Im August erstattet die Frankfurter Anwältin Seda Basay-Yildiz Anzeige, weil sie bedroht wird. "Wir schlachten deine Tochter", steht in dem Fax, das ihr anonym zugeht. Jetzt zeigt sich: Die Täter könnten Polizisten sein, mit rechtsextremistischen Motiven.
Polizisten im Visier der Polizei: Das hessische Landeskriminalamt ermittelt gegen fünf Polizisten aus Frankfurt, die rechtsextreme Chat-Nachrichten ausgetauscht haben sollen.
Wie die "Frankfurter neue Presse" (FNP) berichtet, gehen die Ermittlungen auf einen Drohbrief an die Rechtsanwältin Seda Basay-Yildiz zurück.
Die Frankfurter Anwältin, die türkische Wurzeln hat, hat in der Vergangenheit unter anderem den Islamisten Sami A. vertreten und trat im NSU-Prozess als Nebenklage-Vertreterin auf.
Anwältin als "Türkensau" beschimpft
Am 2. August habe sie eigenen Angaben zufolge ein Drohschreiben erhalten, das mit "NSU 2.0" unterzeichnet worden sei, schreibt die "FNP" und zitiert daraus: "Miese Türkensau! Du machst Deutschland nicht fertig. Verpiss dich lieber, solange du hier noch lebend rauskommst, du Schwein! Als Vergeltung schlachten wir deine Tochter."
In diesem Drohbrief sei auch die private Adresse der Rechtsanwältin genannt worden. Staatsschutz-Ermittler entdeckten daraufhin, dass von einem Dienstcomputer im ersten Frankfurter Polizeirevier die Melderegister-Einträge von Basay-Yildiz abgerufen worden waren.
Fünf Beamte des Reviers gerieten in Verdacht. Handys und Festplatten wurden beschlagnahmt. Darauf taten sich offenbar Abgründe auf: Laut "FNP" und "Frankfurter Allgemeine" (FAZ) fanden die Ermittler Chats, in denen Hakenkreuze und Bilder von Adolf Hitler ausgetauscht wurden.
Hitler-Bilder und Hakenkreuze
Die fünf Beamten - vier Männer und eine Frau - sind zwischenzeitlich vom Dienst suspendiert. Ein Ermittlungsverfahren wurde eröffnet. Den genannten Zeitungen zufolge geht das Landeskriminalamt dem Verdacht der Volksverhetzung und dem Verdacht der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole nach. Die Frage, ob auch wegen des Drohschreibens an Basay-Yildiz ermittelt wird, wollte die Polizei auf Anfrage beider nicht beantworten.
In der "FAZ" beklagt Basay-Yildiz, dass sie von den Ermittlungen in den Reihen der Polizei erst durch die Berichte in der Presse erfahren habe. Dabei habe sie in den Monaten, die seit ihrere Anzeige wegen des Drohbriefs vergangen sind, immer wieder bei der Polizei nachgehakt, ob es etwas Neues gäbe.
Schliesslich habe sie vor der Frage gestanden, ob sie ihre Familie, vor allem ihre zweijährige Tochter, schützen müsse. (mcf/afp)
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