• 17:41 Uhr: ➤ "Unhaltbar": IAEA zieht erschreckendes Fazit zu AKW Saporischschja
  • 16:43 Uhr: Mehr als 172.000 ukrainische Kinder an deutschen Schulen
  • 16:17 Uhr: Bericht: Ukrainische Hacker täuschen russische Soldaten mithilfe von Fake-Profilen von Frauen
  • 15:37 Uhr: Moskau wirft Ukraine erneute Angriffe auf Atomkraftwerk Saporischschja vor
  • 14:18 Uhr: Stromausfall nahe ukrainischem AKW Saporischschja nach erneutem Beschuss
  • 12:44 Uhr: London: Mangel an Aufklärungsdrohnen erschwert Russlands Einsätze in der Ukraine

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➤ "Unhaltbar": IAEA zieht erschreckendes Fazit zu AKW Saporischschja

  • 17:41 Uhr

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist von russischen Truppen besetzt und immer wieder Teil kriegerischer Auseinandersetzungen. Die UN-Atomenergiebehörde (IAEA) war nun vor Ort und beschreibt die Situation als "unhaltbar". "Die IAEA ist weiterhin schwer besorgt über die Lage", schrieb IAEA-Chef Rafael Grossi.

In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht zur Lage rund um das grösste Atomkraftwerk Europas forderte die IAEA die Einrichtung einer Sicherheitszone. Die "Bombardements der Anlage und der Umgebung" müssten "unverzüglich eingestellt werden", um erneute Schäden zu vermeiden. Die UN-Organisation schrieb zudem über "extrem stressige Bedingungen", unter denen das ukrainische Akw-Personal arbeite, das unter der Kontrolle russischer Soldaten steht.

Ein IAEA-Team unter Grossis Führung reiste vorige Woche nach monatelangen Verhandlungen und Vorbereitungen zu dem Kraftwerk, um die Sicherheitslage zu analysieren und dort eine Präsenz der Internationalen Atomenergiebehörde aufzubauen. Zwei IAEA-Experten sind nun permanent vor Ort.

Das Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja war in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen worden. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Die Kämpfe rund um das Akw schüren die Angst vor einer Nuklearkatastrophe wie 1986 in Tschernobyl. (dpa/afp)

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Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat inzwischen mehr als 11,9 Millionen Grenzübertritte aus der Ukraine registriert (Stand: 30. August). Die Flüchtenden sind vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Ausserdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard soll die Ukraine aus Deutschland erhalten. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Russische Truppen verraten Standort an Fake-Profile attraktiver Frauen

Russische Soldaten sollen gefälschten Social-Media-Profilen attraktiver Frauen ihren Standort verraten haben. Hinter diesen Fake-Profilen sollen jedoch ukrainische Hacker gesteckt haben. (Teaserbild: imago/SNA)

Weitere Meldungen vom 6. September

Mehr als 172.000 ukrainische Kinder an deutschen Schulen

  • 16:43 Uhr

Die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen steigt weiter. Die Bundesländer meldeten für die am Sonntag zu Ende gegangene 35. Kalenderwoche 172.787 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an den Schulen, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin mitteilte. Im Vergleich zur Vorwoche sind das 9.534 mehr.

Einige Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg veröffentlichten wegen der Sommerferien noch keine aktuellen Zahlen. Die von der KMK angegebenen Schülerzahlen beziehen sich auf allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen. (afp)

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Bericht: Ukrainische Hacker täuschen russische Soldaten mithilfe von Fake-Profilen von Frauen

  • 16:17 Uhr

Mithilfe von gefälschten Social-Media-Profilen sollen ukrainische Hacker russische Soldaten getäuscht haben. Laut Bericht der "Financial Times" haben sich die Hacker vergangenen Monat als "attraktive Frauen" ausgegeben und Soldaten dadurch dazu gebracht, ihren Standort zu verraten.

