Ein Deutsch-Afghane steht im Verdacht, sensible Informationen der Bundeswehr an einen iranischen Geheimdienst weitergegeben zu haben. Er ist im Rheinland festgenommen worden. Unklar ist, welche Informationen er weitergegeben hat.
Spionageskandal bei der Bundeswehr: Ein Mitarbeiter der Truppe ist vom Bundeskriminalamt festgenommen worden, weil er hochsensible Informationen an den iranischen Geheimdienst MOIS weitergegeben haben soll.
Der Mann wurde im Rheinland wegen mutmasslicher geheimdienstlicher Agententätigkeit in Gewahrsam genommen.
Laut Generalbundesanwaltschaft handelt es sich um den 50 Jahre alten Abdul Hamid S. Er ist "dringend verdächtig, für einen ausländischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein", heisst es in einer Mitteilung.
Der "Spiegel" hatte als erstes über den Fall berichtet. Die Details des Berichts wollte Pressesprecher Markus Schmitt, Staatsanwalt beim Bundesgerichtshof, auf Anfrage unserer Redaktion jedoch nicht kommentieren.
Verdächtiger war Sprachauswerter und Berater für die Bundeswehr
Der Deutsch-Afghane arbeitete demnach als Sprachauswerter und landeskundlicher Berater für die Bundeswehr. Den iranischen Geheimdienst soll er bereits seit mehreren Jahren mit Informationen beliefert haben.
Dem "Spiegel" zufolge hatte S. Zugang zu sensiblen Informationen: Er war demnach etwa über Teile des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan im Bilde. Unklar ist, ob er auch über andere Gebiete informiert war, die für deutsche Sicherheitsbehörden von Interesse sind.
Der Beschuldigte soll noch am Dienstag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, der über eine Untersuchungshaft für S. entscheidet.
Schon 2018 Razzia gegen iranische Agenten
Anfang 2018 hatte die Bundesanwaltschaft eine Razzia in mehreren deutschen Bundesländern veranlasst. Dabei wurden Wohnungen und Geschäftsräume von zehn mutmasslichen iranischen Agenten durchsucht. Basis für die Aktion waren Hinweise des Bundesamts für Verfassungsschutz.
Die Verdächtigen sollen Mitglieder der sogenannten Quds-Einheit gewesen sein: einer Spezialeinheit der iranischen Revolutionsgarden. Sie stehen im Verdacht, Mordanschläge gegen Regimekritiker im westlichen Ausland zu organisieren. Festnahmen gab es damals allerdings nicht.
Verwendete Quellen:
- Bundesanwaltschaft: Festnahme wegen mutmasslicher geheimdienstlicher Agententätigkeit
- Spiegel.de: Ermittler enttarnen mutmasslichen Spion bei der Bundeswehr
- dpa
- afp
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