Im Konflikt zwischen der Ukraine und Russland haben Moskau und Kiew mit dem grössten Austausch von politischen Gefangenen seit Jahren begonnen - offenbar sollen auf jeder Seite 35 Inhaftierte ausgetauscht werden.

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Das meldeten russische Agenturen und das ukrainische Fernsehen am Samstag. In Moskau startete auf dem Flughafen Wnukowo eine ukrainische Maschine mit Gefangenen, in Kiew auf dem Airport Borispol ein russisches Flugzeug mit Inhaftierten.

Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor den grossen und richtungsweisenden Austausch angekündigt, der die Beziehungen beider Länder verbessern soll. Ausgetauscht werden sollten auf jeder Seite 35 Gefangene. Offiziell bestätigt war die Zahl zunächst nicht.

Gefangenenaustausch mit 24 ukrainischen Seeleuten

Unter ihnen waren auch die 24 ukrainischen Seeleute, die seit November vorigen Jahres in russischer Haft sind, wie der Anwalt Nikolai Polosow der Staatsagentur Tass sagte. Der Austausch habe begonnen, meinte er. Zwei Busse mit den Männern verliessen am Morgen das Gefängnis Lefortowo in Moskau. Das Staatsfernsehen übertrug die Fahrt zum Flughafen Wnukowo-2. Dort bestiegen sie ein ukrainisches Regierungsflugzeug.

Auch in der Ukraine wurden Gefangene zum Flughafen Borispol transportiert, wie Medien in Kiew berichteten. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mehrere Inhaftierte für den Austausch begnadigt.

Nach Angaben aus Regierungskreisen soll auch der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow frei kommen. Der 43-Jährige, der in Russland wegen "terroristischer Angriffe" auf der annektierten Krim-Halbinsel zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war, zähle zu den Freizulassenden, hiess es am Samstag aus Kiew. Zuvor war verlautet, dass der Austausch von insgesamt 70 Gefangenen angelaufen sei.

Der Internationale Seegerichtshof in Hamburg hatten bereits im Mai die Freilassung der Matrosen gefordert. Der seit fünf Jahren inhaftierte ukrainische Regisseur Oleg Senzow stand damals auf der Liste für den Austausch. In Kiew warteten seine Angehörigen.

Präsident Putin hatte den Austausch als eine konkrete humanitäre Aktion angekündigt. "Das wäre ein guter Schritt vorwärts in Richtung einer Normalisierung", sagte Putin am Donnerstag auf dem fernöstlichen Wirtschaftsforum. Über einen Gefangenenaustausch war zuletzt immer wieder spekuliert worden.

Überraschende Freilassung eines ehemaligen Kämpfers

In Verbindung mit dem geplanten Gefangenenaustausch steht wohl auch die überraschende Freilassung eines ehemaligen Kämpfers aus dem Separatistengebiet Donbass. Ein Gericht in Kiew liess den 58-Jährigen am Donnerstag frei. Der Ex-Kommandeur einer Luftabwehreinheit der prorussischen Rebellen soll ein Schlüsselzeuge sein für den Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 im Juli 2014 im Gebiet Donbass. Damals kamen alle 298 Insassen ums Leben.

Ein internationales Ermittlerteam unter Führung der niederländischen Staatsanwaltschaft verdächtigt Russland, ein Buk-Flugabwehrsystem ins Rebellengebiet gebracht zu haben. Damit soll die Maschine abgeschossen worden sein. Zuvor hatten 40 EU-Parlamentsabgeordnete an Präsident Selenskyj appelliert, den Verdächtigen nicht an Russland zu übergeben. Die Ermittler in den Niederlanden befürchteten nun, dass der Mann nun als Zeuge nicht mehr zu Verfügung stehen wird. (pak/dpa/AFP)

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