• Hier finden Sie die wichtigsten News vom 27. Februar zum Krieg in der Ukraine zum Nachlesen.
  • 21:25 Uhr: ➤ Kiew laut Bürgermeister Klitschko nicht komplett eingekesselt
  • 21:04 Uhr: EU-Luftraum wird für alle russischen Flugzeuge gesperrt
  • 20:08 Uhr: EU-Kommission erwartet sieben Millionen Vertriebene
  • 18:33 Uhr: Weisses Haus: Putin fabriziert Bedrohung, USA können sich verteidigen
  • 18:26 Uhr: Russland räumt erstmals eigene Opfer ein
  • 18:14 Uhr: EU kündigt neue Strafmassnahmen gegen Russland und Belarus an
  • 17:50 Uhr: Selenskyj glaubt nicht an Verhandlungserfolg - "aber mal versuchen"

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➤ Bürgermeister Klitschko: "Kiew ist nicht komplett eingekesselt"

Die Lage in der ukrainischen Hauptstadt Kiew bleibt nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko angespannt. "Kiew ist nicht komplett eingekesselt. Die ukrainische Armee kämpft hart in den Aussenbezirken, und die russische Armee hat viele Verluste", sagte er am Sonntagabend der "Bild". Im Nachrichtenkanal Telegram verwies er auf Falschinformationen, wonach russische Truppen die Millionenstadt umstellt hätten. Am Abend wurde in Kiew erneut Luftalarm ausgelöst.

In der Stadt gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 17.00 Uhr (Ortszeit) bis 7.00 Uhr (6.00 Uhr MEZ). In dieser Zeit seien etwa Fahrten mit dem eigenen Auto nur mit einer Sondergenehmigung möglich. An einigen Orten der Stadt gebe es Schusswechsel, schrieb Klitschko.

Er appellierte zugleich an die Bewohner: "Gehen Sie in den erlaubten Zeiten auch nur dann in die Stadt, wenn es unbedingt nötig ist - zum Laden, zur Apotheke." Zudem sollten die Kiewer ältere und alleinstehende Menschen unterstützen.

So ist die aktuelle Lage:

Russlands Präsident Wladimir Putin hat in der Nacht zum Donnerstag einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Von mehreren Seiten sind russische Bodentruppen in das Nachbarland einmarschiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verhängte das Kriegsrecht und verkündete die Generalmobilmachung aller Reservisten und Wehrdienstpflichtigen. Landesweit befinden sich hunderttausende Menschen auf der Flucht.

Zuvor hatte Putin am Montagabend in einer langen Fernsehansprache das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die Anerkennung der sogenannten "Volksrepubliken" Donezk (kurz DNR) und Luhansk (LNR) in der Ostukraine verkündet.

An Tag drei der russischen Invasion in die Ukraine haben sich beide Seiten Gefechte um die Hauptstadt Kiew und andere Städte geliefert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief seine Landsleute in Videobotschaften am Samstag zur Abwehr russischer Angriffe auf. Nach UN-Angaben sind Hunderttausende in der Ukraine auf der Flucht.

Am Samstagabend haben Deutschland und westliche Verbündete einen Ausschluss russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift beschlossen. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Samstagabend in Berlin mit. Getroffen wurde die Entscheidung demnach von den Vereinigten Staaten, Frankreich, Kanada, Italien, Grossbritannien, der EU-Kommission und Deutschland.

Ausserdem machte Deutschland in der Frage nach Waffenlieferungen am Samstag eine Kehrtwende und unterstützt die ukrainischen Streitkräfte nun mit schweren Waffen aus Bundeswehrbeständen. Der ukrainische Botschafter bezeichnete das als "historisch".

Die weiteren Meldungen des Tages:

Von der Leyen spricht sich für EU-Beitritt der Ukraine aus

23:56 Uhr: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat sich für einen EU-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. Auf die Frage einer Reporterin des Senders "Euronews" nach einer Aufnahme des Landes in die Gemeinschaft sagte sie am Sonntag: "Im Laufe der Zeit gehören sie tatsächlich zu uns. Sie sind einer von uns und wir wollen sie drin haben." Zudem betonte sie, dass es bereits mehrere Bereiche der Zusammenarbeit gebe.

Aeroflot setzt Flüge nach Europa aus

23:27 Uhr: Die russische Fluggesellschaft Aeroflot setzt ab Montag alle Flüge nach Europa aus. Das sei eine Reaktion auf die Luftraumbeschränkungen der Europäischen Union für Russland, wie die russische Agentur Interfax meldete.

