• 22:51Uhr: ➤ Selenskyj pocht auf EU-Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr
  • 21:10 Uhr: EU hält sich mit Sicherheitsgarantien für Kiew zurück
  • 19:48 Uhr: Greta Thunberg in Kiew - Gespräche über kriegsbedingte Umweltschäden
  • 17:54 Uhr: Kreml äussert sich nicht zum Verbleib von General Surowikin
  • 17:40 Uhr: Moskau: Zwei ukrainische Generäle bei Angriff auf Kramatorsk getötet
  • 17:28 Uhr: Nato: Auswirkungen von Wagner-Meuterei in Russland noch unklar
  • 16:18 Uhr: Sorge um besetztes AKW: Südukraine trainiert für atomaren Notfall

Mehr News zum Krieg in der Ukraine

➤ Selenskyj pocht auf EU-Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr

  • 22:51 Uhr

Mehr als 16 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Forderung nach einer baldigen konkreten EU-Beitrittsperspektive für sein Land erneuert. "Die Ukraine hat Einfluss auf die Stärke Europas. Das ist ein Fakt", sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache."Und dieses Jahr ist es an der Zeit, diesen und andere Fakten zu nutzen, um die Einheit in Europa zu stärken - angefangen beim Start von Verhandlungen über die EU-Mitgliedschaft der Ukraine". Selenskyj war früher am Tag auch per Video zu einem EU-Gipfel in Brüssel zugeschaltet gewesen.

Die EU hatte die von Russland angegriffene Ukraine vergangenes Jahr offiziell zum Beitrittskandidaten gemacht. Bislang hat Kiew zwei von sieben Voraussetzungen für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen erfüllt. Dabei geht es etwa um eine stärkere Korruptionsbekämpfung - insbesondere auf hoher Ebene. Im Oktober wird die EU-Kommission darüber entscheiden, ob sie den Staats- und Regierungschefs der EU empfiehlt, Beitrittsgespräche mit der Ukraine aufzunehmen. Das ist jedoch noch keine Garantie für eine Mitgliedschaft. (dpa)

+++

Die Lage im Überblick

Seit 24. Februar 2022 führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote. Wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu.

Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat inzwischen mehr als 5,9 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Europa registriert (Stand: 26. Juni). Die Flüchtenden sind vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land in den meisten Fällen nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Ausserdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Gepard-Panzer hat die Ukraine aus Deutschland erhalten. (dpa)

+++

Die weiteren Nachrichten zum Krieg in der Ukraine vom 29. Juni

EU hält sich mit Sicherheitsgarantien für Kiew zurück

  • 21:10 Uhr

Die EU stellt der Ukraine vorerst keine weitreichenden Sicherheitsgarantien für die Zeit nach einem möglichen Ende des russischen Angriffskrieges in Aussicht. Beim EU-Gipfel in Brüssel konnten sich die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten am Donnerstag lediglich darauf verständigen, vage ihre Bereitschaft zu erklären, zu "künftigen Sicherheitszusagen" beizutragen. Unter diesem Begriff wird in der Regel keine direkte militärische Unterstützung verstanden. Er gilt deswegen schwächer als der von Sicherheitsgarantien.

Grund für die zurückhaltende Wortwahl war die Haltung von Ländern wie Österreich, Irland und Malta. Sie wollen militärisch neutral bleiben und sind deswegen auch nicht Mitglied der Nato. Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer sagte am Donnerstag zum Thema Sicherheitsgarantien: "Da ist es für uns als neutrale Staaten klar, dass es diese so nicht geben kann". Österreichs militärische Neutralität ist in einem Bundesverfassungsgesetz aus dem Jahr 1955 geregelt.

Zukünftige Sicherheitszusagen sollen der Ukraine laut der Erklärung dabei helfen, sich langfristig zu verteidigen, Aggressionshandlungen abzuwenden und Destabilisierungsbemühungen zu widerstehen. Wie sie konkret aussehen könnten, wird allerdings nicht erläutert. Theoretisch könnte es zum Beispiel darum gehen, EU-Ausbildungsprogramme für die ukrainischen Streitkräfte oder andere Militärhilfen langfristig fortzusetzen.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz äusserte sich am Donnerstag zunächst nur knapp zum Thema Sicherheitsgarantien."Deutschland ist schon seit langem mit seinen engsten Verbündeten dabei, solche Diskussionen mit der Ukraine zu führen", sagte er. "Das werden wir auch weiter tun". (dpa)

