Zufrieden: fünf Sterne. Unzufrieden: ein Stern. Solche Online-Bewertungsmethoden für Restaurants, Hotels oder Sehenswürdigkeiten sind heute kaum mehr wegzudenken. In China könnte schon bald mit einem vergleichbaren Verfahren über Menschen geurteilt werden - mit dem neuen Social-Credit-Rating. Ein Szenario, wie es sich George Orwell nicht besser hätte ausdenken können.
Social-Credit-Rating: Hinter diesen drei Worten verbirgt sich eine Idee der Zentralregierung in Peking, die ohne weiteres "1984" entsprungen sein könnte. Ein Punktesystem soll ab dem 1. Mai 2018 die chinesische Gesellschaft für immer verändern. Nicht nur Datenschützern läuft es bei dieser Vorstellung eiskalt den Rücken hinunter.
Vermeintliche Fehltritte werden bestraft
Wer beispielsweise eine Straftat begeht, seine Steuern nicht zahlt, sich regimekritisch äussert, in der Öffentlichkeit raucht oder auch nur ohne Ticket mit dem Zug fährt, handelt sich einen schlechten Score ein. Damit will Präsident Xi Jinping mittelfristig "vertrauenswürdige" und "nicht vertrauenswürdige" Bürger voneinander trennen.
Jene mit einem miesen Social Credit Rating sollen dann mit Repressalien wie einem Reiseverbot belegt werden. Klingt nach einem Hollywood-Szenario – oder auch ganz speziell nach der ersten Folge aus der dritten Staffel der Sci-Fi-Anthologie "Black Mirror" –, ist aber die Realität!
Bereits im Frühjahr 2017 verhängte das Oberste Gericht ein Flugverbot für 6,15 Millionen Chinesen, wie unter anderem "The Independent" berichtet.
Der "gläserne Mensch" als guter Bürger?
Handelt es sich dabei um die ersten Opfer des neuen Super-Überwachungsstaats? Der Verdacht liegt nahe. Zumal in einzelnen Regionen Chinas das System angeblich seit längerem getestet werden soll. Ein grosser Schritt in Richtung "gläserner Mensch" ist es so oder so.
Ein Staat bewertet seine Bürger, Menschen bewerten andere Menschen? Leider keine Dystopie à la "1984" oder "Black Mirror", sondern wohl bald Wirklichkeit im Reich der Mitte. (leo) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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