Weiterhin sollen russische Staatsbürger aus Europa nach Russland ausgeflogen werden, wie das russische Aussenministerium und die russische Luftverkehrsbehörde laut der Staatsagentur Tass mitteilten.

Wie Tass weiter berichtet, sollen sich derzeit rund 27.000 russische Staatsbürger in Ländern aufhalten, aus denen ein Rückflug nach Russland nicht mehr ohne weiteres möglich ist.

Russland vergleicht Ukrainer mit Terrormiliz IS

22:29 Uhr: Russland hat angebliche Taktiken ukrainischer Kämpfer mit denen von Dschihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verglichen. Diese würden "Einwohner der Ukraine effektiv als Geiseln betrachten und sie jetzt als menschliche Schutzschilde benutzen", sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja am Sonntag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates.

Auch würden bei den Kämpfen gegen russische Truppen Waffen wie Raketenwerfer in Wohngebieten positioniert. "Im Wesentlichen ist dies die gleiche Taktik, die von IS-Terroristen angewendet wird." Nach Darstellung von Nebensja greift die russische Armee keine Zivilisten in der Ukraine an. Die Ukraine wiederum wirft den russischen Streitkräften vor, gezielt auch gegen Zivilisten vorzugehen.

USA: Russische Kriegsverbrecher zur Verantwortung ziehen

22:27 Uhr: Die USA haben angekündigt, Kriegsverbrecher bei Russlands Invasion in die Ukraine mit allen Mitteln zur Verantwortung ziehen zu wollen. "Foto- und Videobeweise nehmen zu und Sie werden für Ihre Taten zur Rechenschaft gezogen", sagte Linda Thomas-Greenfield am Sonntag bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York.

Russland-Resolution geht an UN-Vollversammlung

22:22 Uhr: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen wird sich mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine beschäftigen. Westliche Staaten hoffen, dass bei dem Treffen ab Montag (16.00 Uhr/MEZ) möglichst viele der 193 Mitgliedsländer den Angriffskrieg Russlands verurteilen und damit die weltweite Isolation der russischen Führung sichtbar machen.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatte sich am Sonntag in einer Dringlichkeitssitzung dafür ausgesprochen, dass die Beschlussvorlage an das grösste UN-Gremium überstellt wird. Bei der Abstimmung votierten 11 der 15 Länder des Rates dafür. Russland stimmte dagegen, Vetos gab es bei dieser prozeduralen Abstimmung aber nicht.

US-Botschaft rät Amerikanern zur Ausreise aus Russland

21:59 Uhr: US-amerikanische Staatsbürger in Russland sollten nach einem Aufruf ihrer Botschaft in Moskau die sofortige Ausreise aus dem Land in Erwägung ziehen. "Immer mehr Fluggesellschaften streichen Flüge von und nach Russland, und zahlreiche Länder haben ihren Luftraum für russische Fluggesellschaften gesperrt", teilte die US-Botschaft in Moskau am Sonntag mit. "US-Staatsbürger sollten erwägen, Russland sofort über die noch verfügbaren kommerziellen Optionen zu verlassen."

FIFA: Keine Fussballspiele in Russland - Komplett-Ausschluss droht

21:15 Uhr: Russland darf vorerst keine internationalen Fussball-Wettbewerbe mehr auf eigenem Gebiet austragen. Das entschied der Weltverband FIFA am Sonntag. Heimspiele der Sbornaja sollen demnach nur noch auf neutralem Boden und ohne Zuschauer stattfinden. Zugleich drohte die FIFA mit einem Komplett-Ausschluss des Landes, sollte sich die Situation nicht rasch verbessern.

EU-Luftraum wird für alle russischen Flugzeuge gesperrt

21:04 Uhr: Der Luftraum über den EU-Staaten wird für russische Flieger komplett geschlossen. Das haben die EU-Aussenminister am Sonntagabend entschieden, wie EU-Chefdiplomat Josep Borrell in Brüssel mitteilte. Zuvor hatten bereits einzelne Länder - darunter Deutschland - entsprechende Massnahmen angekündigt und umgesetzt.

