Stalin liess die Krimtataren deportieren, Gorbatschow liess sie zurückkehren, Putin lässt sie heute links liegen. Der ukrainische Präsident Selenskyj denkt an sie.
Zum 80. Jahrestag der Deportation der Krimtataren durch die Sowjets hat der ukrainische
200.000 Menschen deportiert
Der Sowjet-Diktator Stalin hatte die Krimtataren vom 18. Mai 1944 an wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Wehrmacht und den deutschen Besatzungstruppen nach Zentralasien in das heutige Usbekistan deportieren lassen. Innerhalb weniger Tage wurden nach heutigen Erkenntnissen fast 200.000 Menschen in Güterzügen unter unmenschlichen Bedingungen abtransportiert. Sie durften erst nach 1989 zurückkehren, etablierten sich neu in ihrer alten Heimat und klagen heute über die Missachtung ihrer Menschenrechte durch die russischen Besatzer.
"Die Zeit des Besatzers auf unserem Land ist begrenzt, und seine Vertreibung ist unvermeidlich", erklärte Selenskyj weiter. Die Besetzung der Krim durch Russland im Jahr 2014 sei ein Test der Entschlossenheit für die Welt gewesen. "Damals gab es keine angemessene Reaktion, und (Kremlchef Wladimir) Putin beschloss, dass er über die Krim hinauswachsen und ungestraft noch mehr Böses tun könnte." Doch mit der Invasion in die Ukraine vor über zwei Jahren sei der Widerstandswillen der Ukrainer geweckt worden.
Der damalige historische Punkt mit der Deportation der Krimtataren werde für die Ukraine nie wieder eine Randnotiz der Geschichte sein. "Moskau wird niemals eine Chance haben, unser Land, unser Volk, unser Bewusstsein und unsere Geschichte zu erobern", sagte Selenskyj.
Russland überzieht Ukraine mit Drohnenangriffen
Russland überzog die Ukraine in der Nacht zum Sonntag erneut mit massiven Drohnenangriffen. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe waren unter anderem die Gebiete Kiew, Sumy, Winnyzja, Tscherkassy, Mykolajiw und Odessa betroffen. Berichten zufolge waren an zahlreichen Orten Explosionen zu hören. In weiten Teilen des Landes hatte es zuvor Luftalarm gegeben. Über Schäden oder Opfer war zunächst nichts bekannt.
Explosionen auf der Krim
Auch auf der russisch besetzten Schwarzmeerhalbinsel Krim gab es Berichten zufolge in der Nacht Explosionen. Die Luftabwehr in Sewastopol habe einen Raketenangriff abgewehrt, teilte der von Moskau eingesetzte Krim-Gouverneur Michail Raswoschajew auf seinem Telegram-Kanal mit. Nach Angaben des Rettungsdienstes von Sewastopol seien aber keine Schäden an der zivilen Infrastruktur gemeldet worden, so Raswoschajew. Die Angaben beider Seiten liessen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.
Weiter schwere Kämpfe im Osten der Ukraine
Bereits am Vortag lieferten sich im Osten der Ukraine russische und ukrainische Truppen erneut schwere Kämpfe. Im Mittelpunkt der Gefechte lag am Samstag nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs die Umgebung von Tschassiw Jar in der Region Donezk. Dort seien mehrere russische Angriffe abgeschlagen worden, erklärte Selenskyj am Abend. Dabei seien über 29 gepanzerte Fahrzeuge der russischen Streitkräfte zerstört worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen eine grossangelegte russische Invasion. Moskau will dabei unter anderem das ostukrainische Gebiet Donezk vollständig besetzen, das es zwar völkerrechtswidrig annektiert hat, aber bislang nicht komplett kontrolliert.
Bericht: Russischer Kampfjet abgeschossen
Die ukrainische Flugabwehr hat nach eigenen Angaben einen weiteren russischen Kampfjet vom Typ Suchoi Su-25 in der Region Donezk im Osten des Landes abgeschossen. Dies sei bereits die vierte abgeschossene Maschine dieses Typs innerhalb von zwei Wochen, teilte die für diese Region zuständige Einheit auf Facebook mit. "Die Flugabwehr-Kanoniere verhängen weitere Geldstrafen gegen Moskauer Flieger wegen illegalen Grenzübertritts", hiess es.
Nach einer inoffiziellen Statistik der ukrainischen Militärführung hat Russland damit bereits 355 Flugzeuge seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine verloren. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
"Schutzschild Ost": Polen steckt Milliarden in Grenzsicherung im Osten
Das Nato-Mitglied Polen will mit Milliardensummen seine Ostgrenze besser sichern. Ministerpräsident Donald Tusk kündigte dazu Investitionen im Umfang von zehn Milliarden Zloty (mehr als 2,3 Milliarden Euro) an. Die Nachrichtenagentur PAP zitierte den ehemaligen EU-Ratspräsidenten am Samstag mit den Worten: "Wir haben den Entschluss gefasst, zehn Milliarden Zloty in unsere Sicherheit, vor allem in eine sichere Ostgrenze zu investieren. Wir beginnen ein grosses Projekt zum Aufbau einer sicheren Grenze, einschliesslich Befestigungsanlagen und Umgestaltung des Geländes und der Umwelt, damit diese Grenze nicht mehr als Einfallstor für einen potenziellen Feind dienen kann." Die Arbeiten an dem Projekt namens "Schutzschild Ost" hätten bereits begonnen.
Polen grenzt im Osten ausser an den Nato-Bündnispartner Litauen und die von der Warschauer Regierung militärisch unterstützte Ukraine auch an Belarus und im Nordosten an die russische Exklave Kaliningrad. Mit der Verstärkung der Grenzen will Polen vor allem einen Stoss durch die sogenannte Suwalki-Lücke nach Kaliningrad verhindern. (dpa/sbi)
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