Die Ukraine setzt auch ohne Taurus-Marschflugkörper auf deutsche Rüstungshilfe. Ein Treffen in Berlin wird aufmerksam verfolgt. Derweil kündigt eine Partisanenbewegung in der russischen Grenzregion Gefechte an und stellt den Menschen dort ein Ultimatum.
Der ukrainische
An diesem Freitag empfängt Scholz in Berlin den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Polens Regierungschef Donald Tusk zum ersten Gespräch auf Spitzenebene des sogenannten Weimarer Dreiecks seit Juni 2023. Bei dem ausführlichen Telefonat habe er sich mit Scholz auch wegen des Treffens abgestimmt, bei dem es offensichtlich vor allem um die Ukraine gehe, sagte Selenskyj.
Das Dreiergespräch in Berlin findet vor dem Hintergrund massiver deutsch-französischer Differenzen in der Ukraine-Politik statt. Macron schliesst die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht aus, Scholz hingegen schon. Der Kanzler widersprach dem Franzosen in diesem Punkt mehrfach öffentlich.
Kiew hofft auf Rüstungshilfe und EU-Beitritt
Ein Sprecher der Bundesregierung sagte, Scholz habe der Ukraine in dem Telefonat weitere militärische Hilfe zugesichert. Unterstützung brauche die Ukraine auf Staats- und Firmenebene bei der gemeinsamen Produktion von Waffen, sagte Selenskyj. Er erwarte, dass Rüstungsbetriebe in der Ukraine angesiedelt werden. Er hatte immer wieder davon gesprochen, das Land zu einem der grössten Rüstungsproduzenten der Welt zu machen. Gebraucht würden gepanzerte Fahrzeuge, Artillerie und Flugabwehr, sagte Selenskyj.
"Und natürlich haben wir auch über die Europäische Union gesprochen, darüber, dass die Verhandlungen über den vollen Beitritt der Ukraine so schnell wie möglich beginnen", sagte der Staatschef, dessen Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten hat. Kiew habe alle Schritte erfüllt; nun sei es Sache der EU-Mitglieder, ihrer Verantwortung der Ukraine gegenüber gerecht zu werden.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den Angriffskrieg Russlands. Dabei wird das Land vom Westen militärisch und finanziell unterstützt, allen voran von den USA und von Deutschland. Die von der Ukraine geforderte Lieferung von deutschen Taurus-Marschflugkörpern lehnte der Bundestag aber am Donnerstag mit grosser Mehrheit ab. Auch Scholz ist strikt dagegen.
Weitere News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.
Weiter Spannung in russischen Grenzregionen Belgorod und Kursk
In den grenznahen russischen Regionen Belgorod und Kursk war die Lage indes nach den jüngsten Angriffen von ukrainischer Seite weiter angespannt. Die Partisanenbewegung Legion Swoboda Rossii (auf Deutsch: Freiheit Russlands) kündigte Gefechte in den Gebieten an und rief die Bevölkerung auf, die Flucht zu ergreifen. Die Menschen sollten bis Freitag, 7.00 Uhr morgens Ortszeit (5.00 MEZ), die Ortschaften verlassen, um ihr Leben zu retten, schrieb die Bewegung im Nachrichtenkanal Telegram. Am Morgen solle ein neuer massiver Angriff auf die russischen Streitkräfte beginnen. Russland greift von dort aus die Ukraine an.
Die Legion besteht aus russischen Nationalisten, die aufseiten der Ukrainer kämpfen. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte mehrere Angriffe in den vergangenen Tagen, sprach aber von ukrainischen Kämpfern und Militärtechnik. Grenzdurchbrüche seien verhindert und die Angreifer "vernichtet" worden, hiess es.
Auch der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte Berichte über andauernde Kämpfe im Grenzgebiet. "Unseren Daten nach finden aktive Kampfhandlungen in den Gebieten Kursk und Belgorod statt", sagte Sprecher Andrij Jussow dem ukrainischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
In dem Krieg hatte es immer wieder Angriffe von ukrainischer Seite auf die russischen Grenzregionen gegeben. Dabei kam es zu massiven Schäden, es gab auch Tote und Verletzte. Die Folgen stehen allerdings in keinem Vergleich zu den verheerenden Zerstörungen und Opfern russischer Angriffe auf ukrainischer Seite. Russland hatte seinen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen. (dpa/fte)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.