- Nico Semsrott bricht mit Martin Sonneborn und tritt aus der Partei "Die PARTEI" aus.
- Sonneborn habe sich nach rassistischen Tweets ignorant gegenüber den davon betroffenen Menschen verhalten: "Das war kein Versehen."
- Sonneborn reagiert darauf mit einer Erklärung.
Nachdem der Europa-Abgeordnete und Satiriker Nico Semsrott seinen Austritt aus der Partei Die Partei verkündet hat, bedauert dessen bisheriger Mitstreiter und Parteichef Martin Sonneborn seinen als rassistisch kritisierten Witz. Sonneborns Ignoranz gegenüber Kritik an seinen Äusserungen habe nach Semsrotts Aussage zu seiner Entscheidung geführt, die Partei Die Partei zu verlassen.
Sonneborn merkte an, es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass sich jemand durch den Aufdruck eines satirisch gemeinten T-Shirts rassistisch diskriminiert fühlen könnte, erklärte der Chef der Satirepartei Die Partei auf Twitter. Ein Schriftzug auf dem T-Shirt hatte suggeriert, Asiaten könnten kein R aussprechen.
"Wenn ein Witz aber zu rassistischer Verletzung führt, statt Reflexionsanstösse zu geben oder zumindest ein befreiendes Lachen nach sich zu ziehen, dann ist es ein misslungener Witz. Es tut mir leid, dass Menschen durch die Reproduktion dieser Stereotype verletzt wurden."
Sonneborns Witz zielte auf Donald Trump und dessen USA
In seiner Erklärung vom Mittwochabend schrieb Sonneborn: "Die Exegese von Witzen gehört eigentlich nicht zu meiner Berufsbeschreibung." Mit dem T-Shirt habe er nach dem Sturm von Anhängern des US-Präsidenten
Zuvor hatte Semsrott seinen Partei-Austritt damit begründet, wie Sonneborn mit Rassismusvorwürfen umgehe. "Ich finde seine Reaktion auf die Kritik falsch und inakzeptabel. Das ging mir in der Vergangenheit schon in anderen Fällen so", heisst es in einer Erklärung, die Semsrott auf Twitter verbreitete.
Semsrott wirft Sonneborn Ignoranz gegenüber Mitmenschen vor
Semsrott warf Sonneborn einen "ignoranten Umgang mit Feedback" vor. "Wenn sich Menschen von seinen Postings rassistisch angegriffen fühlen, muss er nicht viel tun. Es reichen Mitgefühl und der Respekt vor den Betroffenen, um das eigene Verhalten zu korrigieren."
Wenn er Kritik keinen Raum geben könne, den gesellschaftlichen Kontext ausblende, "beleidigt seine Machtposition ausnutzt, sobald Betroffene sich gegen Beleidigungen wehren" und den Schwerpunkt darauf lege, dass "andere nur zu doof seien, seine Kunst zu verstehen", solle er gehen, "weil er aus der Zeit gefallen und am falschen Ort ist".
Semsrott: "Sonneborn hat sich nicht entschuldigt"
Er habe Sonneborn vor einigen Tagen gebeten, sich zu entschuldigen, schrieb Semsrott. "Er hat es nicht gemacht. Das ist also kein Versehen, er will das eindeutig so."
Die Partei sei in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch vor allem Sonneborns Projekt. Dafür wolle er sein Gesicht nicht weiter hergeben, so Semsrott. Sein Mandat als Europa-Abgeordneter werde er jedoch behalten. (dpa/hau)
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