Russland überzieht die Ukraine mit Luftangriffen - und die Ukraine kann gar nicht so viele Luftabwehrwaffen bekommen, wie sie bräuchte. Daher macht Kiew einen Vorschlag: Der Westen soll einen Teil des ukrainischen Himmels schützen.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, erneuert die Forderung nach einer Abwehr russischer Luftangriffe auf die Westukraine von Nato-Gebiet aus. Russische Raketen und Drohnen sollten mit Systemen abgefangen werden, die jenseits der ukrainischen Grenze in Nachbarländern stehen. Das schrieb Makeiev in einem am Dienstag veröffentlichten Gastbeitrag für das Portal "Zeit Online" (Bezahlinhalt).
Derzeit sei die Ukraine einem ständigen Hagel russischer Luftangriffe ausgesetzt. Zudem rückten russische Truppen am Boden vor. "Mit jedem Kilometer, den sie in der Ukraine besetzen, rücken sie einen Kilometer näher an die EU heran", warnte Makeiev.
Der Schutz des westukrainischen Luftraums von aussen sei technisch möglich und rechtlich zulässig, argumentierte der Botschafter. Als Beispiel nannte er die erfolgreiche Abwehr des iranischen Luftangriffs auf Israel im April, an der sich die USA, Grossbritannien, Jordanien und andere Länder beteiligten. Völkerrechtlich regele die UN-Charta, dass ein angegriffenes Land sich verteidigen dürfe. Drittstaaten dürften dem angegriffenen Land helfen, ohne selbst zum Ziel zu werden.
Makeiev: Aus einem "Geht nicht" wurde oft ein "Geht doch"
Die Idee sei nicht neu, schrieb Makeiev. Dies sei der Ukraine verweigert worden. Aber es habe sich seit Kriegsbeginn oft gezeigt, "dass aus einem 'No-Go', einem 'Geht nicht', ein 'Geht doch' wurde".
Direkt nach Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 gab es die Forderung aus Kiew, den Luftraum über der Ukraine vollständig für die russische Luftwaffe zu schliessen. Das lehnten die Unterstützerländer ab. Sie wollten die direkte Konfrontation und eine mögliche Eskalation mit der Atommacht vermeiden. Eine Rolle spielte, dass es auch um russische Flugzeuge mit Piloten ging. Mittlerweile setzt Russland für Luftangriffe im ukrainischen Hinterland ausschliesslich Drohnen, Raketen und Marschflugkörper ein.
Der Westen der Ukraine liegt zwar mehrere Hundert Kilometer von der Front entfernt, wird aber ebenfalls immer wieder aus der Luft beschossen. Ziele sind wichtige Anlagen der Energieinfrastruktur sowie ukrainische Militärflugplätze und Übungsgelände. Ein Abfangen der russischen Geschosse über der Westukraine wäre am ehesten vom Gebiet der Nato-Staaten Polen und Rumänien aus möglich. Polen lässt bei russischen Raketenangriffen auf die Westukraine regelmässig Abfangjäger aufsteigen. Es wurde aber noch keine russische Rakete abgeschossen, selbst wenn diese kurze Zeit den polnischen Luftraum verletzt hatte. (dpa/mbo) © dpa
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