+++

Greta Thunberg in Kiew - Gespräche über kriegsbedingte Umweltschäden

  • 19:48 Uhr

Zur Erfassung der durch den russischen Angriffskrieg verursachten Umweltschäden ist die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg gemeinsam mit einer internationalen Arbeitsgruppe in die Ukraine gereist. "Wir brauchen Ihre professionelle Hilfe", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der die Gruppe am Donnerstag in Kiew empfing. Er wies vor allem auf die schlimmen Verwüstungen im südlichen Gebiet Cherson hin, die durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und darauf folgende Hochwasser seit Anfang Juni verursacht wurden.

"Ich denke nicht, dass die Reaktion der Welt auf diesen Ökozid ausreichend war", sagte Thunberg ukrainischen Medien zufolge. "Ich denke nicht, dass irgendeine Reaktion ausreichend sein kann. Denn es gibt einfach keine Worte, um diese Brutalität zu beschreiben". Selenskyj berichtete zudem von Problemen bei der Trink- und Nutzwasserversorgung in Cherson und im angrenzenden Gebiet Mykolajiw. Geschädigt seien zudem der Agrarsektor und die biologische Vielfalt der Region.

Der Umwelt-Arbeitsgruppe gehörten zudem die schwedische Ex-Vizeregierungschefin Margot Wallström, die irische Ex-Präsidentin Mary Robinson und die finnische Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Heidi Hautala, an. Die Arbeit der Gruppe soll dazu beitragen, Russland zu einer Kompensation der durch den Einmarsch vor mehr als 16 Monaten verursachten Schäden zu zwingen. (dpa)

+++

Kreml äussert sich nicht zum Verbleib von General Surowikin

  • 17:54 Uhr

Der Kreml äussert sich nach Angaben von Sprecher Dmitri Peskow nicht zum Verbleib des russischen Vizegeneralstabschefs Sergej Surowikin. Es handele sich um eine Angelegenheit des Verteidigungsministeriums, sagte Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Donnerstag, nachdem es Berichte über eine Festnahme des Generals gegeben hatte. Peskow hatte am Mittwoch einen US-Medienbericht als "Spekulation" zurückgewiesen, wonach Surowikin von dem Aufstandsplan des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin vorab gewusst haben soll.

Zur Frage, ob Präsident Wladimir Putin Surowikin weiter vertraue, sagte Peskow am Donnerstag, dass der Kremlchef als Oberbefehlshaber mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow zusammenarbeite. Zu deren Untergebenen müsse sich das Ministerium äussern. Eine Stellungnahme von dort lag zunächst nicht vor. Mehrere russische Medien hatte schon am Mittwoch unter Berufung auf Informanten berichtet, dass Surowikin festgenommen sei. Eine Bestätigung dafür gab es nicht.

Die US-Zeitung "New York Times" hatte zuvor unter Berufung auf US-Sicherheitskreise berichtet, dass Surowikin im Vorfeld von dem Aufstand der Wagner-Gruppe gewusst habe. "Es gibt jetzt um diese Ereignisse herum viele unterschiedliche Spekulationen und Tratsch", sagte Kremlsprecher Peskow dazu. "Ich denke, das ist ein Beispiel dafür." Die Armee und die Bevölkerung hätten während des Aufstands "alle beim Präsidenten gestanden".

Surowikin gilt zwar als Verbündeter Prigoschins, er hatte sich aber noch in der Nacht zum Samstag öffentlich auf die Seite des Machtapparats in Moskau geschlagen. In einer Videobotschaft hatte Surowikin Prigoschin dazu aufgerufen, den Machtkampf zu beenden. (dpa/tas)

+++

Moskau: Zwei ukrainische Generäle bei Angriff auf Kramatorsk getötet

  • 17:40 Uhr

Die russische Armee hat nach eigenen Angaben bei ihrem Angriff auf die Stadt Kramatorsk im Osten der Ukraine zwei ukrainische Generäle und dutzende weitere Offiziere getötet. Durch den Angriff seien "zwei Generäle, bis zu 50 Offiziere der ukrainischen Streitkräfte und bis zu 20 Söldner und ausländische Militärberater" getötet worden, hiess es in einer am Donnerstag vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Erklärung.

