rasch weitere Panzer zur Verfügung zu stellen. Die Parlamentsentscheidung müsse jetzt "sehr, sehr zügig umgesetzt" werden, sagte der Vorsitzende des Europa-Ausschusses im Bundestag am Freitag dem Sender Bild Live. Er hoffe, "dass es nicht nur bei den Gepard-Panzern bleibt, sondern dass noch mehr geliefert werden kann".

Faeser: Tausende Flüchtlinge kehren jeden Tag in Ukraine zurück

11:03 Uhr: Trotz des anhaltenden Kriegs in der Ukraine kehren immer mehr Geflohene in das Land zurück. Derzeit gingen jeden Tag rund 20.000 Ukrainerinnen und Ukrainer von Polen aus in ihr Heimatland zurück, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Freitag den Sendern RTL und ntv. Darunter seien auch Flüchtlinge, die sich zuvor in Deutschland aufgehalten hätten. Aktuell würden täglich nur noch rund 2000 Neuankömmlinge aus der Ukraine in Deutschland registriert. Im März waren es noch 15.000.

Mit Blick auf die Rückkehrbewegung sagte Faeser: "Da erschreckt man sich, angesichts der furchtbaren Bilder in der Ukraine." Sie könne aber "nachvollziehen, dass sie zum Zwecke der Familienzusammenführung wieder zurückgehen, obwohl einem das wirklich das Herz bricht".

Nach Angaben der Bundespolizei wurden bis Freitag 389.389 Geflohene aus der Ukraine in Deutschland registriert. Die tatsächliche Zahl der Ankömmlinge dürfe aber deutlich höher werden, da längst nicht alle von ihnen erfasst werden.

Die Registrierungen würden derzeit vorangetrieben, da sie auch Voraussetzung für den Erhalt von Sozialleistungen sind, sagte Faeser. "Wir geben gerade sehr viel Druck rein, damit mit Fotos und Fingerabdrücken erfasst wird, wer hier ist."

Nach Guterres-Besuch: Russland bestätigt Angriff auf Kiew

10:39 Uhr: Einen Tag nach dem Besuch von UN-Generalsekretär António Guterres in Kiew hat Russlands Militär Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt bestätigt. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, sagte am Freitag in Moskau, Hochpräzisionsraketen mit grosser Reichweite hätten Fabrikgebäude des ukrainischen Raketenherstellers "Artem" getroffen. Den genauen Zeitpunkt der russischen Angriffe nannte er nicht.

Ukrainischen Angaben zufolge ereigneten sich die Angriffe am Donnerstagabend, als Guterres noch in der Stadt war. Dabei sei auch ein Wohnhaus getroffen worden. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete am Freitag, dass aus den Trümmern eine Leiche geborgen worden sei. Zudem seien zehn Menschen verletzt worden. Guterres sagte dem britischen Sender BBC: "Ich war geschockt zu hören, dass in der Stadt, in der ich mich aufhalte, zwei Raketen explodiert sind."

Insgesamt zerstörten die russischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte nach Angaben aus Moskau in den vergangenen Stunden 112 Objekte der ukrainischen Armee, darunter vier Waffen- und Raketenlager im Gebiet von Mykolajiw. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Offener Brief: Prominente warnen Scholz vor Drittem Weltkrieg

10:06 Uhr: Prominente wie die Feministin Alice Schwarzer, der Schriftsteller Martin Walser und der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar haben in einem Offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz appelliert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern.

Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin dürfe kein Motiv für eine Ausweitung des Krieges auf die Nato geliefert werden, schreiben die Unterzeichner in dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt. Sie warnen vor der Gefahr eines Dritten Weltkrieges.

Zu den 28 Erstunterzeichnern gehören der Autor Alexander Kluge, der Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, der Sänger Reinhard Mey, die Kabarettisten Gerhard Polt und Dieter Nuhr, die Schauspieler Lars Eidinger und Edgar Selge und die Schriftstellerin Juli Zeh.

Der Bundestag hatte am Donnerstag mit grosser Mehrheit die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gebilligt. Anders als viele Kritiker, die Scholz eine zaudernde Haltung vorwerfen, bekunden die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Briefes ihre Unterstützung dafür, dass der Bundeskanzler bisher alles getan habe, um eine Ausweitung des Ukraine-Kriegs zum Dritten Weltkrieg zu vermeiden. "Wir hoffen darum, dass Sie sich auf Ihre ursprüngliche Position besinnen und nicht, weder direkt noch indirekt, weitere schwere Waffen an die Ukraine liefern. Wir bitten Sie im Gegenteil dringlich, alles dazu beizutragen, dass es so schnell wie möglich zu einem Waffenstillstand kommen kann; zu einem Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können."

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner betonen, dass Putin mit dem Angriff auf die Ukraine das Völkerrecht gebrochen habe. Dies rechtfertige aber nicht, das "Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt in Kauf zu nehmen". Die Lieferung grosser Mengen schwerer Waffen könnte Deutschland selbst zur Kriegspartei machen. "Ein russischer Gegenschlag könnte sodann den Beistandsfall nach dem Nato-Vertrag und damit die unmittelbare Gefahr eines Weltkriegs auslösen."

