Russlands Angriffskrieg gegen das Nachbarland geht jetzt schon ins dritte Jahr. Aus dem Westen reist wieder Prominenz nach Kiew, um Unterstützung zu versichern. Konkrete Hoffnung gibt es aber nicht.
In der Ukraine gibt es auch nach zwei Jahren Krieg mit vielen Zehntausend Toten keinerlei Aussicht auf baldigen Frieden. Russland überzog das Nachbarland zum zweiten Jahrestag seines grossangelegten Überfalls am Samstag weiter mit Angriffen. Ziel war abermals auch die Grossstadt Odessa am Schwarzen Meer, wo nach ukrainischen Angaben ein Mann durch eine Drohne getötet und mehrere Menschen verletzt wurden. Die Ukraine setzte auf russischem Gebiet ebenfalls Drohnen ein. Eines der Ziele war Russlands grösstes Stahlwerk in der Stadt Lipezk, 400 Kilometer südöstlich von Moskau.
Die Gruppe sieben grosser demokratischer Industrienationen (G7) machte mit einer Videoschalte ihrer Staats- und Regierungschefs deutlich, das angegriffene Land weiterhin unterstützen zu wollen – auch aus eigenen Interesse. Der deutsche Bundeskanzler
Auf Befehl von
Mehrere Regierungschefs reisen in die Ukraine
Derzeit stehen russische Truppen in einem Fünftel der Ukraine. Die Front verläuft auf etwa 1.000 Kilometern. Auch Kiew ist immer wieder Ziel von Angriffen. Trotzdem reisten für den G7-Videogipfel mehrere Regierungschefs aus dem Westen persönlich zu Präsident Wolodymyr Selenskyj, um ein Zeichen zu setzen. Die Schalte wurde von der amtierenden G7-Vorsitzenden, Italiens Ministerpräsidentin
Selenskyj machte vor Beginn der Schalte deutlich, dass sich sein Land niemals geschlagen geben werde. "Jeder normale Mensch will, dass der Krieg endet. Aber niemand von uns erlaubt, dass unsere Ukraine endet." Von der Leyen und Meloni würdigten Mut und Verteidigungswillen der ukrainischen Bevölkerung. Die deutsche Kommissionspräsidentin sagte mit Blick auf den Februar 2022, anfangs habe man den Eindruck gehabt, "als ob alles verloren ist und innerhalb weniger Tage fällt". Aber: "Das tapfere Volk der Ukraine erstaunt die Welt immer wieder." Nach dem G7-Videogipfel sollte es auch eine gemeinsame Abschlusserklärung geben. Der Gruppe gehören die USA, Kanada, Japan, Grossbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland an.
Kämpfe dauern an
Die Kämpfe an der Front und die gegenseitigen Angriffe mit Drohnen dauerten auch am zweiten Jahrestag an. In der Hafenstadt Odessa wurde das von einer Drohne getroffene Wohnhaus weitgehend zerstört. Auch Nachbarhäuser wurden beschädigt. In der russischen Stadt Lipezk stand nach einem Drohnenangriff in der Nacht zum Samstag das Stahlwerk in Flammen. Später versicherte Gouverneur Igor Artamonow, der Brand sei gelöscht. "Es gibt keine Gefahr des Austretens gefährlicher Stoffe." Die ukrainischen Streitkräfte greifen in ihrem Verteidigungskampf immer wieder militärische Ziele und die für die Kriegswirtschaft genutzten Industrieanlagen in Russland an.
Zuvor schon hatte das Verteidigungsministerium in Moskau den Abschuss mehrerer Drohnen in verschiedenen Regionen gemeldet, ohne dass sich Kiew dazu äusserte. Die ukrainische Flugabwehr holte nach eigenen Angaben am Freitag über dem russisch kontrollierten Asowschen Meer ein russisches Aufklärungsflugzeug des Typs A-50 vom Himmel. Eine offizielle Bestätigung von russischer Seite gab es nicht. Die Angaben der beiden Kriegsparteien sind von unabhängiger Seite in vielen Fällen nicht zu überprüfen.
Stoltenberg versichert Unterstützung
Im Namen der Nato versicherte Generalsekretär Jens Stoltenberg der Ukraine abermals die Unterstützung der westlichen Militärallianz. "Die Ukraine wird der Nato beitreten. Die Frage ist nicht ob, sondern wann", sagte der Norweger in einer Videobotschaft zum Jahrestag. Putin habe den Krieg begonnen, weil er der Ukraine die Tür zum Bündnis verschliessen wolle. Erreicht habe er genau das Gegenteil. Russland begründet den Überfall unter anderem damit, dass ein Nato-Beitritt der Ukraine seine Sicherheit bedrohe.
Nach Einschätzung des deutschen Militärexperten Carlo Masala wird der russische Angriffskrieg in der Ukraine noch längere Zeit dauern. "Für das Jahr 2024 sehe ich kein Ende für diesen Krieg, da gibt es nichts, was uns Hoffnung geben könnte", sagte der Professor der Bundeswehr-Universität München der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). "Die Ukraine findet keinen Frieden, weil Russland noch immer glaubt, diesen Krieg gewinnen zu können." (Christoph Sator, Andreas Stein und Carsten Hoffmann, dpa/tas)
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