Russland führt seit einigen Tagen eine neue Offensive in der Region Charkiw durch. Militärexperten schätzen die aktuelle Lage ein.

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Das russische Militär scheint US-Militärexperten zufolge mit den jüngsten Vorstössen nahe der Grossstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine derzeit rasch eine "Pufferzone" entlang der internationalen Grenze schaffen zu wollen. Diesem Vorhaben werde augenscheinlich Vorrang vor einem tieferen Vordringen in die Oblast Charkiw gegeben, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (Institute for the Study of War, ISW) mit Sitz in Washington in seinem jüngsten Bericht vom Montag (Ortszeit). So zeigten Aufnahmen vom Montag, dass russische Streitkräfte nach Hlyboke nordöstlich von Charkiw vorgedrungen seien und eine Fahne im Zentrum des Dorfes gehisst hätten.

Weitere Aufnahmen belegten, dass die russischen Streitkräfte südwestlich von Olijnykowe und nördlich von Lukjantsi vorgerückt seien. Der ukrainische Generalstab habe gemeldet, dass russische Truppen in der Nähe von Lukjantsi einen nicht näher bezeichneten taktischen Erfolg erzielt hätten.

Russland hatte vor einigen Tagen eine neue Offensive in der Region gestartet. In den vergangenen Tagen hat das russische Verteidigungsministerium dabei die Eroberung mehrerer Ortschaften vermeldet. Die Ukraine setzt nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj alles daran, eine Ausweitung der Front durch Russland zu verhindern.

In der seit vergangener Woche von russischen Bodentruppen attackierten Grenzregion bei Charkiw gebe es Gegenangriffe, sagte der Präsident in seiner abendlichen Videobotschaft vom Montag. "Das Gebiet ist verstärkt worden." Seiner Darstellung nach lässt die Führung auch andere Frontabschnitte nicht aus dem Auge.

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Das britische Verteidigungsministerium geht allerdings davon aus, dass Russland derzeit nicht genug Kampfkraft zusammengezogen hat, um die ukrainische Stadt Charkiw einzunehmen. "Es ist unwahrscheinlich, dass Russland ausreichend Kampfkraft aufgebaut hat, um die Stadt einzunehmen, ohne zusätzliche Kräfte in das Gebiet zu verlegen", teilte das Ministerium am Dienstag auf der Plattform X mit.

Indem Russland eine zusätzliche Angriffsachse aufmache, versuche es mit ziemlicher Sicherheit, ukrainische Ressourcen von anderen Frontabschnitten abzuziehen und die zweitgrösste Stadt der Ukraine zu bedrohen, schrieben die Briten.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmässig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. (dpa/tas)

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