An der Front steht die Ukraine weiter unter russischem Dauerdruck. Doch auf politischer Ebene ist Kiew froh über einen weiteren Schritt Richtung Europa. Die Lage im Überblick.
Die Ukraine ist nach Angaben ihres Präsidenten
Nach Selenskyjs Angaben hat Kiew bereits eine Verhandlungsdelegation für die Beitrittsgespräche gebildet. Der Staatschef zeigte sich davon überzeugt, dass die Verhandlungen erfolgreich verlaufen. "Die Ukraine ist und bleibt ein Teil des vereinten Europas", sagte er. Daneben gratulierte er auch dem Nachbarland Moldau, mit dem die EU ebenfalls nächste Woche Beitrittsverhandlungen aufnehmen will.
Selenskyjs gratuliert ukrainischer Nationalmannschaft
Ein Glückwunsch und Dank ging zudem an die ukrainische Nationalmannschaft, die wenige Stunden zuvor im zweiten Gruppenspiel der Europameisterschaft die Slowakei nach einem frühen Rückstand noch mit 2:1 besiegt hatte. Der Sieg sei ein Mutmacher für die ganze Nation, sagte Selenskyj. Die Nationalelf habe gezeigt: Wenn die Ukrainer sich anstrengen, können sie jeden schlagen.
An der Front bleibt es laut Selenskyj allerdings schwierig. Während es gelungen sei, die Lage im Gebiet Charkiw zu stabilisieren, wo die Russen ihre jüngste Offensive gestartet haben, bleibe es im Gebiet Donezk weiter schwer. Selenskyj nannte dabei speziell den Raum Pokrowsk, wo das russische Militär täglich Dutzende Angriffe starte.
Neue russische Drohnen-Angriffe in der Nacht
Die ukrainische Flugabwehr registrierte in der Nacht neue russische Drohnen-Angriffe. Unter anderem wurden aus der Region Iwano-Frankiwsk im Westen des Landes mehrere Explosionen gemeldet. Die regionale Militärveraltung rief die Bevölkerung über die Plattform Telegram auf, keine Fotos von den Einschlägen zu veröffentlichen, "um dem Feind nicht zu helfen".
Bei den Angriffen entstanden im Süden und Westen der Ukraine erneut Schäden an Objekten der Energieversorgung, wie das Energieministerium in Kiew ohne weitere Details mitteilte. Zwei Mitarbeiter seien dabei verletzt worden.
Russland setzt neue Bombe gegen Ukraine ein
Zudem gibt es Berichte, dass das russische Militär bei seiner Offensive im Gebiet Charkiw im Nordosten der Ukraine auf eine neue superschwere Bombe setzt. "Angesichts des bedeutenden Zerstörungseffekts dieses Sprengsatzes kann man den Einsatz als erfolgreich bezeichnen", zitierte die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass den kremlnahen Militäranalysten Igor Korotschenko.
Die von russischen Militärbloggern veröffentlichten Bilder zeugen von einer gewaltigen Sprengwirkung. Bislang sind zwei Einsätze dokumentiert. Nach dem ersten Bombardement eines Krankenhauses in Lypzi wurde nun mit einer zweiten Bombe ein Schulgebäude in derselben Ortschaft zerstört. Das russische Militär behauptet, dass sich dort Soldaten aufgehalten hätten, es sich also um militärische Ziele handle.
Die aus Flugzeugen abgeworfene Gleitbombe vom Typ FAB-3000 ist drei Tonnen schwer, wobei allein der Sprengkopf rund 1200 Kilogramm wiegen soll. Da sich die Bombe dank ihrer Flügel ins Ziel lenken lässt, kann sie aus einer Entfernung von mehr als 30 Kilometern abgeworfen werden. Die russischen Piloten klinken die Bomben daher zumeist noch über russischem Gebiet aus. Auch deswegen hat Kiew neben einer verstärkten Flugabwehr auch immer wieder gefordert, mit westlichen Waffen auch militärische Ziele über russischem Gebiet angreifen zu können.
Niederlande liefern weiteres Patriot-Flugabwehrsystem
Hilfe kommt nun aus den Niederlanden. Das Land liefert nach eigenen Angaben zusammen mit einem Partnerstaat der Ukraine ein weiteres Flugabwehrsystem vom Typ Patriot. Es sei gelungen, einen vollständigen Komplex zusammenzustellen, sagte die niederländische Verteidigungsministerin Kasja Ollongren der Nachrichtenagentur ANP zufolge. Die Flugabwehr ist für die Ukraine eins der wichtigsten Themen in diesem Krieg, um sich gegen die ständigen russischen Angriffe aus der Luft zur Wehr setzen zu können.
Das Patriot-System aus den Niederlanden ist bereits das zweite in dieser Woche für Kiew, nachdem zuvor schon Rumänien eins abgegeben hatte.
Britischer Rechtspopulist gibt Westen Mitschuld am Krieg
Der britische Rechtspopulist Nigel Farage hat dem Westen eine Mitschuld am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gegeben. "Wir haben den Krieg provoziert", sagte der Chef der Partei Reform UK in einem BBC-Interview. Mit Verweis auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin ergänzte er: "Natürlich ist es seine Schuld."
Die "immerwährende" Osterweiterung der EU und der Nato habe Putin eine Begründung für den Krieg geliefert, sagte Farage weiter. Der Kremlchef habe seinem Volk sagen können, dass der Westen "hinter ihnen her ist". Diese Begründung, die von den allermeisten Experten zurückgewiesen wird, verwendet auch Putin.
Das wird heute wichtig
Estlands wird den Grenzübergang nach Russland in Narva aus Sicherheitsgründen über das Wochenende vorübergehend schliessen. Die Polizei- und Grenzschutzbehörde des baltischen EU- und Nato-Landes begründete den Schritt mit deutlich verlangsamten Grenzkontrollen auf russischer Seite. Die Beziehungen beider Länder sind gespannt. (dpa/vit)
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