Der Offene Brief wurde am Freitagvormittag auf der Website des Magazins "Emma" veröffentlicht und steht allgemein zur Unterzeichnung offen.

Ukraine plant für Freitag Evakuierung von Zivilisten in Mariupol

09:45 Uhr: Die ukrainische Regierung will nach eigenen Angaben am Freitag Zivilisten aus dem belagerten Industriegelände Asow-Stahl in Mariupol in Sicherheit bringen. "Ein Einsatz zur Evakuierung von Zivilisten aus der Asow-Stahl-Fabrik ist für heute geplant", teilte das ukrainische Präsidialamt am Freitag mit. UN-Generalsekretär António Guterres hatte bei einem Besuch in Kiew am Vortag erklärt, die UNO tue "alles", um eine Evakuierung zu erleichtern.

Russland hatte in der vergangenen Woche erklärte, mit Ausnahme der Stahlwerke die vollständige Kontrolle über die strategisch wichtige Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine erlangt zu haben. Kreml-Chef Wladimir Putin ordnete daraufhin eine Belagerung des Industriegeländes Asow-Stahl an. In dem Komplex sollen sich neben ukrainischen Soldaten hunderte Zivilisten befinden.

London: Russische Geländegewinne in Ukraine beschränkt

09:13 Uhr: Die russischen Geländegewinne in der Donbass-Region sind nach Erkenntnissen britischer Geheimdienstexperten angesichts heftiger ukrainischer Gegenwehr beschränkt und mit hohen Verlusten verbunden. Das teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag mit.

Besonders heftig seien die Kämpfe um die Städte Lyssytschansk und Sjewjerodonezk mit einem versuchten Vorstoss von Isjum in Richtung Süden Richtung Slowjansk.

Die Schlacht um die Donbass-Region bleibe weiterhin der strategische Fokus Russlands, um das ausgegebene Ziel der Kontrolle über die Verwaltungsbezirke Donezk und Luhansk zu erreichen, hiess es in der Mitteilung weiter.

Kiew meldet Pause bei russischen Bodenangriffen in Ostukraine

08:52 Uhr: Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Bodenangriffe im Osten der Ukraine in der Nacht zum Freitag vorläufig eingestellt. "In Richtung Isjum hat (der Feind) keine aktiven Angriffshandlungen durchgeführt", teilte der ukrainische Generalstab am Vormittag in seinem Lagebericht mit. Die russischen Kräfte beschränkten ihre Aktivitäten demnach auf Aufklärung und Artilleriebeschuss. Die Gegend um Isjum im Gebiet Charkiw war in den vergangenen Tagen die Hauptstossrichtung der russischen Truppen. Durch den Vorstoss nach Süden sollten die ukrainischen Kräfte im Donbassgebiet eingekesselt werden.

Auch an anderen Frontabschnitten blieb es verhältnismässig ruhig. Vor Donezk meldete der ukrainische Generalstab ebenfalls Artilleriebeschuss, aber keine weiteren Sturmversuche. In Mariupol würden die eingeschlossenen Einheiten im Stahlwerk Azovstal weiter blockiert, heisst es. Auch die ukrainische Armee beschränkte sich nach Angaben des Generalstabs in erster Linie auf Abwehrarbeiten. So wurden in der Nacht 15 Flugobjekte abgeschossen: neben einem Flugzeug fünf Marschflugkörper und neun Drohnen. Unabhängig liessen sich die Berichte nicht überprüfen.

Friedensorganisation: Waffen werden Konflikt nicht lösen

07:59 Uhr: Die Organisation Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) hat vor einer Eskalation des Ukraine-Krieges gewarnt. "Die Drohung von Russlands Präsident (Wladimir) Putin mit Atomwaffen führt die Menschheit an den Rand eines Atomkrieges - die Gefahr ist so hoch wie während der Kubakrise (1962)", teilte die Vereinigung vor ihrem Jahreskongress an diesem Wochenende in Hamburg mit.

"Dieser ganze Krieg ist total irrational", sagte der IPPNW-Vorsitzende Lars Pohlmeier der Deutschen Presse-Agentur. Die Atomwaffen seien in höchster Alarmbereitschaft. Das Risiko sei enorm gross, dass es jetzt durch Missverständnisse oder einen technischen Fehler zu einem Einsatz komme. Darum sollten Russland und die Nato einen Verzicht auf den Ersteinsatz von Atomwaffen erklären und sie aus der Alarmbereitschaft nehmen.

Der Ukraine-Konflikt könne nur diplomatisch gelöst werden. "Am Ende kann es nur eine politische Lösung geben", sagte Pohlmeier. Es müsse alles versucht werden, im Gespräch zu bleiben. "Die Waffen werden die Lösung nicht bringen können. Es wird zu einer Zerstörung der Ukraine kommen." Auch am Ende des Korea-Krieges (1950-53) habe man sich nach der totalen Zerstörung des Landes wieder am 50. Breitengrad getroffen.

