• In einem Interview hat die ukrainische Präsidentengattin Olena Selenska über ihren Alltag und das Leben mit ihren Kindern im Krieg gesprochen.
  • Deutschland dankt sie für die bisherige militärische Hilfe, fordert aber weitere Unterstützung.
  • Ein "Vogue"-Fotoshooting, für das sie und ihr Mann in die Kritik geraten waren, verteidigt sie.

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In einem Gespräch mit der "Bild"-Zeitung am Montag in Kiew hat sich die ukrainische First Lady Olena Selenska ausführlich zum Krieg und ihrem derzeitigen Leben in der Ukraine geäussert. Vom russischen Überfall sei sie demnach damals überrascht gewesen, stellt jedoch auch klar: "Der Krieg hat nicht am 24. Februar begonnen, er hat 2014 begonnen und wir lebten mit diesem Krieg."

Den Deutschen dankt Selenska für die bisherige militärische Unterstützung. Das Flugabwehrsystem Iris-T habe viele Leben gerettet. Drohnen, die auch am Montagmorgen in der Luft waren, hätten "viele Ziele nicht erreicht". Doch Selenska macht auch deutlich, dass die Ukraine dringend weitere Unterstützung brauche: "Ein Iris-T-System ist nicht genug."

Angesprochen auf die ukrainischen Flüchtlinge, die sich derzeit in Deutschland befinden, bittet die 44-Jährige um Geduld und sagt: "Wir müssen auf sicherere Zeiten warten, damit die Menschen zurückkommen können." Sie wisse aber, dass "es auch für Deutschland schwer ist, dass die Belastung für die Gesellschaft sehr hoch ist".

Selenska über ihren Mann: "Wusste, dass er Kiew nicht verlassen wird"

Dass ihr Mann Wolodymyr Selenskyj während des russischen Angriffskriegs das Land nicht verlassen würde, war für Olena Selenska stets klar. "Ich wusste von Anfang an, dass er Kiew nicht verlassen wird", sagt sie der "Bild", und weiter: "Wenn ein Land im Krieg ohne Führung bleibt, dann wird es erschüttert."

Doch auch, wenn die ganze Familie weiterhin in der Stadt lebt: Ihren Mann sieht sie nur "manchmal bei der Arbeit im Büro". Im Alltag sei die Familie getrennt. Dementsprechend selten würden Tochter Oleksandra (18) und Sohn Kyrylo (9) ihren Vater sehen. "Er fehlt den Kindern", so Selenska.

Ein einigermassen geregelter Alltag scheint jedoch auch unter den schwierigsten Bedingungen möglich zu sein. "Das klingt schrecklich, aber die Kinder gewöhnen sich schneller daran als die Erwachsenen", erzählt Selenska. Trotz der regelmässigen Drohnen- und Raketen-Angriffe hätte Kyrylo "keine Angst, zur Schule zu gehen. Seine Freunde und Mitschüler sind da. Er will in die Schule."

Selenska verteidigt Fotos in der "Vogue"

Auch auf das Foto-Shooting für die "Vogue" im Sommer kamen die "Bild" und Selenska zu sprechen. Die Fotos in dem Modemagazin hatten vor allem in den sozialen Medien ein breites Echo ausgelöst. Neben Lob und Zustimmung gab es damals reichlich Kritik für die Bilder, die von der Starfotografin Annie Leibovitz gemacht wurden.

Trümmer und von Krieg zerstörte Häuser als Kulisse für Fotos? Das empfanden viele als geschmacklos. Selenska verteidigt die Bilder: "Ich habe das Recht, da zu stehen und meine Gefühle auszudrücken." Für sie seien die Aufnahmen ein Weg gewesen, der Welt das Leid in der Ukraine zu zeigen. "Ich habe das Gefühl, dass das uns gelungen ist." (dh)

Verwendete Quellen

  • "Bild": "Die Deutschen haben viele Leben gerettet"
  • dpa
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