Nach ukrainischen Angaben wurden am Dienstag bei einem Angriff auf ein Restaurant in Kramatorsk zwölf Menschen getötet und etwa 60 weitere verletzt. Das russische Verteidigungsministerium hatte am Mittwochabend mitgeteilt, es habe einen "zeitweiligen Stützpunkt" der 56. mechanisierten Infanterie-Brigade der ukrainischen Armee angegriffen. Die ostukrainische Grossstadt Kramatorsk ist ein wichtiger Bahnverkehrsknotenpunkt und Standort militärischer Einrichtungen. (AFP)

+++

Nato: Auswirkungen von Wagner-Meuterei in Russland noch unklar

  • 17:28 Uhr

Die Nato will aktuell keine Prognose über die möglichen sicherheitspolitischen Auswirkungen des Aufstandes von Söldnergruppen-Chef Jewgeni Prigoschin in Russland abgeben. "Es ist zu früh, um endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen – auch weil noch nicht klar ist, wie viele der Wagner-Kräfte in Belarus oder anderswo landen werden", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag am Rande eines Treffens mit den Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel. Die Meuterei, die man am Wochenende gesehen habe, zeige, dass es Risse und Spaltungen im russischen System gebe. Gleichzeitig müsse betont werden, dass es sich um interne russische Angelegenheiten handele.

Stoltenberg war am Donnerstag von der EU zu einem Arbeitsessen am Rande des Juni-Gipfels eingeladen. Bei diesem sollte es um die weitere Unterstützung der Ukraine gehen. Erwartet wurde zudem ein Austausch über den Aufstand von Prigoschin und seiner Wagner-Truppe. Bis heute ist unklar, was für Auswirkungen die Ereignisse vom Wochenende auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben und warum sich Prigoschin letztlich entschied, den Aufstand wieder abzubrechen und ins Nachbarland Belarus zu gehen. (dpa)

+++

Sorge um besetztes AKW: Südukraine trainiert für atomaren Notfall

  • 16:18 Uhr

Nach Warnungen vor einem angeblich geplanten russischen Terroranschlag auf das Atomkraftwerk Saporischschja haben vier Regionen im Süden der Ukraine Übungen für einen atomaren Notfall abgehalten. Unter der Leitung des Energieministers Herman Haluschtschenko trainierten Rettungskräfte in den Regionen um die Städte Cherson, Mykolajiw, Saporischschja und Dnipro für den nuklearen Ernstfall, wie der ukrainische Atomenergiekonzern Enerhoatom am Donnerstag auf Telegram mitteilte. Auch die Zivilbevölkerung sollte dabei auf den Notfall vorbereitet werden.

Zuletzt war die Sorge über einen atomaren Zwischenfall in Kiew gestiegen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte mehrmals vor einem Anschlag in dem von Russland besetzten AKW. Vergangene Woche hatte der Militärgeheimdienst SBU erklärt, Russland habe das Kraftwerk vermint und plane einen Terroranschlag dort. Moskau weist solche Vorwürfe immer wieder zurück.

Die ukrainische Militärverwaltung von Saporischschja gab im Nachrichtendienst Telegram am Donnerstag Handlungsanweisungen für Zivilisten. Man solle im Ernstfall Wasservorräte in luftdichten Behältern anlegen, Schutzkleidung tragen und keine lokal angebauten Lebensmittel verzehren, hiess es unter anderem.

Russische Truppen haben kurz nach Beginn des Kriegs vor 16 Monaten schnell grosse Teile der Südukraine besetzt, darunter auch wichtige Infrastrukturobjekte wie den Kachowka-Staudamm und das Atomkraftwerk Saporischschja. Die Lage um das Kernkraftwerk, das nahe der Front liegt und mehrfach unter Beschuss stand, weckte immer wieder Sorge vor einer Atomkatastrophe. Eine Beobachtermission der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA ist vor Ort. (dpa/tas)

+++

Militärexperten: Wagner-Chef Prigoschin wohl nach Russland zurückgekehrt

  • 16:02 Uhr

Nach dem Ende des kurzen bewaffneten Aufstandes der Söldnergruppe Wagner gegen die russische Militärführung erwarten westliche Experten weiter Verhandlungen um die Zukunft der Kämpfer. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin könne nach Russland zurückgekehrt sein, um die Details einer Vereinbarung mit den Behörden auszuhandeln, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Die russischen Behörden hatten das Strafverfahren gegen Prigoschin und die Wagner-Armee zuvor eingestellt. Prigoschin ist in Russland Chef des Firmenimperiums Concord, dessen Zukunft auch geregelt werden soll.