EU finanziert Waffen und Ausrüstung für die Ukraine

20:35 Uhr: Die EU wird eine halbe Milliarde Euro für die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die ukrainischen Streitkräfte zur Verfügung stellen. Darauf einigten sich die ständigen Vertreter der 27 Mitgliedstaaten am Sonntagabend in Brüssel, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten.

EU-Kommission erwartet sieben Millionen Vertriebene

20:08 Uhr: Die EU-Kommission rechnet wegen des Ukraine-Kriegs mit mehreren Millionen Vertriebenen innerhalb und ausserhalb des Landes. Die derzeit erwartete Anzahl vertriebener Ukrainer liege bei mehr als sieben Millionen, sagte der für EU-Krisenmanagement zuständige Kommissar Janez Lenarčič am Sonntag in Brüssel.

Im schlimmsten Fall - falls dieser Krieg andauere - würden sie dringenden Bedarf an humanitärer Hilfe haben. Die Vereinten Nationen würden deshalb einen dringenden Hilfsappell an die Staatengemeinschaft richten. Die EU-Kommission habe deshalb bereits 90 Millionen Euro an Hilfsgeldern mobilisiert.

Schweden und Dänemark schicken Waffen und Ausrüstung an die Ukraine

20:05 Uhr: Schweden und Dänemark wollen Panzerabwehrwaffen und weitere Ausrüstung an die Ukraine schicken. Das teilten die dänische Premierministerin Mette Frederiksen in Kopenhagen und Schwedens Regierungschefin Magdalena Andersson in Stockholm am Sonntag mit. Für Dänemark ist es das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit, dass Waffen in eine Kriegsregion geschickt werden.

Das Land will bis zu 2.700 Panzerabwehrraketen spenden. "Diese Waffen kann die Ukraine benutzen, um sich gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge zu verteidigen", sagte Frederiksen. Schweden will neben 5.000 Panzerabwehrraketen auch 135.000 Feld-Rationen sowie Tausende Helme und andere Schutzausrüstung zur Verfügung stellen.

UN: Vorstellung eines nuklearen Konflikts "einfach unvorstellbar"

19:52 Uhr: Die Vereinten Nationen haben sich äusserst besorgt über den russischen Schritt geäussert, die Abschreckungswaffen der Atommacht in Alarmbereitschaft zu versetzen. "Die blosse Vorstellung eines nuklearen Konflikts ist einfach unvorstellbar", sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor hatte Kremlchef Wladimir Putin Russlands Abschreckungswaffen in besondere Alarmbereitschaft versetzen lassen.

Putin nannte als Grund die historisch scharfen Sanktionen der Nato-Staaten gegen Russland. Er sprach in einem vom Kreml am Sonntag verbreiteten Video von Abschreckungswaffen, aber nicht explizit von Atomwaffen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte den Befehl "unverantwortlich".

BP trennt sich von Anteilen am russischen Energieriesen Rosneft

19:06 Uhr: Der britische Energiekonzern BP trennt sich von seinen Anteilen am russischen Ölunternehmen Rosneft. BP hatte seit 2013 einen Anteil von 19,75 Prozent der Rosneft-Aktien gehalten. Mit dem Ausstieg sei auch der Rückzug von BP-Chef Bernard Looney und seinem Vorgänger Bob Dudley als Verwaltungsratsmitglieder von Rosneft verbunden, hiess es in einer Mitteilung des Konzerns am Sonntag. Britischen Medienberichten zufolge gab BP mit dem Schritt Druck aus der Regierung in London nach.

Bundestag fordert von Russland sofortigen Stopp des Ukraine-Kriegs

19:03 Uhr: Der Bundestag hat von Russland einen sofortigen Stopp des Kriegs in der Ukraine verlangt. "Die Bundesrepublik Deutschland steht fest und unverbrüchlich an der Seite unserer ukrainischen Freundinnen und Freunde", heisst es in einem Antrag, dem die Koalition und die oppositionelle Union am Sonntag im Parlament zustimmten. Sie hatten ihn gemeinsam eingebracht.

Eine sofortige Waffenruhe sei das Gebot der Stunde, heisst es in dem Antrag weiter. Humanitäre Hilfe müsse ins Land gelassen werden. Der Bundestag forderte die russische Regierung auf, ihre Truppen sofort vom Gebiet der Ukraine abzuziehen. Das Parlament stellte sich hinter die Entscheidungen, russische Banken vom internationalen Kommunikationsnetz Swift auszuschliessen, und die Ukraine "im Rahmen ihres Selbstverteidigungsrechts zu unterstützen".

