Die russische Invasion könnte die Ukraine ohne ausländische Waffen nicht abwehren. Präsident Wolodymyr Selenskyj setzt auf weitere Hilfe. Aus Deutschland ist schon etwas gekommen. Ein Überblick über das, was seit Donnerstagabend geschah - und was am Freitag wichtig wird.
Russland hat bei seinen jüngsten schweren Luftangriffen auf die Ukraine nach US-Erkenntnissen auch ballistische Raketen aus Nordkorea abgefeuert. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte im Weissen Haus, nach US-Informationen habe Pjöngjang kürzlich Abschussrampen für ballistische Raketen und Munition an Moskau geliefert.
Über den Jahreswechsel hätten russische Streitkräfte mehrere dieser Raketen auf die Ukraine abgefeuert. "Dies ist eine bedeutende und besorgniserregende Eskalation der nordkoreanischen Unterstützung für Russland", betonte Kirby am Donnerstag. Es gebe auch Hinweise, dass Gespräche zwischen Moskau und Teheran über die Lieferung von Raketen vorangetrieben würden.
In der Nacht auf Freitag herrschte in der östlichen Landeshälfte der Ukraine wieder Luftalarm. Es seien mehrere Gruppen feindlicher Kampfdrohnen in der Luft, meldete die ukrainische Luftwaffe. Zu möglichen Treffern oder Schäden gab es zunächst keine Informationen.
Der ukrainische
Nordkoreanische Raketen in russischer Hand
Nach US-Informationen schossen russische Streitkräfte am 30. Dezember mindestens eine nordkoreanische ballistische Rakete auf die Ukraine ab, wie Kirby sagte. Diese scheine auf freiem Feld im südukrainischen Gebiet Saporischschja eingeschlagen zu sein. Bei dem Angriff auf Kiew am Dienstag habe Russland weitere nordkoreanische Raketen abgefeuert.
"Wir sind noch dabei, die Auswirkungen dieser zusätzlichen Raketen zu bewerten", betonte Kirby. Absehbar würden Russland und Nordkorea aus diesen Starts aber lernen und die Waffen weiter verbessern. Die Raketen aus Pjöngjang hätten eine Reichweite von etwa 900 Kilometern.
Die USA und andere Staaten sind seit langem besorgt wegen der Militärkooperation zwischen Moskau und Pjöngjang. Russland sei wegen Sanktionen und Exportkontrollen zunehmend isoliert und gezwungen, sich bei gleichgesinnten Staaten nach Militärgütern umzusehen, sagte Kirby. Dazu gehörten Nordkorea und der Iran. Die britische Regierung verurteilte den Einsatz der nordkoreanischen Waffen.
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Neues Rüstungspaket aus Deutschland
Das Auftauchen der Raketen aus Nordkorea im Kriegsgebiet dürfte dafür sorgen, dass die Diskussion über Waffen grösserer Reichweite für die Ukraine wieder aufflammt - zum Beispiel Taurus-Marschflugkörper aus Deutschland oder weittragende ATACMS aus den USA. Das erste deutsche Hilfspaket für 2024 enthielt Munition für die Mittelstreckenvariante des Flugabwehrsystems Iris-T sowie ein Flugabwehrsystem Skynex für kurze Distanzen, wie die Bundesregierung mitteilte.
Ausserdem bekam die Ukraine zehn Schützenpanzer Marder, zehn schwere Lkw, zwei weitere Minenräumpanzer Wisent sowie einen weiteren Brückenlegepanzer Biber. Auch Munition, Schutzausrüstung und Wintertarnung gehörten zu dem Paket.
Präsident Selenskyj dankte Deutschland und speziell Bundeskanzler Olaf Scholz. "Die deutsche Unterstützung hilft Leben retten", schrieb er im sozialen Netzwerk X (füher Twitter). So werde ein gerechter Friede für die Ukraine und Europa schneller zu erreichen sein.
Ukraine rechnet mit weiterer Militärhilfe
Noch im Januar werde es "eine Menge relevanter Mitteilungen" zu Rüstungshilfen anderer Staaten geben, kündigte Selenskyj an. Details nannte er nicht. "Ich bin allen unseren Partnern dankbar, die bereits neue Unterstützungspakete schnüren."
Am dringendsten brauche die Ukraine weiter Flugabwehrwaffen- und Munition, sagte Selenskyj nach dem schweren russischen Bombardement aus der Luft zum Jahreswechsel. Auch Artilleriemunition, Ausrüstung für elektronische Kriegsführung und Drohnen seien nötig. Vor allem in den USA steckt die Diskussion über neue Hilfen aber fest.
Angriffe auf die Halbinsel Krim
Das russische Militär auf der annektierten Halbinsel Krim verteidigte sich am Donnerstag gegen einen ukrainischen Luftangriff. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, es sei gelungen, zehn anfliegende Marschflugkörper abzuschiessen. Unabhängig liess sich dies nicht bestätigen. Ein Telegram-Kanal auf der Krim veröffentlichte Bilder und Videos, die Rauchwolken über Sewastopol und Jewpatorija zeigen sollen. Die ukrainische Armee nahm für sich in Anspruch, einen Kommandopunkt der Russen bei Sewastopol getroffen zu haben.
In der Nacht auf Freitag waren über Halbinsel erneut Explosionen zu hören. Das russische Militär sprach davon, dass 36 ukrainische Drohnen abgeschossen worden seien.
Italien als G7-Vorsitz unterstützt Ukraine
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sicherte der Ukraine weitere Unterstützung der Siebenergruppe grosser demokratischer Industrienationen (G7) zu. In einem Telefonat mit Selenskyj kündigte Meloni nach italienischen Angaben an, Russlands Aggression gegen das Nachbarland werde im Mittelpunkt von Italiens G7-Präsidentschaft stehen. Italien hat seit Beginn des Jahres den Vorsitz in der Gruppe. Weitere Mitglieder sind die USA, Deutschland, Kanada, Grossbritannien, Japan und Frankreich. Selenskyj dankte Meloni für die Unterstützung - auch beim ukrainischen Wunsch nach einer Aufnahme in die EU.
Das wird am Freitag wichtig
Neben den Luftangriffen rechnet das ukrainische Militär auch mit weiteren Angriffen russischer Truppen am Boden. Schwerpunkt der Kämpfe ist schon seit Wochen die Stadt Awdijiwka im Osten des Landes. (dpa/mbo)
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