Russlands Armee will ein weiteres Dorf in der Region Donezk unter seine Kontrolle gebracht haben. Die Information deckt sich mit Angaben des britischen Verteidigungsministeriums, das in der Region weitere Angriffe in den kommenden Wochen voraussagt.
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben ein weiteres Dorf in der Region Donezk im Osten der Ukraine eingenommen. Piwdenne sei "befreit" worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag in seinem täglichen Bericht mit. Die Gemeinde liegt in der Nähe der Stadt Torezk, auf die russische Truppen seit Wochen vorgerückt waren.
Das staatliche Zentrum für Desinformationsbekämpfung in Kiew wies ukrainische Medienberichte unter Berufung auf einen Armeeoffizier über erste Kämpfe am Stadtrand von Torezk zurück. Zugleich wurde jedoch eingeräumt, dass russische Aufklärungseinheiten bereits Vorstösse in Richtung Torezk unternommen hätten. Schwere Kämpfe wurden auch aus der benachbarten Siedlung Niu Jork gemeldet.
Piwdenne hatte 1.400 Einwohner
Vor Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zählte das Dorf Regierungsangaben zufolge rund 1.400 Einwohner. Nach Angaben aus Moskau haben russischen Truppen in den vergangenen Woche eine Reihe ukrainischer Dörfer in der Region Donezk eingenommen, einige von ihnen bestehen nur aus ein paar Strassen. Piwdenne liegt rund sechs Kilometer südöstlich der Stadt Torezk, die weiter von der ukrainischen Armee kontrolliert wird.
Einige Kilometer nördlich greift Russland weiter die Stadt Tschassiw Jar in der Nähe der bereits eingenommenen Stadt Bachmut an. Der Ukraine fehlen nach eigenen Angaben nach wie vor Waffen und Munition, weshalb Kiew bei seinen westlichen Partnern vehement auf mehr Waffenlieferungen dringt.
Britisches Verteidigungsministerium rechnet mit taktischen Vorstössen in der Region
Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums führten die russischen Streitkräfte in der Region Donezk in den vergangenen Wochen kontinuierlich Angriffe durch. Bodentruppen seien den Juli über weiter in den Westen vorgerückt und hätten auf ihrem Weg Richtung Pokrowsk mehrere Dörfer eingenommen.
Auch Richtung Norden Richtung Niu York habe es Geländegewinne gegeben. Die Stadt selbst sei nach wie vor umkämpft, heisst es im aktuellen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums.
Das Ministerium rechnet damit, dass die Russen in den kommenden Wochen weitere taktische Vorstösse machen werden. Deren Durchschlagskraft sei aber durch verschiedene Faktoren limitiert, etwa durch zu wenig Material, schlechte Ausbildung und fehlende Soldaten.
Kiew: Jeder Kriegstag kostet mehr als 120 Millionen Euro
Unterdessen hat die Ukraine ihre Probleme öffentlich gemacht, die Kriegskosten zu decken. Zwar greift der Westen dem Land auch finanziell unter die Arme, trotzdem müssen nun die Steuern erhöht werden.
Jeder Tag Krieg kostet die Ukraine nach Angaben ihres Finanzministers umgerechnet mehr als 120 Millionen Euro. Die monatlichen Kosten für den Sicherheits- und Verteidigungsbereich bezifferte Serhij Martschenko in einem Interview der Agentur RBK-Ukraine auf umgerechnet über 3,7 Milliarden Euro.
Aktuell fehlten im Haushalt für 2024 dabei umgerechnet über elf Milliarden Euro. Diese sollen zum grossen Teil über Steuererhöhungen eingenommen werden, zu denen die Regierung kürzlich einen Gesetzentwurf vorgelegt hat.
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Zu den vorgeschlagenen Neuerungen gehört eine Erhöhung der bereits 2014 eingeführten, zusätzlich zur Einkommenssteuer zu zahlenden Militärabgabe von 1,5 auf 5 Prozent. Zudem sollen Auto- und Schmuckkäufe mit 15 beziehungsweise 30 Prozent Militärabgabe belegt werden. Medienberichten zufolge schnellten nach Bekanntwerden der Pläne die Neuwagenverkäufe in den ukrainischen Grossstädten in die Höhe.
Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Gut die Hälfte des Staatshaushalts wird dabei mit ausländischen Krediten und Hilfsgeldern finanziert. (dpa/AFP/ank)
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