Aussenamt rät von Reisen nach Russland ab

18:55 Uhr: Das Auswärtige Amt hat seine Sicherheitshinweise für Russland verschärft. Von Reisen dorthin wird nun abgeraten, wie das Ministerium am Sonntag mitteilte. Vor Reisen nach Südrussland in die Grenzregionen zur Ukraine wird ausdrücklich gewarnt.

Zudem wird darauf hingewiesen, dass der Flugverkehr zwischen Russland und europäischen Ländern durch bilaterale Luftraumsperrungen und Einstellung des Flugbetriebs zunehmenden Einschränkungen ausgesetzt ist. Die Nutzung nicht-russischer Kreditkarten sei derzeit nur eingeschränkt möglich.

Auch Spanien und Portugal sperren Luftraum für russische Flieger

18:51 Uhr: Auch Spanien und Portugal haben ihren Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt. Die Regierungen in Madrid und Lissabon gaben ihre Entscheidungen am Sonntag bekannt, nachdem bereits andere Länder der Europäische Union - darunter Deutschland - eine Schliessung des Luftraums für Russland mitgeteilt hatten.

EU-Kommission will Regeln für "Massenzustrom" Vertriebener nutzen

18:43 Uhr: In Erwartung einer riesigen Fluchtbewegung aus der Ukraine will die EU-Kommission erstmals vorschlagen, Regeln für den Fall eines "massenhaften Zustroms" von Vertriebenen in Kraft zu setzen. Sie werde dazu beim nächsten Treffen der EU-Innenminister an diesem Donnerstag einen Vorschlag vorlegen, sagte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson am Sonntag nach einem Krisentreffen in Brüssel. Konkret könnte Vertriebenen aus der Ukraine dadurch ohne langes Asylverfahren unverzüglich vorübergehender Schutz mit bestimmten Mindeststandards gewährt werden.

Weisses Haus: Putin fabriziert Bedrohung, USA können sich verteidigen

18:33 Uhr: Moskaus Ankündigung, auch Abschreckungswaffen in besondere Alarmbereitschaft zu versetzen, zeigt nach Ansicht des Weissen Hauses das "Muster" des russischen Präsidenten Wladimir Putin, "Bedrohungen zu fabrizieren". Er wolle damit sein weiteres kriegerisches Vorgehen rechtfertigen, sagte US-Präsident Joe Bidens Sprecherin, Jen Psaki, am Sonntag dem TV-Sender ABC.

"So hat er es immer wieder gemacht", sagte sie. "Russland ist zu keinem Zeitpunkt von der Nato bedroht worden oder von der Ukraine bedroht worden", sagte Psaki weiter. "Wir haben die Fähigkeiten, uns zu verteidigen", betonte sie. Die Sprecherin erklärte zudem, die USA seien bereit, bei einer Zuspitzung des Konflikts weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen.

Russland räumt erstmals eigene Opfer in der Ukraine ein

18:26 Uhr: Russland hat erstmals eigene Opfer beim Krieg gegen die Ukraine eingeräumt. "Die russischen Soldaten beweisen Tapferkeit und Heldentum bei der Ausführung der Spezialoperation", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, der Agentur Tass zufolge am Sonntag. "Leider gibt es unter unseren Kameraden Tote und Verletzte."

Zahlen nannte Konaschenkow nicht. Er betonte aber, die Verluste seien um ein Vielfaches niedriger als die Zahl "ausgelöschter Nationalisten". Russland bezeichnet die ukrainischen Streitkräfte als Neonazis. Die Ukraine gab an, dass bisher etwa 4.300 russische Soldaten getötet worden sein sollen. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

EU kündigt neue Strafmassnahmen gegen Russland und Belarus an

18:14 Uhr: Die Europäische Union hat neue Strafmassnahmen gegen Russland und Belarus wegen des Ukraine-Kriegs angekündigt. Der gesamte EU-Luftraum werde für russische Flugzeuge gesperrt, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Sonntag in Brüssel. Zudem werden die russischen Staatssender RT und Sputnik in der EU verboten, gegen Belarus werden weitere Exportverbote verhängt.

Erstmals in ihrer Geschichte finanziere die EU zudem den Kauf und die Lieferung von Waffen und militärischer Ausrüstung "an ein angegriffenes Land", sagte von der Leyen weiter. Mit einem Nothilfefonds sollten "tödliche Waffen" sowie Treibstofflieferungen für die ukrainische Armee, Schutzausrüstung und medizinische Ausrüstung finanziert werden, sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell. Dies sei das Ende "des Tabus, wonach die EU keine Waffen an Kriegsparteien liefert".

