Schon am Dienstagmorgen hatte Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius die Vermutung geäussert, jetzt fällt das Wort auch bei den Ermittlern: Die schwedischen Behörden gehen bei den Kabelschäden in der Ostsee dem Verdacht der Sabotage nach.
Nach der Beschädigung von zwei Kommunikationskabeln in der Ostsee ermitteln die schwedischen Behörden wegen möglicher Sabotage. Derzeit werde der Tatbestand als Sabotage eingestuft, teilten die Polizei des skandinavischen Nato-Landes sowie der zuständige Staatsanwalt Henrik Söderman mit. An dieser Einstufung könne sich jedoch noch etwas ändern. Söderman verwies zudem darauf, dass sich die Ermittlungen in einem frühen Stadium befänden. Weitere Informationen könne man derzeit nicht herausgeben.
Damit bestätigten die Schweden eine Vermutung, die Bundesverteidigungsminister
Datenautobahn zwischen Helsinki und Rostock
Eines der betroffenen Kabel namens C-Lion1 verläuft auf einer Länge von 1.173 Kilometern zwischen Helsinki und Rostock. Das staatliche finnische Unternehmen Cinia hatte am Montag einen Defekt an der 2016 in Betrieb genommenen Untersee-Leitung festgestellt, die als Art Datenautobahn am Meeresgrund Mitteleuropa und Rechenzentren in Nordeuropa verbindet. Zum Teil führt die Verbindung über dieselbe Route wie die vor zwei Jahren zerstörten Nord-Stream-Pipelines.
Cinia geht davon aus, dass das Kabel am Grund der Ostsee gebrochen ist und durch äussere Einwirkung durchtrennt wurde, etwa durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz. Ob vorsätzlich oder nicht - dazu ist wie vieles in dem Fall bislang noch unklar. Grössere Beeinträchtigungen sollen finnische Internet-Nutzer bislang nicht gespürt haben. Nach Angaben der finnischen Verkehrs- und Kommunikationsbehörde soll auch der Datenverkehr nicht dauerhaft gestört gewesen sein. Die Reparatur des Kabels soll nach Cinia-Angaben etwa fünf bis 15 Tage dauern.
Ebenfalls am Montag war bekannt geworden, dass mit dem Arelion-Kommunikationskabel zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen noch ein weiteres Datenkabel in den Tiefen der Ostsee beschädigt wurde. Die Generalstaatsanwaltschaft in Vilnius untersucht die Umstände und sammelt Informationen über die bereits am Sonntag aufgetretene Beschädigung des Kabels.
Dieses Kabel soll bereits recht alt sein und in der Vergangenheit Ausfälle erlebt haben, die normalerweise mit Fehlern bei der Schifffahrt zusammenhingen. Verdächtig ist diesmal jedoch unter anderem, dass sich dieses Kabel und C-Lion1 östlich von Gotland an einem Punkt kreuzen.
"Wir können Sabotage sicherlich nicht ausschliessen, da es bereits zuvor Warnsignale gab. Das wäre nicht das erste Mal und es wäre nichts Neues", sagte der designierte litauische Regierungschef Gintautas Paluckas.
Kritische Infrastruktur in der Ostsee im Fokus der Nato
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 und den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines gut sieben Monate später steht die kritische Infrastruktur in der Ostsee stärker im Fokus der Öffentlichkeit und insbesondere der Nato. Im Herbst 2023 wurde mit der Ostsee-Pipeline Balticconnector eine wichtige Energieleitung zwischen Finnland und Estland gekappt und dabei auch ein Datenkabel zwischen den beiden EU-Staaten beschädigt.
Nach Angaben der finnischen Ermittler wurde die Pipeline höchstwahrscheinlich vom Anker eines chinesischen Containerschiffs namens "Newnew Polar Bear" zerstört. Ob es sich bei dem Vorfall um einen Unfall oder um bewusste Sabotage handelte, ist bis heute unklar. (dpa/bearbeitet von mbo)
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