Wie die Hackergruppe "Hackyourmom" der US-Zeitung berichtete, machte sie einen abgelegenen russischen Stützpunkt nahe Melitopol in der Südukraine ausfindig. Russische Soldaten würden "[eine] Menge Scheisse" an Frauen schicken, "um zu beweisen, dass sie Krieger sind", sagte Nikita Knysh, Gründer der Hackergruppe.

Über die Fake-Profile forderten sie die russischen Soldaten dann unter anderem dazu auf, Bilder zu schicken - was einige der Soldaten auch taten. Anhand der Bilder hätten die Hacker dann den Stützpunkt der russischen Kämpfer ausfindig gemacht. Diesen teilten sie daraufhin dem ukrainischen Militär mit. Eben jener Stützpunkt sei anschliessend durch ukrainische Angriffe zerstört worden.

Wo genau sich die Soldaten befunden haben, geht nicht aus dem Bericht der "Financial Times" hervor.

Nikita Knysh, ein 30 Jahre alter IT-Fachmann aus Charkiw, sagte der Zeitung, dass er, als die russische Invasion im Februar dieses Jahres begann, seine Hacking-Fähigkeiten nutzen wollte, um seinem Land zu helfen. Dadurch entstand die Hackergruppe "Hackyourmom", die mittlerweile aus 30 Hackern aus dem ganzen Land besteht. (sbi)

Geheimdienstexperten: Mangel an Aufklärungsdrohnen schränkt Militär ein

Mitteilung auf Twitter "Angesichts von Verlusten auf dem Schlachtfeld ist es wahrscheinlich, dass Russland Schwierigkeiten hat, seine Bestände an unbemannten Luftfahrzeugen aufrechtzuerhalten." (Teaserbild: dpa / Kostiantyn Liberov/AP/dpa)

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Stromausfall nahe ukrainischem AKW Saporischschja nach erneutem Beschuss

  • 14:18 Uhr

Nach erneutem Artilleriebeschuss beim südukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist es in der nahe gelegenen Stadt Enerhodar zu einem Stromausfall gekommen. Sowohl die von Russland eingesetzten Besatzungsbehörden als auch der aus der Stadt geflohene Bürgermeister Dmytro Orlow bestätigten den Vorfall am Dienstag im Nachrichtendienst Telegram. Der Besatzungsvertreter Wladimir Rogow sagte, es habe sieben Einschläge im Bereich des Kraftwerk-Trainingszentrums gegeben. Ein Reaktor soll dennoch weiter 150 Megawatt für den Eigenbedarf der Kühlsysteme liefern.

Am Montag hatte der ukrainische Kraftwerksbetreiber Enerhoatom zunächst mitgeteilt, dass es beim sechsten und letzten noch betriebenen Block eine Notabschaltung gegeben habe. Später jedoch übermittelte Kiew an die Internationale Atomenergieorganisation (IAEA) die Information, der Strombedarf des Kraftwerks werde nach einer erzwungenen Trennung vom ukrainischen Netz weiter von einem im Betrieb befindlichen Reaktor gedeckt.

Russlands Verteidigungsministerium warf der Ukraine daraufhin am Dienstag vor, Saporischschja innerhalb der vergangenen 24 Stunden 15 Mal mit Artillerie beschossen zu haben. Im Gegenzug macht Kiew die russischen Truppen, die das AKW bereits seit Anfang März besetzen, immer wieder für Angriffe auf das Gelände verantwortlich. Die Angaben beider Seiten lassen sich in der Regel nicht unabhängig überprüfen.

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London: Mangel an Aufklärungsdrohnen erschwert Russlands Einsätze in der Ukraine

  • 12:44 Uhr

Ein Mangel an Aufklärungsdrohnen erschwert nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten zunehmend die Einsätze der russischen Truppen in der Ukraine. Das geht am Dienstag aus dem täglichen Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London hervor. "Angesichts von Verlusten auf dem Schlachtfeld ist es wahrscheinlich, dass Russland Schwierigkeiten hat, seine Bestände an unbemannten Luftfahrzeugen aufrechtzuerhalten", heisst es in der Mitteilung auf Twitter. Das werde verschärft durch die mittels internationaler Sanktionen hervorgerufene Verknappung an Ersatzteilen.

