- Vor wenigen Tagen hat ein russischer Geheimdienstagent vorausgesagt, dass ein Putsch gegen Putin bevorstehen könnte.
- Dem widerspricht nun Russland-Experte Gerhard Mangott.
- Er hält einen gewaltsamen Umsturz in Russland derzeit "zweifellos für unwahrscheinlich".
Ein russischer Geheimdienstagent geht davon aus, dass es bald zu einem gewaltsamen Umsturz in Russland und der Absetzung Putins kommt. Das berichtete das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" und berief sich auf geleakte E-Mails. Russland-Experte Gerhard Mangott ordnet diese Meldung im Interview mit "Focus Online" als "sehr spekulativ" ein.
Die Stimmung gegen Putin habe sich zwar "nachhaltig verändert", aber noch nicht "ein Ausmass angenommen [...], wo es zu einem gewaltsamen Konflikt innerhalb Russlands kommt". Einen Putsch halte er derzeit "zweifellos für unwahrscheinlich", sagt Mangott.
Experte: Bei weiteren Kriegsniederlagen ist Putins Position "sicherlich gefährdet"
Dennoch schränkt er ein: "Wenn die Reihe von russischen Kriegsniederlagen weitergeht und Russland immer weiter zurückgedrängt wird, ist Putins Position sicherlich gefährdet. Das weiss er auch und deswegen wird er alles tun, um dies zu verhindern – bis hin zum Einsatz von taktischen Nuklearwaffen. Aber im Augenblick kann man nicht sagen, dass Putin vor einem Sturz steht."
Zuletzt ist Putin nur selten öffentlich aufgetreten, weswegen Mangott ihn als "zurückgezogenen Zaren" bezeichnet, "der sein Stück der Verantwortung nicht übernehmen will". Den Rückzug der russischen Truppen aus der Region Cherson nicht zu kommentieren, sei "kein Zufall" gewesen, glaubt der Experte. Putin wolle so "den Eindruck erwecken, dass er nichts mit den Dingen, die schieflaufen, zu tun habe". Die Glaubwürdigkeit dieser Botschaft sei in der Bevölkerung aber "sehr gering", ordnet Mangott ein.
Bilden sich im Kreml Risse?
Der Agent des russischen Geheimdienstes FSB hatte laut "Newsweek" erklärt, dass die Hardliner Jewgeni Prigoschin, Gründer des Söldnerunternehmens "Wagner", und Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow Putins Herrschaft allmählich gefährlich werden könnten. Die beiden hätten Putins Kriegführung immer wieder kritisiert, was darauf hindeute, dass sich innerhalb des Kremls Risse bilden könnten.
Der FSB-Agent führte aus, dass es in Russland keinen "einfachen Machtwechsel" geben könne. "Es gibt keine Möglichkeit, in Russland alles zu ändern, sodass das Land als Ganzes funktioniert und nicht in den Abgrund des Terrors stürzt", zitierte "Newsweek" aus einer E-Mail. "Chaos, Bürgerkrieg und Zusammenbruch" seien "unvermeidlich", prognostizierte der unter dem Namen "Wind of Change" bekannte Agent.
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