Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will den Krieg in der Ukraine mit Diplomatie beenden – und zwar im kommenden Jahr.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj strebt eine Beendigung des Krieges mit Russland im kommenden Jahr "mit diplomatischen Mitteln" an. Der russische Präsident Wladimir Putin wolle aber "überhaupt keinen Frieden", sagte Selenskyj in einem am Samstag ausgestrahlten Interview im ukrainischen Radio. Das heisse aber nicht, dass er sich nicht mit einem der Staatschefs der westlichen Länder zusammensetzen wolle, um zu verhandeln, fügte Selenskyj laut "Kyiv Independent" hinzu.

Selenskyj verwies in dem Interview auf die "wirklich komplizierte" Lage an der Front in der Ostukraine, wo die russische Armee seit Monaten vorrückt. "Unsererseits müssen wir alles tun, damit dieser Krieg nächstes Jahr endet", sagte Selenskyj. "Wir müssen ihn mit diplomatischen Mitteln beenden", betonte er.

Selenskyj: Krieg wird unter Trump "schneller enden"

Selenskyj sagte "Kyiv Independent" zufolge in dem Radio-Interview auch, dass die Vereinigten Staaten keine neutrale Position als Vermittler einnehmen könnten: "Amerika muss die Position vertreten, dass Russland ein Aggressor ist, dass es unsere territoriale Integrität und das Völkerrecht verletzt hat", forderte er.

Unabhängig davon werde der Krieg in der Ukraine unter einer Trump-Regierung "schneller enden", glaubt der ukrainische Präsident.

Kritik an Scholz' Telefonat mit Putin

Auf die Frage nach Vorbedingungen für die Aufnahme von Verhandlungen mit Russland sagte Selenskyj, solche Gespräche seien nur möglich, wenn die Ukraine dabei "nicht allein mit Russland" und in einer starken Position sei. "Wenn wir nur mit Putin reden, nur mit einem Mörder" und die Ukraine vorher nicht gestärkt werde, könne sie in solchen Verhandlungen nur verlieren, sagte Selenskyj.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Freitagnachmittag erstmals seit fast zwei Jahren mit Putin telefoniert. Er forderte dabei nach eigenen Angaben den Kreml-Chef auf, "seine Truppen zurückzuziehen" und sich zu Verhandlungen mit der Ukraine bereit zu zeigen.

Putin pochte nach Kreml-Angaben in dem Telefonat mit Scholz darauf, dass ein mögliches Abkommen die "neuen territorialen Realitäten" widerspiegeln müsse. Zu den Vorbedingungen Moskaus für Verhandlungen gehört unter anderem, dass die Ukraine vier ihrer südlichen und östlichen Regionen aufgibt, die Russland für annektiert erklärt hatte, ohne sie vollständig zu kontrollieren. Kiew lehnt dies entschieden ab.

Selenskyj hatte Scholz nach dem Telefonat vorgeworfen, er habe mit dem Telefongespräch mit Putin die "Büchse der Pandora" geöffnet. "Das ist genau das, was Putin seit langem will: Es ist extrem wichtig für ihn, seine Isolation zu schwächen", erklärte der ukrainische Präsident in Onlinediensten. Er bestätigte aber, dass Scholz ihn vorab über das Telefonat informiert habe.

G7-Gruppe nennt Russland "einziges Hindernis" für Frieden in der Ukraine

Ein Frieden in der Ukraine hängt nach Einschätzung der G7-Staaten einzig und allein von Russland ab. "Russland bleibt das einzige Hindernis für einen gerechten und dauerhaften Frieden", erklärten die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Italien, Frankreich, Kanada, den USA, Japan und Grossbritannien am Samstag anlässlich von 1.000 Tagen Krieg in der Ukraine. Weiter versicherten die Staaten, vereint an der Seite Kiews zu stehen.

In der von Italien verbreiteten Erklärung bekräftigten die G7-Staaten ihr Engagement, Russland durch "Sanktionen, Exportkontrollen und andere wirksame Massnahmen" einen hohen Preis abzuverlangen. Zudem zollten sie der Ukraine Respekt, trotz des erlittenen Leids eine "beispiellose Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit" bewiesen zu haben, "um ihr Land, ihre Kultur und ihr Volk zu verteidigen". Italien hat in diesem Jahr den Vorsitz in der Gruppe sieben grosser Industriestaaten inne.

Russland hatte seinen Grossangriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen. In den vergangenen Monaten war die Ukraine durch Gebietsverluste und einen Mangel an Rüstungsgütern und Soldaten immer stärker unter Druck geraten. (tas)

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