"Die begrenzte Verfügbarkeit von Aufklärungsdrohnen dürfte das taktische Lagebewusstsein der Kommandeure vermindern und Einsätze zunehmend behindern", so die Einschätzung der Briten.

Russland habe in den vergangenen Jahren zunehmend auf Drohnen gesetzt, besonders um Ziele für die Artillerie auszumachen. Diese seien jedoch anfällig für Abschüsse und elektronische Störsignale. In den vergangenen Tagen sei die Zahl der Drohneneinsätze westlich des Dnipro-Flusses zurückgegangen. Auch mehrere Abschüsse seien gemeldet worden. (dpa)

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Kiew: Mehr als 50.000 russische Soldaten im Krieg gefallen

  • 10:55 Uhr

Nach mehr als sechs Monaten Angriffskrieg in der Ukraine soll die russische Armee ukrainischen Angaben zufolge bereits mehr als 50.000 Soldaten verloren haben. Nach 195 Tagen Invasion seien 50.150 russische Soldaten getötet worden, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstag per Facebook mit. Ausserdem will die ukrainische Armee bereits 2.077 Panzer, 4.484 gepanzerte Fahrzeuge, 236 Flugzeuge und 207 Hubschrauber abgeschossen haben. Zu den Angaben gibt es keine unabhängigen Bestätigungen.

Mitten im Ukraine-Krieg: Russland startet gross angelegtes Militärmanöver

Am Donnerstag hat im Fernen Osten Russlands das gross angelegte Militärmanöver "Wostok 2022" mit mehr als 50.000 Soldaten begonnen. Die Übung wird bis zum 7. September andauern. Auch China und Indien nehmen an dem Manöver teil. An der bisher aufwendigsten "Wostok"-Übung im Jahr 2018 nahmen fast 300.000 russische Soldaten teil.

Das britische Verteidigungsministerium hingegen geht von etwa 25.000 getöteten russischen Soldaten aus. Russland selbst hat seit Langem keine Angaben mehr zu eigenen Gefallenen gemacht. Die prorussischen Separatisten in Donezk hatten am vergangenen Freitag ihre Verluste seit dem Start der Invasion auf etwas mehr als 2.900 Tote beziffert. Demgegenüber stehen nach den seltenen Kiewer Angaben über eigene Verluste etwa 9.000 getötete und 7.000 vermisste ukrainische Soldaten.

Die Vereinten Nationen haben bisher mehr als 5.700 getötete Zivilisten registriert, gehen aber ähnlich wie Kiew von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus. Die Donezker Separatisten nannten zuletzt eine Zahl von rund 870 zivilen Toten in ihrem Gebiet. (dpa)

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US-Geheimdienst: Russland kauft Raketen aus Nordkorea

  • 10:16 Uhr

Russland hat bereits mit dem Iran einen Handel abgeschlossen, um dort hergestellte Drohnen zu erhalten. Neu freigegebene Dokumente des US-Geheimdienstes legen nun nahe, dass auch Nordkorea zu den Lieferanten Russlands zählt. Wie die "New York Times" berichtet, habe Russland Millionen Artilleriegeschosse und Raketen aus Nordkorea gekauft.

Laut Zeitung sagten US-Regierungsbeamte, Russlands Entscheidung, sich dem Iran und jetzt Nordkorea zuzuwenden, sei ein Zeichen dafür, dass die von den Vereinigten Staaten und Europa verhängten Sanktionen und Exportkontrollen Moskaus Handlungsspielraum beeinträchtigen, Nachschub für seine Armee zu beschaffen.

Militärexperten deuten den Kauf als ein Zeichen für Moskaus Verzweiflung. Frederick W. Kagan, ein Militärexperte am American Enterprise Institute, sagte der "New York Times": "Der einzige Grund, warum der Kreml Artilleriegeschosse oder Raketen von Nordkorea oder irgendjemandem kaufen sollte, ist, dass Putin nicht willens oder nicht in der Lage war, die russische Wirtschaft auch nur auf der grundlegendsten Ebene für einen Krieg zu mobilisieren."