Der frühere russische Geheimdienstoffizier und prominente Militärblogger Igor Girkin, genannt Strelkow, schrieb am Donnerstag, dass Prigoschin sich "allem Anschein nach" in seiner Heimatstadt St. Petersburg aufhalte. Dort ist auch der Sitz des Firmenimperiums. Von dort steuerte der 62-Jährige auch seine prorussischen und antiwestlichen Desinformationskampagnen im Internet.

Die ISW-Experten betonten, es gebe keine gesicherten Belege dafür, dass Prigoschin Belarus wieder verlassen habe, um weiter zu verhandeln, aber dies sei möglich. Zugleich wiesen sie auf zahlreiche Berichte von Bloggern hin, nach denen Prigoschin für seine Truppen in Belarus neue Feldlager einrichten lasse.

Machthaber Alexander Lukaschenko in Minsk hatte in dem am Samstag beendeten Aufstand vermittelt und dann am Montag bestätigt, dass der Wagner-Chef in Belarus sei. Kremlchef Wladimir Putin hatte die Wagner-Aufständischen als "Verräter" bezeichnet, ihnen dann aber angeboten, nach Belarus zu gehen. Zugleich bot er kremltreuen Kämpfern an, einen Vertrag mit dem Militär zu unterzeichnen.

Putin teilte auch mit, dass die Wagner-Armee komplett vom russischen Staat finanziert gewesen sei. Dabei hatte er noch im Februar 2022 erklärt, der russische Staat habe nichts mit der Truppe zu tun. Prigoschins Konzern Concord verdiente nach Darstellung Putins Milliarden etwa mit der Essensversorgung der russischen Streitkräfte. Der Kreml will Prigoschins Geschäfte nun prüfen lassen. (dpa/tas)

+++

Ukraine meldet bei Offensive Fortschritte rund um Bachmut

  • 15:53 Uhr

Der ukrainischen Armee ist am Donnerstag rund um die hart umkämpfte Stadt Bachmut im Osten des Landes nach eigenen Angaben ein erfolgreicher Vorstoss gelungen. "Wir rücken bei Bachmut vor und es geht weiter voran", erklärte der Kommandeur der Landstreitkräfte, Oleksandr Syrskyj, im Onlinedienst Telegram.

"Die Offensive unserer Streitkräfte in Richtung Melitopol, Berdjansk und Bachmut wird fortgesetzt", erklärte ihrerseits die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar auf Telegram. Die Soldaten kämpften in einer "heftigen Schlacht um jeden Meter Boden des Feindes. Sie kommen voran." Die Lage in Bachmut sei schwierig und die erbitterten Kämpfe dauerten an, fügte sie hinzu.

Die ukrainischen Streitkräfte greifen seit einigen Wochen vermehrt die Ränder der Industriestadt Bachmut an und erzielen dabei schrittweise Erfolge, während Russland noch die Kontrolle über das im Mai eroberte Stadtzentrum hat.

Bei ihrer Anfang Juni gestarteten Gegenoffensive zur Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete im Osten und Süden des Landes haben die ukrainischen Streitkräfte bislang rund zehn Ortschaften zurückerobert. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte vergangene Woche in einem BBC-Interview, die Offensive gehe "langsamer voran als gewünscht".

Die russische Armee hat Verteidigungslinien aus Gräben und vermintem Gelände errichtet, um die vom Westen unterstützten ukrainischen Truppen zurückzudrängen.

Das vor Beginn des Krieges 70.000 Einwohner zählende Bachmut ist mittlerweile weitgehend zerstört und verlassen. Die Einnahme der Stadt hat angesichts der seit Monaten andauernden Gefechte mit grossen Verlusten auf beiden Seiten hohe symbolische Bedeutung erlangt. (AFP)

+++

Lettland fürchtet "Infiltration" durch Wagner-Söldner

  • 15:07 Uhr

Nach dem Wechsel des russischen Söldner-Chefs Jewgeni Prigoschin nach Belarus sieht Lettland die Gefahr einer "Infiltration" der Europäischen Union durch Kämpfer der Gruppe Wagner. Die EU-Aussengrenze müsse deshalb besser geschützt werden, sagte der lettische Regierungschef Krisjanis Karins am Donnerstag vor dem EU-Gipfel in Brüssel.