Nach einem Vorschlag Borrells soll die Ukraine für eine halbe Milliarde Euro Waffen und Ausrüstung bekommen. Das bestätigten mehrere Diplomaten am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Das Geld wird den Planungen zufolge aus der sogenannten Europäischen Friedensfazilität kommen. Sie ist ein neues Finanzierungsinstrument der EU, das auch genutzt werden kann, um die Fähigkeiten von Streitkräften in Partnerländern zu stärken. Für den Zeitraum von 2021 bis 2027 ist die Friedensfazilität mit rund fünf Milliarden Euro ausgestattet.

Selenskyj glaubt nicht an Verhandlungserfolg - "aber mal versuchen"

17:50 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich angesichts der geplanten Friedensverhandlungen mit Russland skeptisch gezeigt. "Ich glaube nicht an ein Ergebnis dieses Treffens, aber lasst es uns versuchen", sagte Selenskyj in einer Stellungnahme. Er versuche, den Krieg zu stoppen, solange es eine minimale Chance gebe. Daran dürfe kein einziger Ukrainer zweifeln, sagte Selenskyj.

Er hatte zuvor betont, dass der Ukraine keine Bedingungen für die Gespräche an der ukrainisch-belarussischen Grenze gestellt worden seien. Nach einem Telefonat mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko stimmte Selenskyj den Verhandlungen zu. Sie sollen am Grenzfluss Pripjat nahe des Grenzübergangs Alexandrowka (Belarus) und Wiltscha (Ukraine) stattfinden. Lukaschenko habe ihm zugesagt, dass Belarus keine Soldaten in die Ukraine schicken werde, sagte Selenskyj.

EU-Innenkommissarin: Müssen uns auf Millionen Flüchtlinge vorbereiten

16:50 Uhr: Die Europäische Union muss sich nach Angaben von EU-Innenkommissarin Ylva Johansson auf eine riesige Fluchtbewegung aus der Ukraine einstellen. Sie wisse nicht, wie viele Menschen kommen werden, sagte die Schwedin am Sonntag vor einem Krisentreffen der EU-Innenminister in Brüssel. "Aber ich denke, wir müssen uns auf Millionen vorbereiten."

Bislang seien wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine rund 300.000 Ukrainer in die EU gekommen. Nur wenige hätten jedoch Asyl beantragt oder Schutz in den Unterkünften der Mitgliedstaaten gesucht. Stattdessen seien sie bei Freunden oder Verwandten untergekommen. Doch man müsse sich darauf einstellen, dass noch viel mehr Menschen kommen, sagte Johansson. Sie werde deshalb eine Solidaritätsplattform vorschlagen, um die Hilfe, die die EU-Staaten anbieten, zu koordinieren.

Um die Umverteilung von Flüchtlingen habe bislang noch kein EU-Land gebeten, auch keines direkt an der Grenze zur Ukraine wie Polen oder die Ukraine. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes kamen seit Beginn des Ukraine-Kriegs bereits in Polen mehr als 200.000 Flüchtlinge an.

Ukraine: Russische Truppen stossen von Süden auf Kiew vor

16:07 Uhr: Russische Truppen nehmen Kiew immer mehr in die Zange. Von Süden stosse eine grosse Kolonne russischer Militärfahrzeuge auf die ukrainische Hauptstadt vor, sagte der Berater des ukrainischen Innenministers, Vadym Denysenko, am Sonntag dem Portal "strana.news" zufolge. "Aber wir wissen, wo sie unterwegs sind, wohin sie unterwegs sind, und wir sind vorbereitet." Im Ort Wassylkiw wurde ukrainischen Angaben zufolge heftig um einen Flugplatz gekämpft.

Bisher griffen russische Truppen Kiew vor allem von Nordwesten und Nordosten an. Nach Angaben aus der Ukraine wehrte die ukrainische Armee in Hostomel und Irpin schwere Angriffe ab. In Pryluky östlich von Kiew wurden nach ukrainischen Angaben mehrere russische Panzer zerstört. Die ostukrainische Millionenstadt Charkiw ist nach Angaben des Gouverneurs wieder komplett in ukrainischer Hand.