Das Dokument des Geheimdienstes legt nicht nahe, wann die Waffen genau und wie viele bereitgestellt wurden. Der Verkauf lässt sich zudem nicht unabhängig prüfen. (sbi)

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Schmyhal bat um mehr schwere Waffen: Scholz soll keine Unterstützungsbereitschaft gezeigt haben

  • 09:01 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz hat laut einem Bericht der "Welt" Bitten des ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal um mehr militärische Unterstützung bei dessen Besuch in Berlin ausgeschlagen. Konkret sei es dabei um die Lieferung hochmoderner Leopard-2-Panzer durch die Industrie gegangen, berichtete das Blatt unter Berufung auf Angaben aus ukrainischen Regierungskreisen.

Hintergrund sei ein Angebot des Rüstungskonzerns Krauss-Maffei Wegmann (KMW) bereits vom 8. April für eine Direktlieferung an die Ukraine. Das Unternehmen habe sich damals schon bereit erklärt, der Ukraine 100 Panzer vom Typ Leopard 2A7, inklusive Ersatzteile und Trainingseinheiten für Soldaten für insgesamt 1,55 Milliarden Euro zu liefern. Die ersten Exemplare hätten demnach 36 Monate nach Vertragsabschluss ausgeliefert werden können.

Scholz habe jedoch eine Zusage für eine Exportgenehmigung abgelehnt. Der Kanzler sei im Gespräch mit Schmyhal "allgemein und unkonkret" geblieben hiess es. Scholz habe "gar keine Bereitschaft" gezeigt, seine ablehnende Position gegenüber der Lieferung von Panzern zu ändern. Das Kanzleramt sagte der "Welt" dazu auf Anfrage, man werde nicht nachlassen, die Ukraine militärisch, aber auch politisch, finanziell und humanitär zu unterstützen. "Wir bitten um Verständnis, dass wir darüber hinaus grundsätzlich nicht aus vertraulichen Gesprächen berichten", sagte eine Sprecherin demnach weiter. (afp)

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Putin reist zu gross angelegter Militärübung mit chinesischer Beteiligung

  • 08:25 Uhr

Der russische Präsident Wladimir Putin ist zu einem grossangelegten Militärmanöver mit chinesischer Beteiligung in den Fernen Osten Russlands gereist. Auf dem Militärgelände Sergejewski werde Putin mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow zusammentreffen, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow, wie russische Nachrichtenagenturen am Dienstag berichteten.

An dem Manöver "Wostok 2022" sind neben russischen Truppen Soldaten mehrerer verbündeter Staaten beteiligt, darunter auch China. (afp)

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Weitere Meldungen vom 5. September

Ukrainer berichtet von Dutzenden Angriffen im Donbass

  • 21:32 Uhr

Die russische Armee hat nach Angaben des Kiewer Generalstabs am Montag erneut Dutzende Orte im Donbass im Osten der Ukraine mit Artillerie und Kampfflugzeugen beschossen. Der Abendbericht der ukrainischen Militärführung zählte zugleich acht Orte auf, an denen Sturmangriffe der Russen abgewehrt worden seien. Dazu gehörte auch die Umgebung der Stadt Bachmut im Gebiet Donezk, vor der der russische Vormarsch seit Wochen feststeckt. Die Militärangaben waren aber nicht sofort unabhängig überprüfbar.

In der Nähe der Industriestadt Krywyj Rih setzte nach örtlichen Behördenangaben ein russischer Raketentreffer ein Treibstofflager in Brand. Der Beschuss traf demnach auch andere Orte des Gebiets Dnipropetrowsk in der Zentralukraine. Eine Frau sei getötet worden, ausserdem habe es drei Verletzte gegeben. (dpa)

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Gazprom: Konstruktionsfehler von Turbine schuld an Gas-Lieferstopp

  • 20:34 Uhr

Der russische Gaskonzern Gazprom macht den Lieferstopp über die Ostseepipeline Nord Stream 1 an einem angeblichen Konstruktionsfehler der eingesetzten Turbine von Siemens Energy fest. Wegen erhöhter Brand- und Explosionsgefahr habe die Technikaufsicht Rostechnadsor den Weiterbetrieb der Turbine untersagt, teilte Gazprom am Montagabend in Moskau mit. Ein Betrieb mit den festgestellten Mängeln widerspreche "den Normen der russischen Gesetzgebung".

