• Der russische Einmarsch in die Ukraine löste eine Welle der Solidarität aus.
  • Tausende Schweizerinnen und Schweizer boten ihre Hilfe an und nahmen Geflüchtete auf.
  • Einen Monat später hat die Ernüchterung eingesetzt.

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Nachdem Russland Ende Februar in die Ukraine eingefallen ist, zeigte sich die Schweiz solidarisch. Innerhalb weniger Tage standen über 30.000 Privatbetten für vertriebene Ukrainerinnen und Ukrainer zur Verfügung. Nach Angaben von "20min.ch" sind mittlerweile rund 5.000 von 22.000 Geflüchteten in Privathaushalten untergekommen. Dort kommt es aber zunehmend zu Spannungen.

Als Folge ziehen immer mehr Gastgeberinnen und Gastgeber ihre Wohnungsangebote zurück. "Bei uns sind bei Nachfragen 1.800 von 30.000 potenziellen Gastgebern ausgestiegen", sagt Christian Messikommer von der Organisation "Campax" der Newsseite. Silvia Bolliger, Leiterin der Luzerner Dienststelle für Asyl- und Flüchtlingswesen, bestätigt die Entwicklung: "Es häufen sich die Meldungen von Gastfamilien und Privatpersonen, die aufgenommene Flüchtende nicht weiter beherbergen möchten."

Konflikte wegen unterschiedlicher Gewohnheiten

Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Sprachbarriere sei nur eine der Ursachen. Wesentlich problematischer seien andere Gewohnheiten, etwa in Bezug auf die soziale Interaktion, Hygiene oder das Essverhalten. Hinzu kämen Differenzen aufgrund unterschiedlicher Erwartungen von Gastgebenden und Geflüchteten.

Diese Erfahrung hat auch die zur Zeit in der Schweiz lebende Olga Martynyuk gemacht: "Die Flüchtlinge erwarten nach der Flucht aus einem brutalen Krieg kein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung", sagt die Ukrainerin "20min.ch". Sie ergänzt: "Aber aus dem eigenen Zuhause flüchten und dann in einer kleinen Kammer oder auf der Couch unterkommen müssen, ist nicht angenehm." Sie betont, wie wichtig Privatsphäre ist – für beide Seiten. Auch die Lebensstile seien entscheidend und müssen bei der Zuteilung stärker berücksichtigt werden.

Denn Unterschiede haben laut Martynyuk finanzielle Konsequenzen: "Häufig reicht die finanzielle Unterstützung des Bundes nicht aus, um sich teures Essen zu leisten und alle weiteren monatlichen Kosten der Geflüchteten zu decken."

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