"Wir müssen ein aufmerksames Auge auf alles haben, was in Belarus passiert", sagte Karins. Die Tatsache, dass dort eine unbekannte Zahl von ausgebildeten Kämpfern stationiert werde, könne zur Bedrohung werden. "Die Bedrohung wäre wahrscheinlich nicht eine frontal militärische, sondern der Versuch der Infiltration Europas für unbekannte Zwecke. Das bedeutet, dass wir den Grenzen besondere Aufmerksamkeit widmen müssen und sicherstellen müssen, dass wir das kontrollieren können."

Prigoschin war nach einer Konfrontation mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am vergangenen Wochenende nach Belarus ausgereist. Wie viele Kämpfer seiner Söldner-Truppe mitgehen und dort künftig stationiert sein werden, ist unklar.

Karins berichtete zudem von anhaltenden, von Belarus geförderten Versuchen von Migranten aus Drittstaaten, über die lettische Grenze zu kommen. Das passiere seit zwei Jahren kontinuierlich jeden Tag. Gruppen wanderten zwischen Polen, Litauen und Lettland hin und her und versuchten an verschiedenen Stellen, über die EU-Grenzen zu kommen. Auch aus diesem Grund müsse die Europäische Union "ihre Grenzpolitik ständig anpassen", meinte der lettische Regierungschef.

Ende 2021 waren Tausende Migranten über die Belarus-Route nach Ostdeutschland gekommen. Auch die deutschen Behörden berichten von einer anhaltenden Bewegung auf dieser Route. (dpa)

+++

Vatikan-Gesandter trifft umstrittene russische Kinderbeauftragte

  • 14:56 Uhr

Der von Papst Franziskus nach Russland geschickte Sonderbeauftragte für den Ukraine-Krieg, Kardinal Matteo Zuppi, hat in Moskau die im Westen umstrittene russische Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa getroffen. Medienberichten zufolge wollte Zuppi dabei am Donnerstag die mutmassliche Verschleppung ukrainischer Minderjähriger nach Russland ansprechen. Aus dem Vatikan gab es zunächst keine Details zu den Gesprächsinhalten. Lwowa-Belowa schrieb in ihrem Telegram-Kanal, sie habe mit Zuppi über "humanitäre Fragen im Zusammenhang mit den Militär-Aktionen und dem Schutz der Kinderrechte" gesprochen.

Die Ukraine wirft Russland vor, fast 20.000 Kinder und Heranwachsende deportiert zu haben. Bislang sei es erst in wenigen hundert Fällen gelungen, diese zurückzuholen, hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj Anfang Juni gesagt. Mit Blick auf Berichte über Verschleppungen ukrainischer Minderjähriger hatte Mitte März der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehle sowohl gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin als auch Lwowa-Belowa erlassen. Der Vorwurf lautet auf Kriegsverbrechen. Moskau selbst spricht von Evakuierungen.

Zuppi befindet sich zurzeit als Sondergesandter des Oberhauptes der katholischen Kirche in Moskau, um "Gesten der Menschlichkeit" zu fördern, wie es zuvor vom Vatikan hiess. Bereits Anfang Juni war er in dieser Rolle nach Kiew gereist, um Gespräche zu führen. Am Mittwoch traf sich Zuppi mit Wladimir Putins aussenpolitischem Berater Juri Uschakow. Der Vatikan teilte mit, Thema seien humanitäre Initiativen gewesen, die "hoffentlich dazu beitragen könnten, irgendwann einmal den ersehnten Frieden zu erreichen". Am Donnerstagnachmittag war ausserdem ein Treffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill geplant. Anschliessend will Zuppi sich für die Eucharistiefeier in der Moskauer Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis mit der katholischen Gemeinde treffen.