Gazprom hatte am Samstag nach einer planmässigen Wartung der Turbine die Gaslieferungen nach Europa nicht wieder aufgenommen. Das Unternehmen begründete dies mit angeblich austretendem Öl aus dem Aggregat von Siemens Energy.

Aus der Turbine Trent 60 in der russische Pumpstation Portowaja trete Öl aus an einer Stelle, an der es sehr heiss sei, schrieb Gazprom am Montag. Das Öl könnte sich entzünden; dann bedrohe Explosionsgefahr die Sicherheit der ganzen Pumpstation. Bei einer Wartung dieser Turbine im Juli sei das Problem nicht aufgetreten. Es sei aber schon an anderen Turbinen dieses Typs beobachtet worden. Dies lasse darauf schliessen, dass der Fehler in der Konstruktion angelegt sei und sich nur durch einen Umbau bei Siemens Energy beheben lasse.

Die Bundesregierung hält die technischen Probleme mit der Pipeline für vorgeschoben. Sie wirft Moskau vor, die Gaslieferungen aus politischen Gründen zu verweigern. Der Kreml sieht die Schuld am Lieferstopp beim Westen und dessen Sanktionen gegen Russland. (dpa)

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Britischer Verteidigungsminister: Ukrainer machen "echte Gewinne"

  • 18:55 Uhr

Die ukrainischen Truppen machen nach Einschätzung Londons bei ihrer Gegenoffensive im Süden des Landes "echte Gewinne". Das sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace am Montag im Parlament in London. "Die Ukraine hat eine Reihe von Flussübergängen schwer beschädigt mit dem Ziel, den russischen Nachschub zu beschränken", so Wallace weiter. Moskaus Invasionsarmee werde sowohl mit Artilleriebeschuss belegt als auch von Bodentruppen attackiert.

Nach Einschätzung der Briten hat Russland im Laufe des Kriegs bisher etwa 25 000 Tote in seinen Reihen zu beklagen. Insgesamt haben die russischen Invasionstruppen demnach rund 80 000 Mann durch Todesfälle, Gefangenschaft, Fahnenflucht und anderes verloren, wie Wallace sagte. Der Minister machte jedoch deutlich, dass auch die Ukrainer derzeit bei ihrer Offensive Verluste erleiden.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar veröffentlicht die britische Regierung regelmässig Geheimdienstinformationen zu dessen Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (dpa)

Russische Besatzer schieben Beitrittspläne in Südukraine auf

  • 17:46 Uhr

Die pro-russischen Behörden in der besetzten und derzeit heftig umkämpften südukrainischen Region Cherson wollen nach eigenen Angaben ihre Pläne für ein Referendum über eine Zugehörigkeit zu Russland vorerst stoppen. Die Vorbereitungen für die Abstimmung hätten bereits begonnen, sagte am Montag der Chef der pro-russischen Behörden, Kirill Stremusow, im Fernsehen. "Aber angesichts der aktuellen Entwicklungen glaube ich, dass wir im Moment eine Pause einlegen werden."

Zuvor hatte die Ukraine Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive in der Region gemeldet. Nach Angaben des Südkommandos eroberten die ukrainischen Soldaten mehrere Gebiete zurück und zerstörten unter anderem ein Munitionsdepot, eine Pontonbrücke und ein Kontrollzentrum der russischen Armee.

