Wegen der russischen Luftangriffe gehen in der Ukraine viele Lichter aus. Die neuen Kampfjets F-16 bewähren sich im Kampf gegen russische Raketen, doch eine Maschine erleidet gleich einen Unfall.
Die Ukraine bittet beim wichtigsten Verbündeten um die Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen gegen Militärziele im russischen Rückraum. Nach Angaben des Pentagons empfängt US-Verteidigungsminister Lloyd Austin seinen ukrainischen Kollegen Rustem Umjerow am Freitag in Washington. Bei dem Termin werde Austin Informationen über die aktuelle Gefechtslage erhalten, unter anderem über die Lage im russischen Gebiet Kursk, sagte die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh.
Einem CNN-Bericht zufolge will die ukrainische Seite der US-Regierung auch eine Liste von potenziellen Zielen in Russland vorlegen. Es gehe darum, "das Weisse Haus konkret davon zu überzeugen, die Beschränkungen für Angriffe mit weitreichenden Waffen auf russisches Territorium aufzuheben", zitierte CNN einen ukrainischen Beamten.
Auch der Stabschef von
Unterdessen hat die Ukraine weiter mit den Auswirkungen der jüngsten russischen Luftangriffe zu kämpfen. Wegen Schäden am Energiesystem wurden in vielen Landesteilen Stromsperren ausgeweitet. Kiew berichtete auch, dass wegen schwankender Spannung im Netz vier Reaktorblöcke zeitweise abgeschaltet werden mussten.
Ein neuer Kampfjet F-16 der Ukraine stürzte nach Militärangaben bei der Abwehr des bislang grössten russischen Luftangriffs am Montag ab, der in den USA ausgebildete ukrainische Pilot kam ums Leben. In der Nacht zum Freitag griffen erneut russische Kampfdrohnen die Ukraine an. Über russischem Gebiet will Russlands Luftabwehr indes erneut mehrere ukrainische Drohnen abgeschossen haben. Details zu möglichen Schäden oder Verletzte gab es zunächst nicht.
Ukraine muss vier Reaktoren abschalten
Als Folge des schweren russischen Luftangriffs am Montagmorgen seien im Atomkraftwerk Riwne die Reaktoren 1, 3 und 4 vom Netz genommen werden, schrieb die ukrainische Regierung an die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA in Wien. Die Leistung im AKW Südukraine sei dafür erhöht worden. Wegen der Spannungsschwankungen im Netz sei nachmittags dann der dritte Reaktorblock dieser Anlage abgeschaltet worden. "Die Russische Föderation zielt weiter absichtlich auf die Energieinfrastruktur der Ukraine", hiess es in dem Brief. IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi bestätigte die Angaben und zeigte sich besorgt über die zunehmende Verletzlichkeit des ukrainischen Energienetzes. Er kündigte für kommende Woche eine weitere Reise in das russisch besetzte AKW Saporischschja an.
Strom für Ukrainer wird noch häufiger abgeklemmt
Als weitere Folge der russischen Angriffe wurden in der Ukraine die Stromsperren noch einmal deutlich ausgeweitet. Der staatliche Versorger Ukrenergo (ukrainisch Ukrenerho) listete in einer Mitteilung die Hauptstadt Kiew und elf weitere Gebiete im Osten und im Zentrum des Landes auf, in denen Verbrauchern über längere Zeit der Strom abgeschaltet wird. Die bisherigen Pläne gestaffelter Abschaltungen seien vorübergehend ausser Kraft.
Für viele Stadtteile in Kiew bedeutet dies nach Berichten, dass es verteilt über den Tag nur etwa 12 Stunden lang Strom gibt. Oft fällt mit dem Strom auch das Wasser aus. Viele Läden, Restaurants und Banken halten mit Dieselgeneratoren einen Notbetrieb aufrecht. Bereits im Frühjahr hatte Russland viele ukrainische Kraftwerke schwer beschädigt. Damit wächst in der Ukraine die Sorge vor einem extrem schwierigen dritten Kriegswinter.
Kiew verliert einen neuen Kampfjet F-16
Ein neuer Kampfjet F-16 der Ukraine ist nach Militärangaben bei der Abwehr eines schweren russischen Luftangriffs abgestürzt. Die erst vor kurzem gelieferten Flugzeuge aus US-Produktion hätten sich bei dem Einsatz als sehr wertvoll erwiesen und vier russische Lenkraketen abgeschossen, teilte der Generalstab in Kiew mit. Beim Weiterflug zum nächsten Ziel sei der Kontakt zu einer Maschine abgerissen. "Sie verunglückte, der Pilot kam ums Leben." Nach monatelangem Warten der Ukraine hatte Selenskyj Anfang August die ersten Maschinen vorgestellt. Nach US-Angaben, zitiert im "Wall Street Journal", handelte es sich um sechs früher niederländische Kampfflugzeuge.
Selenskyj erinnerte in seiner abendlichen Videoansprache vom Donnerstag an die vielen getöteten ukrainischen Soldaten. 2022 habe Russland den Versuch unternommen, mit einer grossangelegten Invasion die Ukrainer zu vernichten, sagte er. Moskau sei aber auf den grossen Verteidigungswillen der Ukrainer gestossen. "Der Mut unseres Volkes. Die Stärke des ukrainischen Charakters. Und die Dankbarkeit unseres ganzen Volkes, unseres ganzen Staates gegenüber jedem einzelnen Soldaten", sagte er. Wie viele Soldaten die Ukraine seit Februar 2022 verloren hat, wird in Kiew nicht mitgeteilt. Selenskyj sprach in diesem Februar von 31.000 toten Soldaten; Experten gehen von einer höheren Zahl aus. (dpa/bearbeitet von mbo)
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