In der Kleinstadt Butscha zeigten Aufnahmen viele zerstörte Panzer. Ausserdem gibt es ein verifiziertes Video, in dem zu sehen war, wie Militärfahrzeuge auf Häuser schossen und so Schaden anrichteten. Der Ort liegt etwa 25 Kilometer nordwestlich vom Kiewer Zentrum.

Die russische Armee warf den Ukrainern vor, sie setzten bei den Kämpfen vor Kiew verbotene Phosphorbomben ein. Die Ukraine behauptet ihrerseits, Russland nehme gezielt auch Zivilgebäude ins Visier.

UNHCR: Rund 368.000 Menschen aus Ukraine auf der Flucht

15:19 Uhr: Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) etwa 368.000 Menschen auf der Flucht. Die Zahl basiere auf den Daten nationaler Behörden - und sie steige weiter, teilte das UNHCR am Sonntag über Twitter mit.

Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes kamen seit Beginn des Ukraine-Kriegs in Polen mehr als 200.000 Flüchtlinge an. "Seit Mitternacht bis heute Morgen um 7.00 Uhr haben mehr als 28.000 Menschen die Grenze überquert", sagte eine Sprecherin des Grenzschutzes am Sonntag. Polens Innenminister Mariusz Kaminski sagte, die Regierung in Warschau gehe von der Annahme aus, dass sich die Situation dramatisch entwickele und die Zahl der Flüchtlinge noch steigen werde.

Besonders lange Schlangen von Flüchtlingen hätten sich auf der ukrainischen Seite an den Grenzübergängen in Medyka-Schehyni und Dorohusk gebildet, sagte die Grenzschutzsprecherin weiter. Dies liege daran, dass das Computersystem des ukrainischen Grenzschutzes gestört sei, zudem seien die Grenzer wegen der Kriegssituation personell ausgedünnt.

In Medyka-Schehyni mussten die Menschen auf der ukrainischen Seite bis zu 30 Stunden auf die Abfertigung warten, wie mehrere Flüchtlinge einer dpa-Reporterin berichteten. Innenminister Kaminski sagte, man arbeite mit dem ukrainischen Grenzschutz an einer Möglichkeit, die Prozedur für Frauen und Kinder zu beschleunigen. Von Polen aus brachten Freiwillige zudem humanitäre Hilfe für die Wartenden auf der ukrainischen Seite.

Putin versetzt russische "Abschreckungskräfte" in Alarmbereitschaft

14:27 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Atomstreitkräfte des Landes in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. "Ich weise den Verteidigungsminister und den Generalstabschef an, die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft zu versetzen", sagte Putin in einem im Fernsehen übertragenen Gespräch mit hochrangigen Militärvertretern am Sonntag. Putin begründete den Schritt mit "aggressiven Äusserungen" hochrangiger Vertreter von Nato-Staaten.

Er kritisierte zudem die von westlichen Staaten verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland als "illegitim". Die russischen "Abschreckungskräfte" sind eine Reihe von Einheiten, die einen Angriff auf Russland abschrecken sollen. Sie umfassen neben einem massiven Arsenal ballistischer Raketen auch Atomwaffen.

Russland hatte am Donnerstag mit einem Grossangriff auf die Ukraine begonnen. Russische Bodentruppen waren anschliessend binnen weniger Stunden bis in den Grossraum Kiew vorgedrungen, stiessen bei ihrem Vormarsch aber auf heftigen Widerstand der Ukrainer. Am Samstag ordnete Russland eine Ausweitung seiner Militäroffensive in der Ukraine an.

Moskau: Kiewer Delegation doch bereit zu Verhandlungen in Belarus - keine Bestätigung von ukrainischer Seite

14:16 Uhr: Im Krieg mit Russland soll die ukrainische Seite Angaben aus Moskau zufolge nun doch zu Friedensverhandlungen in Belarus bereit sein.

"Es wurde die Bereitschaft geäussert, zu den Verhandlungen in die Region Gomel zu kommen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. "Die russische Seite und die russische Delegation vor Ort sind vollständig auf die Verhandlungen vorbereitet." Ähnlich äusserte sich der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski.

Von ukrainischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko telefoniert. Das teilte Selenskyjs Büro in Kiew im Nachrichtenkanal Telegram mit. Details wurden zunächst nicht genannt.