Die Region Cherson mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt am Ufer des Dnipro grenzt an die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Als erste Grossstadt der Ukraine war Cherson Anfang März kurz nach Beginn der russischen Offensive von der russischen Armee eingenommen worden. Die Region ist für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung und wegen ihrer Nähe zur Krim auch strategisch wichtig. (AFP)

Letzter noch arbeitender Reaktor im Akw Saporischschja vom Netz genommen

  • 16:03 Uhr

Im von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist der letzte noch arbeitende Reaktor am Montag vom Netz genommen worden. Dies teilte der staatliche ukrainische Betreiber Energoatom im Messengerdienst Telegram mit. Grund sei ein durch Angriffe ausgelöstes Feuer, das eine Stromleitung zwischen dem Kraftwerk und dem ukrainischen Stromnetz beschädigt habe.

Erst am Samstag war nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die letzte verbliebene Hauptstromleitung zwischen dem Kraftwerk und dem ukrainischen Stromnetz gekappt worden - ebenfalls nach Bombardements in der Zone. Die Verbindung zum Stromnetz wurde demnach über eine Reserveleitung aufrechterhalten.

Laut IAEA verfügte das Akw ursprünglich über vier Hauptleitungen zum ukrainischen Stromnetz. Drei davon seien schon "früher während des Konflikts" abgeschnitten worden.

Zuletzt produzierte laut IAEA nur noch einer von sechs Reaktoren des Akw Strom "sowohl für die Kühlung als auch für andere wesentliche Sicherheitsfunktionen der Anlage und über das Stromnetz für Haushalte, Fabriken und andere".

Saporischschja ist das grösste Atomkraftwerk Europas. Die Kämpfe rund um das Akw schüren die Angst vor einer Nuklearkatastrophe wie 1986 in Tschernobyl. (AFP)

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EU hilft Ukraine mit weiteren 500 Millionen Euro

  • 14:27 Uhr

Die Europäische Union unterstützt die Ukraine mit weiteren 500 Millionen Euro. Das geht aus einem Abkommen hervor, das die EU-Kommission am Montag mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal in Brüssel unterzeichnete. Das Geld soll Geflüchteten und Landwirten zugute kommen.

Die EU-Hilfen sollen "Wohnraum und Bildung für Binnenvertriebene und Rückkehrer sichern und den ukrainischen Agrarsektor unterstützen", wie Kommissionssprecher Eric Mamer in Brüssel sagte. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte die Mittel im April und Mai auf Geber-Veranstaltungen in Aussicht gestellt.

Schmyhal forderte in Brüssel härtere Sanktionen gegen Russland, das Ende Februar in die Ukraine einmarschiert war. "Zu unseren Prioritäten gehört ein vollständiges Energie-Embargo gegen Russland", bekräftigte er. Russische Gaslieferungen könnten zu einem grossen Teil durch Strom aus der Ukraine ersetzt werden, argumentierte der Regierungschef.

Schmyhal hatte bereits am Sonntag in Berlin angeboten, die Stromlieferungen der Ukraine in die EU zu erhöhen, um zur Energiesicherheit Europas beizutragen. Atomkraft ist Hauptenergiequelle in dem Land.

Schmyhal leitete in Brüssel zudem einen Assoziationsrat mit dem EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell. Thema war unter anderem eine stärkere militärische Unterstützung der EU für Kiew. Am Sonntag war der ukrainische Regierungschef in Berlin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammengetroffen. (AFP)

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Moskau: Sanktionen des Westens für Gas-Stopp nach Deutschland verantwortlich

  • 13:54 Uhr

Der Kreml hat den Westen für den Stopp der Gaslieferungen nach Deutschland verantwortlich gemacht. Die Probleme seien "wegen der Sanktionen der westlichen Staaten aufgetreten, es gibt keinen anderen Grund dafür", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau. Er weise daher jegliche Versuche des Westens, die Verantwortung dafür Moskau zu geben, "kategorisch zurück".

Der russische Gazprom-Konzern hatte die Gaslieferungen nach Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 vergangene Woche auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Der Lieferstopp, der am Mittwoch begann, war zunächst mit turnusgemässen Wartungsarbeiten an einer Kompressorstation begründet worden und sollte bis Samstag dauern. Am Freitagabend erklärte Gazprom dann, es gebe ein Ölleck an einer Turbine.

