Wenn neue US-Raketen in Deutschland auftauchen, sieht Russland seine Sicherheit beeinträchtigt. Moskau spricht von Destabilisierung und kündigt eine klare Reaktion an.
Russland will nach Angaben des Aussenministeriums militärisch auf die geplante Stationierung weitreichender US-Waffen in Deutschland reagieren. Die russische Sicherheit werde durch solche Waffen beeinträchtigt, sagte Vizeaussenminister Sergej Rjabkow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge in St. Petersburg.
Es handle sich um "ein Kettenglied im Eskalationskurs" der Nato und der USA gegenüber Russland, sagte er. "Wir werden, ohne Nerven oder Emotionen zu zeigen, eine vor allem militärische Antwort darauf ausarbeiten." Details nannte er nicht.
Auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow kündigte nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen Gegenmassnahmen an. Russland werde die Entscheidungen und die Abschlusserklärung des Nato-Gipfels Washington "sehr genau analysieren" und "durchdachte, koordinierte und effektive Massnahmen ergreifen, um die Nato einzudämmen", so Peskow in Moksau.
Er sprach von einer "sehr ernsten Bedrohung" durch die Nato und davon, dass diese nun "voll in den Konflikt um die Ukraine verwickelt" sei.
Rjabkow: "Lage hat sich grundlegend geändert"
Der für Fragen der strategischen Rüstung zuständige Vizeminister Rjabkow schloss aus, dass sich eine Entwicklung wie nach dem Nato-Doppelbeschluss zu Zeiten des Kalten Krieges wiederholen könnte. 1979 hatte das westliche Bündnis die Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern in Westeuropa angekündigt.
Zugleich wurde Druck auf Verhandlungen mit der Sowjetunion gemacht, der letztlich zu den grossen Verträgen über nukleare Abrüstung der 1980er Jahre führte. Er könne sich nicht vorstellen, worauf die USA und Deutschland jetzt abzielten, sagte Rjabkow. "Sie können kaum darauf setzen, dass sich diese Erfahrung wiederholt. Die Lage hat sich grundlegend geändert."
USA wollen Raketen in Europa stationieren.
Am Rande des Nato-Gipfels hatten das Weisse Haus und die Bundesregierung mitgeteilt, dass erstmals seit dem Kalten Krieg wieder US-Waffensysteme in Deutschland stationiert werden sollen, die bis nach Russland reichen.
Von 2026 an sollen Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit deutlich mehr als 2.000 Kilometern Reichweite, Flugabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Überschallwaffen für einen besseren Schutz der Nato-Verbündeten in Europa sorgen.
Der Beginn der geplanten Stationierung liegt aber mehr als ein Jahr nach der US-Präsidentenwahl im kommenden November; ein möglicher Präsident Donald Trump könnte sie rückgängig machen.
Als Anlass der neuen Stationierung gelten der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und das insgesamt aggressive Auftreten Moskaus gegenüber den Nato- und EU-Staaten. (dpa/afp/thp)
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