Die USA zählen in Russlands Angriffskrieg zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine. Aussenminister Blinken kündigt weitere Hilfe an, unter anderem soll Uranmunition geliefert werden - und die ist umstritten. Die russische Botschaft in Washington verurteilt die Pläne. Was seit Mittwochabend geschah und was am Donnerstag wichtig wird.

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Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfen bereit. Das US-Verteidigungsministerium in Washington teilte am Mittwoch parallel zu dem Besuch von US-Aussenminister Antony Blinken in Kiew mit, das neue Paket habe einen Umfang von 175 Millionen Dollar (rund 163 Millionen Euro).

USA liefern Ukraine auch Panzermunition mit abgereichertem Uran

Das neue US-Hilfspaket beinhalte unter anderem Ausrüstung zur Unterstützung der ukrainischen Luftverteidigung, Munition für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars und Artilleriemunition, hiess es aus Washington. Erstmals geliefert wird auch Panzermunition mit abgereichertem Uran. Die Uranmunition ist für die US-Abrams-Panzer vorgesehen. Wegen seiner höheren Dichte als Stahl oder Blei hat abgereichertes Uran eine höhere Durchschlagskraft.

Die Verwendung von Uranmunition ist nach internationalem Recht nicht verboten. Der Einsatz ist aber umstritten, weil das Metall giftig ist - sowohl für die Soldaten als auch für Menschen, die im Kriegsgebiet leben. Abgereichertes Uran ist etwa 60 Prozent weniger radioaktiv als Uran im Naturzustand.

Russland: Lieferung von Uranmunition zeigt "Unmenschlichkeit" der USA

Die russische Botschaft in Washington hat die Uranmunition-Pläne der USA als "klares Zeichen der Unmenschlichkeit" verurteilt. "Washington, das von der Idee besessen ist, Russland eine 'strategische Niederlage' zuzufügen, ist bereit, nicht nur bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen", erklärte die russische Botschaft am Mittwoch (Ortszeit) im Onlinedienst Telegram. Es sei auch bereit, künftige Generationen abzuschreiben.

Die USA lieferten "vorsätzlich Waffen mit willkürlicher Wirkung", erklärte die Botschaft weiter. "Sie sind sich der Folgen voll bewusst: Die Explosion (...) führt zur Bildung einer sich bewegenden radioaktiven Wolke".

Dies zeige, dass die USA "zutiefst gleichgültig" gegenüber der Gegenwart und der Zukunft der Ukraine und ihrer europäischen Nachbarn seien, erklärte die Botschaft weiter und fügte hinzu, die russische Armee werde die an die Ukraine gelieferten Waffen weiterhin methodisch zerstören.

Grossbritannien hatte bereits im Frühjahr angekündigt, der Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland Uranmunition zur Verfügung zu stellen. Der russische Präsident Wladimir Putin drohte daraufhin, seine Streitkräfte ebenfalls mit solcher Munition zu beliefern.

Marktplatz beschossen: Mindestens 17 Tote in ostukrainischer Stadt

In der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka wurden unterdessen mindestens 17 Menschen durch russischen Beschuss eines Marktplatzes getötet - darunter ein Kind.

Neben den vielen Todesopfern zählten die Behörden in Kostjantyniwka auch mehr als 30 Verletzte. Die Such- und Rettungsarbeiten seien abgeschlossen, teilte Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram mit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte in seiner abendlichen Videoansprache allen internationalen Partnern, die den Angriff verurteilten. "Es ist sehr wichtig, dass die Antwort auf den russischen Terror ein noch grösserer Zusammenhalt der Welt war", sagte er. Was genau für ein Geschoss einschlug, war zunächst unklar. Einige lokale Medien gingen von einer S-300-Rakete aus.

Kostjantyniwka liegt nur knapp 20 Kilometer südwestlich der Stadt Bachmut, die die Russen im Zuge ihres Angriffskriegs vor wenigen Monaten besetzt haben, und wurde immer wieder zum Ziel russischer Angriffe.

EU verurteilt russischen Angriff auf Kostjantyniwka

Die EU verurteilte die jüngsten russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine scharf. Zudem fordere sie Russland auf, seine unmenschliche und illegale Aggression unverzüglich einzustellen, sagte ein Sprecher des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell. "Vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten sind Kriegsverbrechen. Alle Befehlshaber, Täter und Komplizen dieser Gräueltaten werden zur Rechenschaft gezogen werden."

Behörden: Russische Flugabwehr schiesst Drohnen ab

Die russische Flugabwehr schoss am frühen Donnerstagmorgen Behördenvertretern zufolge in Rostow am Don unweit der Grenze zur Ukraine und in Moskau Drohnen ab. In Rostow am Don wurde im Stadtzentrum ein Mensch durch die Trümmer einer abgeschossenen Drohne verletzt, musste aber nicht ins Krankenhaus, wie der Gouverneur von Rostow, Wassili Golubew, auf Telegram schrieb. Darüber hinaus wurden Fassaden und Fenster von Häusern sowie mehrere Autos beschädigt.

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin schrieb auf Telegram, in einem Stadtbezirk der Hauptstadt sei eine Drohne abgeschossen worden. Verletzte oder Schäden seien erst einmal nicht gemeldet worden.

Seit mehr als 18 Monaten führt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine und beschiesst dabei auch das Hinterland des Nachbarn mit Drohnen und Raketen. Inzwischen mehren sich aber auch Angriffe auf russisches Hinterland. Mehrfach schon haben Drohnen auch Objekte in Moskau selbst beschädigt, auch wenn der Umfang der Schäden und Opfer, die ukrainische Drohnenangriffe in Russland fordern nicht mit dem Ausmass der russischen Attacken zu vergleichen ist.

Was am Donnerstag wichtig wird

Bei einem Besuch im Europaparlament will Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag mit Abgeordneten unter anderem über die langfristige Unterstützung des Westens für die Ukraine und die Möglichkeit von Sicherheitsgarantien für Kiew diskutieren. (dpa/mbo)

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