Peskow begründete den Stopp nun erneut mit der nötigen Instandhaltung der letzten verbliebenen Turbine. Sie funktioniere schlecht, "es gibt Pannen, das führt zum Stopp des Gasflusses". Streit gibt es auch um eine Siemens-Turbine, die zu Reparaturzwecken nach Kanada gebracht worden war und nun in Deutschland ist.

Auch im Fall des Rücktransports dieser Turbine macht Moskau die Sanktionen des Westens verantwortlich, Deutschland hingegen argumentiert, Russland blockiere den Rücktransport. (AFP)

Ukraine vermeldet Geländegewinne im Süden des Landes

  • 12:39 Uhr

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive im Süden des Landes mehrere Ortschaften zurückerobert. Zudem seien in der Nähe der von Russland besetzten Stadt Cherson ein Munitionsdepot, eine Pontonbrücke und ein Kontrollzentrum der russischen Armee zerstört worden, teilte das Südkommando der ukrainischen Armee in der Nacht zum Montag auf Facebook mit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in seiner täglichen Botschaft am Sonntagabend von der Rückeroberung von "zwei Ortschaften im Süden" und einer im Osten des Landes gesprochen, ohne deren Namen zu nennen. Der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Kyrylo Timoschenko, teilte ein Bild im Onlinedienst Twitter, wonach die ukrainische Flagge in einem von Russland im März eingenommenen Dorf im Norden der Region Cherson gehisst wurde. Die Region ist fast vollständig in russischer Hand.

Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) macht die ukrainische Gegenoffensive im Süden und Osten des Landes "nachweislich Fortschritte". Die ukrainischen Streitkräfte "rücken entlang mehrerer Achsen in der westlichen Region Cherson vor und haben Gebiete jenseits des Flusses Siwerskyj Donez in der Region Donezk gesichert", hiess es in einem Bericht des Instituts.

Das Südkommando der ukrainischen Armee versucht nach eigenen Angaben vor allem, das Management von Truppenbewegungen und Logistik der russischen Armee durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss zu stören. (AFP)

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Betreiber warnt vor Strahlengefahr in AKW Saporischschja

  • 11:59 Uhr

Das von russischen Truppen besetzte AKW Saporischschja im Süden der Ukraine arbeitet nach Angaben des Betreibers infolge massiven Beschusses aktuell unter der Gefahr, gegen den Strahlen- und Brandschutz zu verstossen. Derzeit sei von den sechs Reaktoren nur noch ein einziger in Betrieb, teilte der Betreiber Enerhoatom am Montag mit. Block 6 versorge das ukrainische Stromnetz und das AKW selbst. Block 5 sei seit Samstagabend vom Netz, weil es durch Beschuss massive Schäden an einer Leitung gebe.

Die russische Militärverwaltung hatte zuvor ebenfalls mitgeteilt, dass nur noch ein Block von Europas grösstem Atomkraftwerk arbeite. Nach Darstellung von Enerhoatom dauert die Mission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) dort an. Den Besatzern wiederum zufolge haben vier von sechs Experten die Anlage verlassen. Es blieben noch zwei Vertreter als Beobachter, sagte deren Vertreter Wladimir Rogow im russischen Radio.

Die IAEA-Experten sind seit Donnerstag in dem AKW, um nach Schäden zu suchen. Das Kraftwerk geriet Anfang März unmittelbar nach Einmarsch in die Ukraine unter russische Kontrolle. Mehrfacher Beschuss des Kraftwerksgeländes und der benachbarten Stadt haben international die Angst vor einer möglichen Atomkatastrophe wachsen lassen. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig.

