Erst Staubsaugervertreter, dann "Ritter der Arbeit", milliardenschwerer Medienmogul und einer der schillerndsten und umstrittensten Politiker Europas: Wir stellen das Leben von Silvio Berlusconi von A bis Z vor.
A wie AC Mailand
Berlusconis teures Spielzeug fährt im Gegensatz zu seinen anderen Unternehmen immer wieder krachende Verluste ein. Im Jahr 1986 hatte Berlusconi die Aktienmehrheit an dem italienischen Traditionsverein erworben. Zugleich wurde er Präsident, bis ihn 2004 ein Gesetz zur Vermeidung von Interessenkonflikten zum Rücktritt zwang. 2006 folgte ein zweijähriges Intermezzo. 2011 kündigte er an, dass er wieder zu Milan zurückkehren wolle.
B wie Bunga-Bunga
Auch die Sprache hat Berlusconi bereichert. Der Ausdruck kam im Zuge der Ermittlungen zur Ruby-Affäre auf. Bezeichnet wurden damit Sex-Partys in der Berlusconi-Villa in Arcore. Angeblich deutete Berlusconi den Ausdruck als einen Ritus in einem afrikanischen Harem. Bunga-Bunga hielt schnell Einzug in den Sprachgebrauch - auch ausserhalb Italiens.
C wie Craxi
Bettino Craxi (1932-2000) war italienischer Ministerpräsident und unterstützte seinen Freund Silvio beim Aufbau seines Medienunternehmens. Craxi war Trauzeuge bei Berlusconis zweiter Hochzeit und Taufpate seiner Tochter Barbara. Wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen an Craxi wurde Berlusconi angeklagt, aber wegen Verjährung freigesprochen.
D wie Deutschland
Berlusconi, Gaddafi und Bunga-Bunga
E wie Ehefrauen
1965 heiratete Berlusconi Carla Elvira Lucia Dall'Oglio, mit der er zwei Kinder hat. 1985 liess sich Berlusconi scheiden. 1990 folgte die Heirat mit der Schauspielerin Veronica Lario. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. 2009 folgte die Trennung, Berlusconi muss Lario pro Woche 100.000 Euro Unterhalt zahlen.
F wie Forza Italia
Im Jahr 1993 wurde die Partei - der Name bedeutet "Vorwärts Italien" - von Berlusconi gegründet, der zugleich ihr Vorsitzender wurde. Nach der Parlamentswahl im folgenden Jahr bildete sie zusammen mit anderen Mitte- und Rechtsparteien die Regierung. Berlusconi wurde zum ersten Mal Ministerpräsident. 2009 ging Forza Italia in der neuen Partei Popolo della Libertà auf.
G wie Gaddafi
Auch wenn er sich nicht immer elegant auf dem politischen Parkett bewegte, gelang es Berlusconi doch, zu einigen Staatsmännern freundschaftliche Kontakte zu knüpfen - darunter George W. Bush, Tony Blair,
H wie Haare
Als das Haupthaar dünner wurde, liess sich Berlusconi 2004 Haare auf die Kopfhaut transplantieren. Nicht die einzige Schönheitsoperation: Bereits im Jahr zuvor soll er sich Falten entfernt haben lassen.
Vom Staubsaugervertreter zum Milliardär
I wie Italien
Ist Berlusconi ein typischer Italiener? Romano Prodi, ebenfalls ehemaliger italienischer Ministerpräsident und Widersacher des Cavaliere, meint ja: "Berlusconi verkörpert all jene, die in zweiter Reihe parken. Und das ist in Italien die Mehrheit. Diese Menschen sind allergisch gegen Gesetze. Seit Berlusconi schämt sich auch niemand mehr dafür."
J wie Justiz
"Ich bin die am meisten von der Justiz verfolgte Person aller Zeiten und in der ganzen Welt", jammerte Berlusconi einmal. Mehr als 30 Mal wurde er bislang angeklagt. Verbindungen zur Mafia konnten ihm bislang übrigens nicht nachgewiesen werden, wohl aber einem engen Mitarbeiter, der als Verbindungsmann gedient haben soll.
K wie Kreuzfahrten
Als Student arbeitete Berlusconi als Staubsaugervertreter. Ausserdem trat er als Sänger in Nachtclubs und auf Kreuzfahrtschiffen auf. Seine Liebe zur Musik hat er sich bewahrt: 2004 veröffentlichte er eine CD mit Liedern im neapolitanischen Dialekt.
L wie Lega Nord
Die rechtspopulistische Partei, die unter anderem für die Abspaltung des Nordens vom Süden Italiens plädiert, war 1994 zusammen mit den Neofaschisten der Alleanza Nazionale der erste Koalitionspartner Berlusconis. Sie verliess das Bündnis aber nach wenigen Monaten und sorgte so für das schnelle Ende der ersten Berlusconi-Regierung.
Berlusconi, der Ritter der Arbeit
M wie Medienmogul
Für die Bewohner der von ihm gebauten Trabantenstadt "Milano 2" gründete Berlusconi 1972 den TV-Sender Milano 2. Weitere Sender kamen dazu. Zudem ist Berlusconi Mehrheitsaktionär bei Mondadori und Einaudi, zwei der wichtigsten Verlagshäuser Italiens.
N wie Noemi
Ende April 2009 soll Berlusconi in Neapel die Geburtstagsfeier einer jungen Frau namens Noemi Letizia besucht haben. Der Besuch und die Tatsache, dass er die gerade 18-Jährige mit einem teuren Geschenk beglückt hatte und dass er von Noemi als "Papi" angeredet wurde, verursachten grosses Aufsehen und führten letztlich zur Trennung von seiner zweiten Ehefrau.
