Trotz russischer Fortschritte in der Donezk-Region hat die Ukraine in Städten wie Pokrowsk und Kupjansk ihre Verteidigungslinien stabilisiert. Doch der Vormarsch der russischen Armee geht weiter. Gleichzeitig macht die Ukraine in der russischen Region Kursk Geländegewinne.

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Die Frontlinien in der Ukraine verschieben sich weiter, und die Städte Kurachowe, Torezk und Pokrowsk stehen weiterhin im Mittelpunkt intensiver Kämpfe. Während die ukrainischen Streitkräfte in einigen Bereichen Geländegewinne erzielen, müssen sie sich in anderen Städten offenbar zurückziehen. Die russischen Truppen, unterstützt von nordkoreanischen Soldaten, nutzen die Konzentration der ukrainischen Kräfte auf bestimmte Gebiete, um an anderen Fronten vorzurücken. Gleichzeitig setzen ukrainische Drohnenangriffe auf russisches Territorium neue Akzente im Konflikt. Ein Überblick.

Kurachowe:

Russland behauptet, die Kleinstadt Kurachowe im Süden der Donezk-Region eingenommen zu haben. Die Stadt war in den vergangenen Monaten eine der Hauptlasten russischer Vorstösse und gilt als wichtiger Schritt näher an die Stadt Pokrowsk.

Die Ukraine hat den Verlust von Kurachowe, das etwa 35 Kilometer südlich von Pokrowsk liegt, nicht bestätigt. Allerdings konnte das britische Medium BBC durch mehrere Video-Aufzeichnungen verifizieren, dass russische Truppen am Stadtrand von Kurachowe und in den umliegenden Gebieten Fahnen hissten. Auch der bekannte ukrainische Journalist Yury Butusov schrieb auf seinem Telegram-Kanal, dass die Stadt Kurachowe "effektiv an die russischen Streitkräfte verloren" sei.

Auf der Karte der ukrainischen Beobachtungsgruppe Deepstate, die die Front mithilfe öffentlich zugänglicher Quellen verfolgt, wird zudem ersichtlich, dass der Grossteil von Kurachowe zwischen Dienstag und Mittwoch unter russische Kontrolle gebracht wurde.

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Torezk:

In Torezk sind die russischen Streitkräfte auf dem Vormarsch. Russische Militärblogger berichten, dass mittlerweile 90 Prozent der Stadt unter russischer Kontrolle stehen. Die US-amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War spricht hingegen von gesicherten 71 Prozent. Die russische Armee hat demnach ihre Angriffe verstärkt und ihre Taktik geändert: Grössere Trupps, die aus 20 oder mehr Soldaten bestehen, ersetzen nun kleinere Einheiten. Diese Veränderung zielt darauf ab, die zahlenmässige Überlegenheit effektiver auszunutzen.

Pokrowsk:

In Pokrowsk, jener Stadt, die im Zentrum der russischen Bemühungen steht, konnten die russischen Angriffe in den vergangenen Tagen laut dem ukrainischen Generalstab grösstenteils abgewehrt werden. Die ukrainischen Streitkräfte konzentrieren ihre Anstrengungen darauf, die Stadt zu einer Festung auszubauen, um weitere Verluste zu vermeiden. Der Widerstand der ukrainischen Truppen hier bleibt stark, und es wird alles daran gesetzt, den russischen Vormarsch zu stoppen.

Kupjansk und Charkiw-Region:

Der Frontabschnitt bei Kupjansk und in der Charkiw-Region bleibt weiterhin stabil. Zwar setzen russische Streitkräfte ihre Angriffe weiterhin fort, schaffen allerdings nicht den Durchbruch der Verteidigungslinie, wie es beim Institute for the Study of War heisst. Ein wichtiger Faktor, der in dieser Region derzeit beide Parteien beeinträchtigt, ist das Wetter. Aufgrund von starkem Wind, Nebel und Regen können derzeit kaum Drohnen eingesetzt werden.

Kursk-Region in Russland:

Parallel zu den Kämpfen an der ukrainischen Front finden auch auf russischem Boden, besonders in der Region Kursk, weiterhin heftige Auseinandersetzungen statt. Nachdem die Ukraine dort in den vergangenen Wochen zunehmend zurückgedrängt wurde, startete sie in den letzten Tagen lokal begrenzte Gegenangriffe. Besonders in der Gegend um Berdin erzielte die Ukraine Geländegewinne von teils mehreren Kilometern. "Wir unterhalten weiterhin eine Pufferzone auf russischem Territorium, wo wir aktiv russisches Militärpotenzial zerstören", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kürzlich in seiner täglichen Videoansprache.

Die ukrainischen Vorstösse wurden von weitreichenden Raketenangriffen auf Ziele hinter der Kontaktlinie, wie beispielsweise die Stadt Kursk, begleitet. Es handelt sich laut ISW jedoch nicht um eine gross angelegte Offensive, da nur eine geringe Zahl von Soldaten eingesetzt wurde. Vermutet wird, dass Kiew vor dem 20. Januar der Tag, an dem Donald Trump das Präsidentenamt in den USA übernimmt so viel wie möglich an Terrain zurückerobern möchte, um zumindest einen minimalen Erfolg zu erzielen und einen vollständigen Zusammenbruch der Frontlinie zu verhindern.

Während die Ukraine in der Region Kursk aktiv ist, versuchen die russischen Streitkräfte, unterstützt von nordkoreanischen Soldaten, an anderen Stellen der Kursk-Front vorzurücken. Russische Quellen sprechen von Fortschritten, jedoch konnte dies bislang nicht unabhängig überprüft werden.

Drohnenngriffe in Russland

Abseits der Bodenkämpfe sorgt die Ukraine mit Drohnenangriffen auch für Schäden auf russisch-militärischem Territorium. In der Region Saratow haben ukrainische Drohnen eine Industrieanlage in Brand gesetzt. Russischen Telegram-Kanälen zufolge handelt es sich dabei um ein Öldepot in der Stadt Engels, einem wichtigen Standort für russische Militärflugzeuge, die strategische Bomber stationieren. Diese Bomber sind in der Regel für den Einsatz von Marschflugkörpern auf ukrainisches Gebiet verantwortlich.

Verwendete Quellen

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