Die Ukraine hat keine starken, weittragenden Waffen. Doch die Reichweite ihrer Drohnen wächst, und Kiew kann nachts Dutzende dieser Fluggeräte gegen Ziele in Russland einsetzen. Getroffen hat es nun nach russischen Angaben die Krim und den Süden Russlands.
Die Ukraine hat nach russischen Behördenangaben die Halbinsel Krim und den Süden Russlands mit einem grossen Schwarm Drohnen angegriffen. Auch wenn das Verteidigungsministerium in Moskau von einer hohen Zahl abgewehrter Drohnen berichtete, entstand unter anderem einen Brand in der Ölraffinerie von Ilskij im südrussischen Gebiet Krasnodar. Zwei Menschen seien verletzt worden, der Brand sei aber bereits wieder gelöscht, teilte das Krisenreaktionszentrum der Region am Freitagmorgen mit. Ein Nebengebäude sei beschädigt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass.
Weiter seien durch den massiven Drohnenangriff auf die Region in den frühen Morgenstunden der Busbahnhof in Juschny und ein Kesselwerk in der Stadt Krasnodar beschädigt worden. Durch herabstürzende Fragmente einer Drohne seien mindestens vier Menschen verletzt worden; ein Arbeiter des Kesselwerks wurde getötet.
Ukrainische Angriffe auf russische Raffinerien
In der Stadt Jejsk brannten nach Medienberichten Anlagen, die zum dortigen Luftwaffenstützpunkt gehören. Russland nutzt diese Basis für Luftangriffe auf die Ukraine. Drohnen wurden auch über dem Ort Afipskij bei Krasnodar gesichtet, in dem es ebenfalls eine Raffinerie gibt. Dem ukrainischen Generalstab zufolge galten die Angriffe den Raffinerien in Ilskij, Afipskij, Krasnodar und Astrachan. Ausserdem seien Arsenale mit russischen Kampfdrohnen angegriffen worden.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, 114 ukrainische Drohnen seien abgeschossen worden, davon allein 70 über der Krim und dem Asowschen Meer. Auch mehrere ferngesteuerte Boote seien abgewehrt worden. Diese Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar. Oft gibt es Zerstörungen, auch wenn das Militär von Erfolgen beim Abfangen eines Angriffs berichtet. Drohnenangriffe auf die Hafenstadt Sewastopol auf der Krim seien abgewehrt worden, sagte der von Russland eingesetzte Stadtchef Michail Raswoschajew. Auch über dem weit von der Ukraine entfernten Gebiet Wolgograd wurde demnach eine Drohne abgeschossen.
Reichweite der ukrainischen Kampfdrohnen gewachsen
Seit mehr als zwei Jahren führt Russland einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Mit westlicher Militärhilfe wehrt sich die Ukraine gegen die Invasion. Die Reichweite ihrer Kampfdrohnen ist so gewachsen, dass sie immer mehr Ziele im russischen Hinterland angreifen kann, um den militärischen Nachschub zu verhindern oder zu erschweren.
Seit Monaten werden neben rein militärischen Objekten verstärkt selbst Ölraffinerien und Transportinfrastruktur in Russland attackiert. Dies soll Moskau die Kriegsführung wirtschaftlich und logistisch erschweren. Die Zahl der Opfer und die Schäden auf russischem Gebiet stehen in keinem Verhältnis zu den massiven Zerstörungen und Tausenden Toten und Verletzten in der Ukraine.
Die ukrainische Luftwaffe teilte am Freitagmorgen mit, Russland habe in der Nacht vier Marschflugkörper auf die Ukraine abgefeuert. Alle vier seien abgefangen worden. (dpa/tas)
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