In Russland zeigen nicht viele Menschen, dass sie den Krieg gegen die Ukraine ablehnen. Sie gehen ein hohes persönliches Risiko ein, denn der Staat verfolgt sie. Einem bekennenden Kriegsgegner wurde das nun zum Verhängnis.
Der inhaftierte russische Pianist und Kriegsgegner Pawel Kuschnir ist nach Angaben von Menschenrechtlern in einem Untersuchungsgefängnis in Birobidschan im Fernen Osten des Landes gestorben. Der 39-Jährige sei den Folgen eines Hungerstreiks erlegen, berichtete das russische Bürgerrechtsportal OVD-Info. In Deutschland bestätigte die Pianistin Olga Shkrygunova, eine langjährige Bekannte, auf Facebook Kuschnirs Tod.
Kuschnir im Hungerstreik nach Festnahme wegen Extremismus
Der Künstler arbeitete an der Philharmonie in Birbidschan und war den Angaben nach Ende Mai unter dem Vorwurf von Extremismus festgenommen worden. Kuschnir hatte aus seiner Haltung gegen den russischen Angriff auf das Nachbarland Ukraine keinen Hehl gemacht, ein Buch gegen den Krieg geschrieben und einen kleinen Youtube-Kanal mit antifaschistischen Manifesten betrieben. Kuschnir habe bei seinem Hungerstreik auch das Trinken verweigert, berichtete die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Olga Romanowa. Es gab keine Angaben, warum er den Hungerstreik begonnen hatte.
Tausend Verfahren gegen Kriegsgegner
OVD-Info verzeichnete in einer aktuellen Statistik knapp 1.000 Verfahren gegen Kriegsgegner in Russland. Fast 300 Menschen seien in U-Haft, in Straflagern oder Kliniken eingesperrt. Am Donnerstag hatten Russland und der Westen in einer Grossaktion Gefangene ausgetauscht. Ilja Jaschin, einer der freigelassenen russischen Oppositionellen, sagte am Freitag in Bonn, er habe Russland eigentlich nicht verlassen wollen. Es gebe andere schwer kranke politische Häftlinge, deren Rettung dringender gewesen wäre. (dpa/phs)
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