Stromausfälle sind für die Ukrainerinnen und Ukrainer durch die anhaltenden russischen Angriffe fast zum Alltag geworden. Nun haben die Engpässe noch einmal ein neues Ausmass angenommen.
Nach den seit Monaten anhaltenden russischen Angriffen auf die Energieinfrastruktur ist es am Freitag in der Ukraine zu schwerwiegenden Engpässen bei der Stromversorgung gekommen. In sämtlichen Regionen des Landes "gelten den ganzen Tag über Stromverbrauchbeschränkungen", erklärte der staatliche Stromversorger Ukrenergo. Durch die Einschränkungen sollte sichergestellt werden, dass wichtige Infrastruktur-Einrichtungen und Unternehmen weiterhin betrieben werden können.
Nach den Angaben von Ukrenergo musste am späten Donnerstag bereits in dutzenden Regionen – von Donezk und Charkiw im Osten bis nach Lwiw und Transkarpatien im Westen – der Strom drei Stunden lang abgestellt werden.
In Kiew wurde die Strassen- und Gebäudebeleuchtung abgeschaltet, Teile der Stadt waren am Donnerstagabend in Dunkelheit getaucht. Am Freitag erklärte die Stadtverwaltung, die für den Tag verfügbare Strommenge würde nur 75 Prozent des Strombedarfs der Hauptstadt decken.
Wiederherstellung der Stromindustrie könnte Jahre dauern
"Wir haben es mit einem beispiellosen Ausmass an Zerstörung zu tun", erklärte Ukrenergo-Chef Wolodymyr Kudryzkyj am Freitag. Es könne Jahre dauern, bis das Land seine Stromindustrie vollständig wiederhergestellt habe. Die Kapazität der Kraftwerke habe einen "historischen" Tiefstand erreicht und es gebe "praktisch kein Wasserkraftwerk, das nicht beschädigt wurde", fügte Kudryzkyj in einem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Interview hinzu.
Die Notstromimporte aus den Nachbarländern Rumänien, Polen, Ungarn und Moldawien reichten "aufgrund des Ausmasses der Schäden" nicht aus, um das Stromnetz aufrechtzuerhalten, erklärte Ukrenergo.
Russland greift die ukrainische Strominfrastruktur seit seinem Einmarsch im Februar 2022 unablässig mit Raketen und Drohnen an. Zeitweise waren Millionen Menschen bei eisigen Temperaturen ohne Heizung. (AFP/tas)
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