Papst Franziskus hat immer wieder eine Friedenslösung in dem schon 16 Monate andauernden russischen Angriffskrieg angemahnt. Der Vatikan hat sich seit Kriegsbeginn oft als Vermittler angeboten. Im Mai beauftragte Franziskus Zuppi, eine Ukraine-Mission zu leiten. In seinen öffentlichen Auftritten und Audienzen erinnert der Pontifex zwar regelmässig an das Leid der Menschen in der Ukraine. Russland als Aggressor nennt er bei solchen Gelegenheiten allerdings zumeist nicht direkt, was ihn bereits früh Sympathien in der Ukraine kostete. (dpa)

+++

Britischer Geheimdienst: Flugzeugabschuss durch Wagner hat russische Moral geschwächt

  • 13:53 Uhr

Die Moral der russischen Streitkräfte in der Ukraine dürfte nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten durch den Abschuss von Hubschraubern und eines Flugzeuges während des Wagner-Aufstands geschwächt worden sein. Das ging aus dem Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum Krieg in der Ukraine am Donnerstag hervor. "Kurzfristig wird der psychologische Schock, eine grosse Zahl an Crewmitgliedern auf diese Weise verloren zu haben, beinahe sicher die Moral der russischen Luftstreitkräfte schwächen", so die Mitteilung. Den Wagner-Söldnern wurde vom Kreml nach dem Aufstand Straffreiheit zugesagt.

Britisches Verteidigungsministerium: Ukraine macht "stetige" Fortschritte

Die ukrainischen Streitkräfte machen offenbar "stetige Fortschritte" in ihrer Offensivoperation. Das teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Allerdings habe auch Russland kleine Fortschritte gemacht.

Längerfristig könnte sich nach Ansicht der Briten insbesondere der Verlust eines als fliegendem Kommandostand genutzten Flugzeugs des Typs Il-22M negativ auf Russlands militärische Fähigkeiten auswirken. Demzufolge verfügte Moskau nur über bis zu zwölf Flugzeuge dieses Typs, die eine wichtige Rolle bei der Koordinierung von Aktivitäten im russischen Angriffskrieg in der Ukraine spielten. Deren Aufgaben müssten womöglich verringert werden, um sie besser zu schützen. Das werde wahrscheinlich Russlands militärische Fähigkeiten einschränken.

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte am Samstag zwischenzeitlich unter anderem die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und liess seine Kämpfer dann Richtung Moskau marschieren. Berichten zufolge schossen sie dabei mehrere russische Kampfhubschrauber und das Flugzeug vom Typ Il-22M ab. (dpa/tas)

+++

Polen plant wegen Wagner-Truppe in Belarus Verstärkung der Ostgrenze

  • 11:57 Uhr

Wegen der geplanten Verlegung russischer Wagner-Söldner ins Nachbarland Belarus will Polen seine Ostgrenze noch stärker sichern. Geplant sei sowohl eine Aufstockung der dort stationierten uniformierten Kräfte als auch eine Erhöhung der Anzahl "verschiedener Arten von Hindernissen und Befestigungen zum Schutz unserer Grenze im Falle eines Angriffs", sagte Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski am Mittwochabend nach einer Sondersitzung eines Komitees der Regierung für Sicherheits- und Verteidigungsfragen. Nach Angaben Kaczynskis hat Polen Erkenntnisse, wonach bis zu 8.000 Wagner-Kämpfer in Belarus unterkommen könnten.

Das EU- und Nato-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus. Im Spätsommer und Herbst 2021 war die Situation dort eskaliert: Tausende Menschen versuchten, illegal in die EU zu gelangen. Die Europäische Union beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Aussengrenze gebracht zu haben, um Druck auf den Westen auszuüben. Polen hat die Landabschnitte der Grenze seitdem mit einem 5,5 Meter hohen Zaun gesichert.

Der Chef der Söldner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, hatte am Samstag zwischenzeitlich unter anderem die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und liess seine Kämpfer dann Richtung Moskau marschieren. Rund 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt gab er überraschend auf. Lukaschenko vermittelte in dem Konflikt. Prigoschin und seinen Söldnern wurde von Kremlchef Wladimir Putin Straffreiheit zugesichert. Prigoschin ist nach Angaben Lukaschenkos inzwischen in Belarus eingetroffen. Lukaschenko hat auch den Kämpfern der Söldnertruppe Aufnahme in seinem Land angeboten. (dpa/tas)

+++

Ukraine verkündet langsamen Vormarsch an mehreren Abschnitten

  • 11:28 Uhr

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben den russischen Gegner an mehreren Frontabschnitten um über einen Kilometer zurückgedrängt. Insbesondere im Umland der russisch kontrollierten Stadt Bachmut im ostukrainischen Gebiet Donezk liege die Initiative derzeit auf ukrainischer Seite, teilte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Donnerstag bei Telegram mit. Namentlich erwähnte sie Vorstösse in Richtung der Dörfer Klischtschijiwka und Kurdjumiwka südwestlich der zerstörten Stadt.

