Russland sieht sich nicht nur im Krieg gegen die Ukraine, sondern vielmehr gegen "den kollektiven Westen". Das Land finanziert seinen Krieg mit Geld aus dem Öl- und Gasexport - deshalb zielt die Ukraine auf Raffinerien und Treibstofflager. Ein Überblick über Geschehnisse in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.
Die Ukraine hofft nach Beratungen mit ihren Unterstützern bald auf mehr Flugabwehrwaffen, Artilleriemunition, Drohnen und erste westliche Kampfflugzeuge. Das teilte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow am Mittwoch auf Facebook mit.
Zuvor hatten bei der Nato die Partner des von Russland angegriffenen Landes im sogenannten Ramstein-Format beraten. Deutschland wird nach Worten von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) zusammen mit Frankreich ein Bündnis anführen, das die Luftverteidigung der Ukraine verbessern soll.
In der Nacht auf Donnerstag setzte ein ukrainischer Drohnentreffer ein grosses Treibstofflager in der grenznahen russischen Region Kursk in Brand, wie russische Behörden mitteilten. Verletzte habe es nicht gegeben.
Der ukrainische
Warten auf die F-16
Das Ramstein-Format unter Leitung von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin tagte in Brüssel vor einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister am Donnerstag. Bei der Einführung des US-Kampfjets F-16 in der Ukraine liege man "im Zeitplan", teilte Umjerow ohne nähere Details mit. Derzeit werden ukrainische Piloten und die Bodenmannschaften für das Flugzeug ausgebildet. Die Niederlande und Dänemark werden Jets an die Ukraine abgeben, die in diesem Jahr dort erwartet werden. Umjerow berichtete auch von einer Allianz zur Lieferung von Drohnen, geführt von Lettland, und einer Allianz für Minenräumung, geführt von Litauen.
Berlin und Paris leiten Allianz für ukrainische Luftverteidigung
Eine weitere dieser sogenannten Fähigkeitskoalitionen führen Deutschland und Frankreich, und zwar für Luftverteidigung. Pistorius und sein französischer Kollege Sébastien Lecornu unterschrieben in Brüssel die Gründungsdokumente. Das Bündnis soll langfristig eine effiziente Unterstützung für die Ukraine im Bereich der bodengestützten Luftverteidigung sicherstellen. Nach der Soforthilfe gehe es jetzt um Langzeitfähigkeiten, erklärte Pistorius. Luftverteidigung sei eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der ukrainischen Streitkräfte in deren Kampf gegen den russischen Aggressor.
Deutschland wird
Ukraine wappnet sich gegen russische Aufklärungsdrohnen
Drohnen vom Typ Orlan seien "die Augen für die russische Artillerie und Kampfdrohnen", schrieb Selenskyj am Mittwoch auf dem Portal X (früher Twitter).
Die Ukraine könne solche Drohnen technisch blind machen. Nötig sei aber ein systematischer Ansatz von der Identifikation der feindlichen Drohnen bis zum Einsatz elektronischer Kriegsführung gegen sie und ihrer Vernichtung. Nötig sei eine enge Verbindung zwischen Armee und Rüstungsproduzenten. "Hersteller müssen klar den Bedarf der Front kennen, während die Armee die Produktionskapazitäten in jeder Region kennen sollte", erklärte der Präsident.
Auf dieser Sitzung ging Selenskyj auch in seiner abendlichen Videoansprache ein und richtete den Blick in die Zukunft. Die Technik, die die Ukraine jetzt entwickele, werde sie nach dem Krieg auch exportieren können, sagte er.
Russisches Treibstofflager bei Kursk in Brand geschossen
Der Brand in dem Treibstofflager bei Kursk setzte die Serie ukrainischer Angriffe auf Anlagen der russischen Öl- und Gasindustrie fort. Mit den Exporteinnahmen finanziert Russland den Krieg. In den vergangenen Wochen waren Anlagen in Ust-Luga und St. Petersburg an der Ostsee sowie Tuapse am Schwarzen Meer getroffen worden. "Wegen des Angriffs einer ukrainischen Drohne ist im Kreis Kursk ein Öllager in Brand geraten", schrieb Gebietsgouverneur Roman Starowoit auf Telegram.
In mehreren Gebieten im Osten der Ukraine wurde in der Nacht auf Donnerstag wegen drohender russischer Raketenangriffe Luftalarm ausgelöst. Aus der Grossstadt Charkiw wurden Explosionen gemeldet. Am Mittwoch hatten russische Truppen die Siedlung Welykyj Burluk im Gebiet Charkiw mit umfunktionierten Flugabwehrraketen S-300 beschossen. Dabei wurden nach ukrainischen Behördenangaben zwei Menschen getötet und fünf verletzt. Vier Menschen seien aus Trümmern eines getroffenen Wohnhauses geborgen worden.
Russland sieht sich im Krieg gegen den gesammelten Westen
Fast zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sieht sich Moskau nach Worten von Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem Krieg mit der gesamten westlichen Welt. Das sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin am Mittwoch russischen Agenturberichten zufolge.
"Die militärische Spezialoperation hat als Operation gegen die Ukraine begonnen", wurde Peskow zitiert. "Mit der Zeit hat sie die Form eines Krieges gegen den kollektiven Westen angenommen." Dies bedeute aber auch, dass die militärische Spezialoperation - wie Moskau den Angriffskrieg gegen die Ukraine offiziell nennt - länger dauern werde als erwartet. "Aber es ändert am Lauf der Dinge nichts", sagte Peskow den Angaben nach. Auch Putin deutet seinen Ukraine-Krieg oft als Konflikt, in dem Russland sich gegen die westliche Welt verteidigen müsse.
Pistorius: Münchner Sicherheitskonferenz soll Ukraine helfen
Die Münchner Sicherheitskonferenz ab kommenden Freitag soll nach dem Willen von Verteidigungsminister Boris Pistorius einen Impuls setzen für "die Geschlossenheit der freien, demokratischen Welt, sich weiter für die Unterstützung der Ukraine einzusetzen".
Dies wäre das "wichtigste Signal", das von dem Treffen ausgehen könne, sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Krieg Russlands gegen das Nachbarland gehe alle an. "Denn es würde Autokraten und Diktatoren dieser Welt ermuntern, Ähnliches zu tun, wenn Putin damit durchkäme."
Das wird am Donnerstag wichtig
Die Verteidigungsminister der Nato-Staaten beraten über die weitere Zusammenarbeit mit der Ukraine und den laufenden Ausbau der Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten des Bündnisses. Nach tagelangen Blockaden mehrerer Grenzübergänge zwischen Polen und der Ukraine durch polnische Bauern wollen ukrainische Lkw-Fahrer einen Übergang für polnische Lastwagen sperren. (dpa/lag)
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