Enerhoatom beklagte im Nachrichtenkanal Telegram, dass Russland Militär, Waffen und Munition auf dem Gelände stationiert habe. Die Ukraine forderte internationale Hilfe, um die russischen Truppen zum Abzug zu bewegen. Russland bestreitet, dort schwere Waffen zu haben und lehnt auch eine Rückgabe des AKW ab, weil die Ukraine dessen Sicherheit nicht gewährleisten könne. (dpa)

Moskau entzieht unabhängiger Zeitung "Nowaja Gaseta" die Drucklizenz

  • 11:21 Uhr

Die russischen Behörden haben der wichtigsten unabhängigen Zeitung im Land die Drucklizenz entzogen. Dies teilte die "Nowaja Gaseta" am Montag in Online-Netzwerken mit. Ein Gericht in Moskau habe die Drucklizenz für die Zeitung "für ungültig erklärt".

Die "Nowaja Gaseta" musste im März im Zuge der Kampagne gegen Kritiker der russischen Militärintervention in der Ukraine ihre Veröffentlichung einstellen. Ihr Chefredakteur Dmitri Muratow war 2021 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. (AFP)

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Ukrainische Berichte: Russisches Regiment weigert sich zu kämpfen

  • 10:18 Uhr

Eine russische Militäreinheit in der Südukraine verweigert offenbar den Kampf. Das teilt das Portal "The Kyiv Independent" mit. Demnach berichtet das ukrainische Einsatzkommando "Süd", das russische 127. Regiment des 1. Armeekorps verweigere die Erfüllung seiner Aufgaben aufgrund mangelnder Unterstützung und schlechter Bedingungen, einschliesslich Wassermangel.

Russland habe die Kämpfer wegen der Weigerung von ihren Stellungen abgezogen, heisst es in dem Bericht. Die Angaben liessen sich bisher nicht unabhängig überprüfen. (lh)

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London: Russland konzentriert sich weiter auf Vormarsch in der Ostukraine

  • 08:47 Uhr

Trotz der ukrainischen Gegenoffensive im Süden des Landes konzentriert sich Russland nach britischen Informationen bei seinem Angriffskrieg weiter auf den Vormarsch im Osten. Die Hauptachsen des russischen Vormarschs lägen bei Awdijiwka nördlich der Grossstadt Donezk sowie rund um die Stadt Bachmut weiter nördlich, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag unter Berufung auf seine Geheimdienste mit. Zwar hätten die russischen Truppen in dieser Gegend zuletzt den meisten Erfolg gehabt. Sie stiessen dennoch nur einen Kilometer pro Woche auf Bachmut vor.

Grund für die Konzentration auf die Ostukraine sei das politische Ziel, das gesamte Gebiet Donezk zu erobern. Dann könne der Kreml die "Befreiung" der gesamten Donbass-Region verkünden, so das Ministerium. Allerdings stünden die Aussichten schlecht. "Russische Kräfte haben sehr wahrscheinlich wiederholt Fristen verpasst, um dieses Ziel zu erreichen."

Das Ministerium zitierte ukrainische Behörden, wonach die russischen Einheiten nun die Aufgabe bis zum 15. September bewältigen sollten. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Truppe dies erreichen wird, was wiederum Russlands Pläne, Referenden über den Beitritt der besetzten Gebiete zur Russischen Föderation durchzuführen, weiter erschweren wird."

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar jeden Tag Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (dpa)

Ukrainischer Regierungschef Schmyhal reist nach Brüssel

  • 04:09 Uhr

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal wird am Montag in Brüssel erwartet. Er nimmt dort an Gesprächen mit der EU teil (Beginn 12:15 Uhr, Pressekonferenz gegen 15:30 Uhr). Der Assoziationsrat wird von Schmyhal und dem EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell geleitet. Hauptthemen sind eine stärkere Zusammenarbeit und die Unterstützung der EU für Kiew im russischen Angriffskrieg.

Im Anschluss eröffnet Schmyhal in Brüssel eine Ausstellung zu russischen Kriegsverbrechen und nimmt dazu an einer Podiumsdiskussion teil (ab 18:00 Uhr). Zugeschaltet wird unter anderem der Chefankläger beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), Karim Khan. Am Sonntag war der ukrainische Regierungschef in Berlin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammengetroffen. (AFP)

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Mit Material von dpa, Reuters und AFP

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