Belarussische Staatsmedien bestätigten, dass das Gespräch stattgefunden habe. Eine russische Delegation war nach Kremlangaben für Verhandlungen mit der Ukraine nach Belarus gereist.

"Gemäss der getroffenen Vereinbarung" seien Vertreter etwa vom Aussenministerium, Verteidigungsministerium und von der Präsidialverwaltung in der Stadt Gomel eingetroffen, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin, Dmitri Peskow, der Agentur Tass zufolge. "Wir sind bereit, diese Verhandlungen in Gomel zu beginnen", sagte Peskow.

Selenskyj zeigte sich zu Verhandlungen grundsätzlich bereit. Allerdings lehnte er Gespräche in Belarus ab. Das Land beteilige sich an Kampfhandlungen gegen die Ukraine, sagte Selenskyj zur Begründung. Er sei offen für alle Orte, "von denen aus keine Raketen auf die Ukraine geschossen werden". Er habe Warschau, Budapest, Istanbul und Baku als Verhandlungsstädte vorgeschlagen. Ein Berater Selenskyjs hatte die russischen Angaben als Taktik zurückgewiesen.

Der Kreml teilte weiter mit, eine Delegation sei am Freitag zu Verhandlungen in die belarussische Hauptstadt Minsk gereist. Die ukrainische Seite habe sich aber nach einer Pause nicht mehr gemeldet. Daraufhin seien die Angriffe in der Ukraine wieder aufgenommen worden.

Bahn lässt Geflüchtete aus der Ukraine umsonst nach Deutschland

13:25 Uhr: Die Deutsche Bahn erleichtert Menschen aus der Ukraine die Flucht nach Deutschland. "Die Deutsche Bahn ermöglicht Geflüchteten mit ukrainischem Pass oder Personalausweis, kostenlos alle Fernzüge aus Polen in Richtung Deutschland zu nutzen", teilte der Konzern am Sonntag mit. Die Regelung gelte von sofort an. "Damit soll Flüchtenden die Weiterreise ab der Grenze erleichtert werden." Die Bahn stehe in engem Austausch mit Behörden und Partnerbahnen in Polen, Tschechien und Österreich.

Gemeinsam mit der polnischen Eisenbahn bereitet die Bahn gegebenenfalls notwendige zusätzliche Kapazitäten vor. Hierfür könnten zusätzliche Wagen und Sonderzüge eingesetzt werden, hiess es. Den Angaben zufolge verkehren täglich bis zu sechs Fernzüge aus Polen nach Deutschland im Regelverkehr, alle über den Grenzübergang Frankfurt/Oder. Die Fernzüge kommen aus Warschau, Danzig, Przemysl an der Grenze zur Ukraine, Krakau, Wien und Breslau.

Ukraine klagt gegen Russland vor Internationalem Gerichtshof

12:59 Uhr: Inmitten des andauernden Krieges hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge Klage gegen Russland vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingereicht. "Russland muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass es den Begriff des Genozids manipuliert hat, um eine Aggression zu rechtfertigen", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag auf Twitter. "Wir fordern eine dringende Entscheidung, die Russland auffordert, die militärischen Aktivitäten jetzt einzustellen, und erwarten, dass die Gerichtsverfahren nächste Woche beginnen."

Kreml: Militäroperation geht trotz möglicher Verhandlungen weiter

12:22 Uhr: Russland will dem Kreml zufolge seinen Krieg gegen die Ukraine trotz möglicher Verhandlungen mit dem Nachbarland fortsetzen. "Wir haben die ukrainische Seite gewarnt, dass die Militäroperation dieses Mal nicht ausgesetzt wird, wie es gestern geschehen ist", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Sonntag der Staatsagentur Tass zufolge. Seinen Angaben zufolge ist bereits eine russische Delegation für Gespräche mit ukrainischen Vertretern in die Stadt Gomel im Nachbarland Belarus gereist. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnte Verhandlungen in Belarus allerdings ab, weil das Land nicht neutral sei.

Russland und die Ukraine hatten bereits am Freitag mögliche Verhandlungen über ein Ende des Krieges ausgelotet. In dieser Zeit hatte der russische Präsident Wladimir Putin nach Darstellung des Kreml den weiteren Vormarsch vorübergehend ausgesetzt.

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine von Samstagnacht und Sonntagvormittag (27. Februar) finden Sie hier:

Mit Material von dpa, AFP, APA

Alle Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 26. Februar finden Sie hier

Mit Material von dpa und AFP
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