CNN: US-Bürger im Kampf gegen Russen in Ukraine getötet

06:46 Uhr: Ein amerikanischer Söldner ist in der Ukraine im Kampf gegen russische Truppen getötet worden. Das berichtete der US-Sender CNN in der Nacht zum Freitag unter Berufung auf die Mutter des 22-Jährigen. Der ehemalige US-Marineinfanterist in den Diensten einer privaten Firma zur Vermittlung von Söldnern sei am Montag ums Leben gekommen.

Der 22-Jährige habe sich unmittelbar nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine als Vertragskämpfer bei der namentlich nicht genannten Firma gemeldet und seit Mitte März mit seiner Söldner-Einheit, die aus Männern aus verschiedenen Ländern bestand, die ukrainischen Truppen unterstützt.

Erst am Vortag war der Tod eines britischen Staatsbürgers in der Ukraine offiziell vom britischen Aussenministerium bestätigt worden. Ein weiterer Brite werde vermisst, hiess es zudem. Erst in der vergangenen Woche hatte das russische Staatsfernsehen zwei Briten vorgeführt, die für die Ukraine gekämpft hatten und von russischen Truppen gefangen genommen wurden.

Kiew: Russifizierung von Cherson wird nicht klappen

02:25 Uhr: Russische Pläne zur Festigung der Kontrolle über die besetzte Region Cherson im Süden der Ukraine sind nach Meinung der ukrainischen Führung zum Scheitern verurteilt. Der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrates, Olexij Danilow, bezeichnete das von russischer Seite geplante Referendum in Cherson als "juristisch und international bedeutungslos". Die Volksabstimmung, mit der die russischen Besatzer eine "Volksrepublik Cherson" ausrufen lassen wollten, sei ein "Klassiker", mit der Russland seine Aktionen legalisieren wolle.

Auch die Einführung des russischen Rubels als Zahlungsmittel in den besetzten Gebieten sei "klassische russische Praxis", sagte Danilow nach Angaben der Agentur Unian in der Nacht zum Freitag. Auch diese Bemühungen der russischen Seite würden nicht zum Erfolg führen. "Sie werden zwar einige Zeit versuchen, eine Währung oder Pseudo-Währung für diese Gebiete einzuführen", sagte Danilow. Doch angesichts des zu erwartenden Widerstands der Bürger werde diese "sehr kurzlebig" sein.

Russische Truppen hatten die Hafenstadt Cherson und das Umland Anfang März besetzt. Nach Dafürhalten der ukrainischen Führung wollen die russischen Besatzungstruppen dort in nächster Zeit ein Referendum über die Ausrufung eines "Volksrepublik Cherson" organisieren, nach dem Vorbild der abtrünnigen Gebiete Donez und Luhansk. Damit möchte Moskau seine Gebietseroberungen im Süden der Ukraine dauerhaft festigen.

Scholz setzt Angriff auf Ukraine mit Angriff auf Demokratie gleich

00:47 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) setzt den russischen Angriff auf die Ukraine mit einem Angriff auf die Demokratie gleich. Russlands Staatschef Wladimir Putin verfolge "nicht nur das Ziel, die Ukraine zu zerstören. Sein Krieg richtet sich gegen alles, was Demokratie ausmacht: Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Selbstbestimmung, Menschenwürde", schrieb Scholz in einem Gastbeitrag für die "Welt".

Dem gegenüber träten die demokratischen Länder der Welt allerdings derzeit so geschlossen auf wie lange nicht, schrieb Scholz: "Hier zeigt sich, was uns als Demokratien verbindet: Die Überzeugung, dass Recht der Macht Grenzen setzen muss." Scholz ist überzeugt: "Nur die Demokratie ist geeignet, die Probleme des 21. Jahrhunderts in den Griff zu bekommen."

Scholz wandte sich zudem gegen autoritäre Regierungen wie China, die ihre Politik mithilfe von kultureller Unterschiede erklären. Dies liess der Kanzler nicht gelten: "Wer die Existenz gemeinsamer menschlicher Werte an sich in Abrede stellt, weiss nicht, wovon er spricht. Wer es dennoch tut, ist einfach ignorant."

Ein Leben "in Freiheit, Gerechtigkeit und Würde" sei "kein auf den Westen beschränktes Ideal". Auch der chinesische Philosoph Konfuzius habe bereits eine Form der Regel "Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg' auch keinem anderen zu" gelehrt.

Scholz sah Europa überlegen gegenüber China und Russland bei der Bewältigung von durch den Kapitalismus hervorgerufenen Problemen wie dem Klimawandel. "Der Blick auf die enormen Umweltprobleme chinesischer Städte oder die mangelhafte Vorbereitung der russischen Wirtschaft aufs postfossile Zeitalter lassen Zweifel aufkommen", ob diese besser mit den Problemen umgehen könnten als Demokratien. Dafür sei internationale Zusammenarbeit nötig, und die würden die Europäer bereits seit Jahrzehnten in der EU praktizieren.

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 28. April finden Sie hier

Mit Material von dpa, AFP, APA
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