Macht die CSU das Geschäft der AfD und stürzt die Kanzlerin? Der dramatische Machtkampf zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel stellt den Parteitag der Rechtspopulisten in den Schatten. Ihr Rechtsaussen Bernd Höcke träumt in Augsburg vom Aufstieg zur Volkspartei.
Alexander Gauland greift mal wieder in die historische Kiste. Der AfD-Chef beschwört beim Parteitag in Augsburg die Endzeit der Bundesrepublik, wie man sie bisher kennt, und vergleicht
Vor den etwa 500 Delegierten warnt
Streit in München und Berlin stiehlt der Partei die Show
Was soll die AfD auch tun? Die Musik spielt an diesem Wochenende woanders: in München und Berlin, wo der Machtkampf zwischen Merkel und CSU-Chef
Selbst die Proteste der AfD-Gegner gehören inzwischen fast schon zur Parteitagsfolklore. Die Demonstranten warnen vor dem Messegelände auf einem Transparent: "Faschismus verursacht Haarausfall und gefährdet Sie und Ihre Mitmenschen". Doch anders als bei früheren Parteitagen in Stuttgart oder Hannover gelangen die Delegierten diesmal weitgehend unbehelligt zum weiträumig abgesperrten Veranstaltungsort.
Aufregung wird zur Routine
Im Saal ist einiges, was vor Jahresfrist noch für Aufregung sorgte, inzwischen durch ständige Wiederholung zur Routine geworden. Als Meuthen über die "links-rot-grün verseuchte 68er-Denke" lästert, spenden die Delegierten nur vorsichtig Applaus. Und so widmet sich der deutlich männerdominierte Parteitag aktuellen politischen Fragen wie Diesel-Abgasen und der Syrien-Politik. Bei den drögen Diskussionen um die Geschäftsordnung könnte man meinen, man sei auf Parteitagen von CDU und SPD, die die AfD wahlweise Kartell- oder Altparteien nennt.
In puncto Sozialpolitik ist die AfD noch weitgehend blank. Dass wollen sowohl Meuthen als auch die Leute vom rechtsnationalen Flügel ändern. Flügel-Mann Andreas Kalbitz sagt: "Ich kann auch das Gerede von der jungen Partei nicht mehr hören", die AfD müsse endlich ein Rentenkonzept vorlegen.
AfD diskutiert über Rentenkonzept
Der Wirtschaftsprofessor Meuthen will bei der Rente vor allem weniger Staat. Rechtsaussen
Überhaupt Wagenknecht: Nicht nur die inzwischen aus der Partei ausgetretene Ex-AfD-Chefin Frauke Petry kann sich vorstellen, dass Wagenknecht ihre Idee einer linken Sammlungsbewegung vor den drei Ost-Landtagswahlen 2019 in die Tat umsetzt - und der AfD damit Protestwähler abspenstig macht.
Auch der Thüringer Partei- und Fraktionschef Höcke sieht die Gründung einer Wagenknecht-Bewegung "im Bereich des Möglichen". Vielleicht haben er und seine Unterstützer es auch deshalb so eilig, bei der Sozialpolitik voranzukommen. In der AfD ist aufmerksam registriert worden, dass die Linksfraktionschefin gesagt hatte, es sei "weltfremd", dass jeder nach Deutschland kommen und Anspruch auf die hier üblichen Sozialleistungen haben könne.
Höcke hat mit seiner "Partei des sozialen Friedens" - wie er die AfD nennt - Grosses vor. Das Ziel der "historischen Erfolgsmission" müsse sein, "den ersten blauen Ministerpräsidenten der Bundesrepublik Deutschland zu stellen", sagte der Rechtsaussen. In Brandenburg war die AfD in der letzten Umfrage nur knapp hinter CDU und SPD gelandet, in Sachsen auf Rang zwei hinter der CDU. "Werden wir die einzige relevante Volkspartei in Deutschland", ruft Höcke. Doch Begeisterungsstürme löst selbst das nicht aus. © dpa
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