Bei der Festnahme des terrorverdächtigen AfD-Politikers Kurt H. in Sachsen fielen nach SPIEGEL-Informationen mehrere Schüsse. H. wurde offenbar getroffen. Er ist nicht der einzige Beschuldigte mit Verbindungen zur AfD.

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Bei der Razzia gegen mutmassliche Mitglieder der rechtsextremen Terrorgruppe "Sächsische Separatisten" ("SS") wurde der verdächtige AfD-Politiker Kurt H. offenbar durch den Schuss aus einer Waffe verletzt. Das erfuhr der SPIEGEL aus Sicherheitskreisen.

Nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Quellen fielen bei H.s Festnahme am Morgen im sächsischen Grimma Schüsse. Demnach habe der AfD-Politiker bei der Festnahme durch Spezialeinsatzkräfte einen Karabiner ergriffen, woraufhin Beamte der Bundespolizei zwei "Warnschüsse" abgegeben hätten.

Schuss traf H. im Kieferbereich

Im weiteren Verlauf sei H. mit einer Wunde im Kieferbereich zu Boden gegangen. Zunächst sei man von einer oberflächlichen Verletzung ausgegangen, habe dann aber festgestellt, dass der mutmassliche Terrorist von einem Projektil getroffen worden war. Ob es sich um eine Polizeikugel oder ein Geschoss aus H.s eigener Waffe handelt, blieb laut Ermittlern zunächst unklar. Eine kriminaltechnische Untersuchung soll Klarheit schaffen.

H. wurde den Angaben zufolge in ein Krankenhaus gebracht und operiert. Lebensgefahr habe nicht bestanden, hiess es. H. fungiert seit Oktober als Schatzmeister des sächsischen AfD-Jugendverbands Junge Alternative (JA), gleichzeitig sitzt er im Stadtrat der Gemeinde Grimma. Laut Homepage des AfD-Kreisverbands Leipzig Land gehört Kurt H. zudem dem Vorstand der Parteigliederung an. Seine Verteidigung war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

"Wir werden erst einmal abwarten, was bei den Ermittlungen herauskommt", sagte der JA-Landesvorsitzende Lennard Scharpe dem SPIEGEL. Sollten sich die Vorwürfe in diesem Fall bestätigen, "dann würden wir Massnahmen ergreifen, damit Kurt H. seine Mitgliedsrechte verliert". Der sächsische AfD-Landesverband wies jede inhaltliche oder organisatorische Verbindung zu der Gruppe zurück.

Zwei weitere Beschuldigte haben Verbindungen zur AfD

Nach SPIEGEL-Informationen haben zwei weitere Beschuldigte Verbindungen zur AfD. Kevin R. sitzt für die AfD in Grimma in Ausschüssen, etwa im Sozial- und im Kultur-, Jugend- und Sportausschuss. 2021 war er zudem Medienbeauftragter sowie Beauftragter für die JA im Kreisverband Leipziger Land der AfD. Hans-Georg P. wurde 2021 von der Leipziger AfD in den Stadtbezirksbeirat Ost bestellt. Auch ihre Verteidiger waren zunächst nicht zu erreichen.

Seit Dienstagmorgen durchsuchen Einsatzkräfte rund 20 Wohnungen unter anderem im Raum Leipzig, in Dresden, Grimma und in Österreich und Polen. Im Zuge der Aktion wurden insgesamt acht Männer im Alter von 21 bis 25 Jahren festgenommen. In Deutschland waren mehr als 450 Polizisten an der Razzia beteiligt.

"Sächsische Separatisten" probten den Systemsturz

Die Terrorgruppe "Sächsische Separatisten" soll sich nach Ermittlungen des Generalbundesanwalts "kontinuierlich auf den aus ihrer Sicht unausweichlichen Systemsturz" vorbereitet haben. Dazu hätten die Mitglieder "wiederholt paramilitärische Trainings mit Kampfausrüstung" absolviert und den Häuserkampf, den Umgang mit Schusswaffen sowie Nacht- und Gewaltmärsche geübt.

Überdies hätten sich die "SS"-Aktivisten militärische Ausrüstungsgegenstände beschafft, darunter Flecktarnanzüge, Gefechtshelme, Gasmasken und Schutzwesten. Laut Bundesanwaltschaft besteht die Gruppe aus 15 bis 20 Personen, deren Ideologie von rassistischen und antisemitischen Vorstellungen geprägt ist.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hiess es, Beamte der GSG 9 hätten zwei Warnschüsse abgegeben. Tatsächlich haben andere Beamte der Bundespolizei die Warnschüsse abgegeben. Wir haben die Stelle korrigiert.  © DER SPIEGEL

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