O wie Orden
Die Liste der Auszeichnungen Berlusconis ist lang. 1977 wurde er wegen seiner Tätigkeit als Bauunternehmer mit dem Arbeitsverdienstorden geehrt und darf sich seitdem Cavaliere del Lavoro (Ritter der Arbeit) nennen. 2005 wurde er vom Papst zum Ritter des Piusordens ernannt - eine Auszeichnung, die der mittlerweile verstorbene Bundespräsident Johannes Rau bereits ein Jahr zuvor erhalten hatte.
P wie Pizza
Sogar eine Pizza wurde nach Berlusconi benannt - allerdings nicht in Italien, sondern in Finnland. Sie ist mit geräuchertem Rentierfleisch, Pfifferlingen und roten Zwiebeln belegt. Auslöser für die Kreation waren abfällige Bemerkungen Berlusconis über die finnische Küche. Bei einem internationalen Koch-Wettbewerb belegte die finnische Pizza Platz eins - vor den Italienern.
Ein Vertrag mit ganz Italien
Q wie Quirinalspalast
Dort sitzt der italienische Staatspräsident, dem als Staatsoberhaupt auch eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Regierungskrisen zukommt. Berlusconi war dort schon des öfteren zu Gast - unter anderem weil es die wichtigste Befugnis des Staatspräsidenten ist, das Parlament aufzulösen.
R wie Ruby
Eigentlich heisst sie Karima el-Mahroug. Die Marokkanerin nahm als 17-Jährige an den berüchtigten Bunga-Bunga-Partys teil - unter dem Künstlernamen "Ruby Rubacuori". Laut Staatsanwaltschaft soll sie mehrfach Sex mit Berlusconi gehabt und von ihm 30.000 Euro in bar erhalten haben. Zudem setzte sich Berlusconi persönlich dafür ein, dass sie nach einer Verhaftung wieder auf freien Fuss gesetzt wurde. Wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit Minderjährigen wurde Berlusconi am 24. Juni 2013 in der ersten Instanz zu sieben Jahren Haft ohne Bewährung und sowie einem Verbot der Bekleidung öffentlicher Ämter verurteilt.
S wie Senator
Berlusconis aktuelles politisches Amt seit der Wahl im Februar 2013 - eines von vielen. Neben dem Posten des Ministerpräsidenten bekleidete er zeitweise auch die Ämter des Aussen-, Wirtschafts- und Gesundheitsministers.
T wie Themen
Berlusconi hat ein Gespür für Themen, die das italienische Volk beschäftigen - und er schafft es immer wieder, diese in einfache, markige Slogans zu packen und mit eindrucksvollen symbolischen Gesten zu untermauern. Berühmt ist sein "Vertrag mit den Italienern", den er im Fernsehen vor den Parlamentswahlen 2001 unterzeichnete.
Über 30 Mal angeklagt
U wie Unternehmen
Berlusconis Unternehmen sind in der Holding Fininvest gebündelt. Teile von Fininvest sind unter anderem der Medienkonzern Mediaset und der AC Mailand. Berlusconi gehören 63,3 Prozent der Fininvest-Anteile, der Rest ist auf seine fünf Kinder verteilt.
V wie Verurteilungen
Subventionsbetrug, unlauterer Wettbewerb, Steuerhinterziehung, Bruch des Amtsgeheimnisses, Amtsmissbrauch und Förderung der Prostitution Minderjähriger, Meineid, Bilanzfälschung - die Liste der Verurteilungen Berlusconis ist lang. Am Gefängnis ist er bislang immer noch vorbeigekommen - aber die Luft wird dünner.
W wie Wahlen
Fünfmal stellte sich Berlusconi als Spitzenkandidat bei Parlamentswahlen. Dreimal gewann er (1994, 2001, 2008), zweimal verlor er. Auch für die Parlamentswahl 2013 hatte er zeitweilig eine Spitzenkandidatur erwogen, machte dann aber einen Rückzieher.
X wie X-mal
Zwei Ehen (bislang), viermal Ministerpräsident, fünf Kinder (offiziell), mindestens sechsfacher Milliardär und über 30 Mal angeklagt - was manch anderer nicht einmal im Leben schafft, bei Berlusconi kommt es gleich mehrfach vor.
Ein alternder Playboy
Y wie Yes we can
... ziemlich peinliche Witze machen. US-Präsident Barack Obama war gleich mehrfach Ziel von missglückten Scherzen Berlusconis, wobei es in der Regel um dessen dunkle Hautfarbe ging. Bei den Bunga-Bunga-Partys traten laut Zeugin Ruby sogar Frauen als Obama verkleidet auf, "die auf lüsterne Art" tanzten.
Z wie Zoten
Um eine anzügliche Bemerkung ist der Cavaliere nie verlegen. So deutete er an, dass er die finnische Präsidentin Tarja Halonen verführt habe: "Ich habe alle meine Playboy-Tricks angewendet, obwohl ich sie seit geraumer Zeit nicht mehr genutzt habe." Noch dieses Jahr im Wahlkampf tönte er: "Heute Morgen war ich hinter einer meiner Sekretärinnen her, die mir sagte: 'Aber Presidente, wir haben es doch erst vor einer Stunde zuletzt getan'." Aber er ist eben ein Mann, der sich gerne schöne Frauen anschaue, denn: "Das ist immer noch besser, als schwul zu sein."
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