Die Ukrainer setzen sich demnach derzeit auf neu erreichten Positionen fest. "Der Feind zieht seine Reserven heran und klammert sich an Bachmut mit allen seinen Kräften", unterstrich sie. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unmittelbar unabhängig überprüfen. Bachmut war von den Russen im Mai unter hohen Verlusten nach monatelangen schweren Kämpfen erobert worden.

Bei den Kämpfen an der Südfront an der Grenze zwischen den Gebieten Saporischschja und Donezk haben sich die ukrainischen Truppen Maljar zufolge in den eroberten Stellungen festgesetzt. "Sie lassen das gegnerische Offensivpotenzial ausbluten, zerstören Ausrüstung, Lager, Kommando- und Kontrollpunkte und Personal", schrieb sie. Die russische Seite ziehe in diesen Bereichen ebenso Reserven heran.

Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Hilfe seit über 16 Monaten gegen eine russische Invasion. Vor rund drei Wochen hat die ukrainische Armee eine monatelang angekündigte Gegenoffensive zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete gestartet. (dpa/tas)

+++

Zahl der Opfer in Kramatorsk weiter gestiegen – mutmasslicher Hintermann festgenommen

  • 10:06 Uhr

Nach dem russischen Angriff auf die ostukrainische Stadt Kramatorsk mit mindestens zwölf Toten ist nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj ein mutmasslicher Hintermann festgenommen worden. "Heute hat der ukrainische Geheimdienst zusammen mit Spezialeinheiten der Polizei die Person festgenommen, die den Terrorakt koordiniert hat", sagte Selenskyj am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache. Zugleich sprach er den Angehörigen aller Opfer sein Beileid aus.

In Kramatorsk im Donezker Gebiet war am Dienstag bei einem Raketenangriff eine Pizzeria getroffen worden. Jüngsten Angaben zufolge wurden mindestens zwölf Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. Unter den Toten sind ukrainischen Angaben zufolge auch drei Kinder. Die Bergungsarbeiten seien nun beendet, teilte der Zivilschutz am Donnerstagmorgen mit. Die Behörde veröffentlichte auch ein Video, auf dem die Arbeiten sowie Drohnenaufnahmen vom Ausmass der Zerstörung zu sehen waren. (dpa/tas)

+++

Kolumbiens Präsident Petro kündigt Protestnote an Moskau an

  • 08:14 Uhr

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat nach dem russischen Raketenangriff auf die ostukrainische Stadt Kramatorsk eine offizielle Protestnote seines Landes an Russland angekündigt. Russland habe "drei wehrlose kolumbianische Zivilisten angegriffen", schrieb Petro am Mittwoch im Onlinedienst Twitter. Damit habe es gegen die international verbindlichen Regeln im Krieg verstossen. Das Aussenministerium seines Landes werde eine diplomatische Protestnote an Moskau übermitteln.

Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Restaurant in Kramatorsk waren am Dienstagabend nach Angaben der ukrainischen Behörden mindestens zwölf Menschen getötet worden, darunter drei Kinder. Mindestens 60 weitere wurden demnach verletzt. Bei dem Angriff wurde das Restaurant Ria Pizza im Zentrum der Stadt zerstört, das bei Journalisten und Militärangehörigen beliebt war.

Unter den Verletzten waren drei kolumbianische Prominente - der bekannte Autor Héctor Abad, der Politiker Sergio Jaramillo und die Journalistin Catalina Gómez, die sich mit der ukrainischen Schriftstellerin Victoria Amelima in dem Restaurant zum Essen getroffen hatten, wie Abad und Jaramillo in einer gemeinsamen Mitteilung erklärten.

Die 37-jährige Amelima, deren Werke unter anderem ins Deutsche und Englische übersetzt wurden, schwebe in Lebensgefahr, hiess es. Sie sei am Kopf verletzt. Petro hatte sich zuvor gegen die Entsendung von Waffen für die Ukraine und für eine Verhandlungslösung ausgesprochen. (AFP/tas)

+++

Mit Material von dpa und AFP

Die Ticker der vergangenen Tage zum Nachlesen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.