Die National Security Agency (NSA) ist einer von insgesamt 17 US-amerikanischen Geheimdiensten, die unter dem gemeinsamen Dach der "Intelligence Community "(IC) weltweit für die US-Regierung und das Pentagon Informationen sammeln. Die NSA wurde am 4. November 1952 durch Präsident Harry Truman gegründet und gehörte selbst bis in die 1970er Jahre zu einem gut gehüteten Geheimnis der USA.
Offiziell zählen die Beobachtung des internationalen Terrorismus, Drogenhandels sowie "feindlicher Aktivitäten" ausländischer Mächte, Organisationen und Personen zu den Aufgaben der NSA. Hauptsitz der NSA ist Fort George Meade in Maryland (Spitzname "Crypto City"). Chef der NSA ist General Keith B. Alexander, der zugleich auch das "Cyber Command", die Behörde für elektronische Kriegsführung, leitet.
Welche Aufgaben hat die NSA?
Offiziell ist die Kryptografie - also die Beschäftigung mit der Ver- und Entschlüsselung von Daten - eines der Hauptarbeitsgebiete der NSA. Ziel ist nach eigenen Angaben zudem die Beschaffung von Informationen aus "ausländischen Kommunikationssystemen [...] und elektronischen Systemen", sowie der Schutz der eigenen Informationen.
Was kann die NSA?
"Etwas Genaues über die NSA weiss eigentlich niemand so richtig", sagt Sandro Gaycken, der an der Freien Universität Berlin als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich "Computer Science" tätig ist.
Es sei davon auszugehen, dass alleine über 5.000 Computerhacker für die Behörde arbeiteten. "Mit 5.000 Hackern kann man schon einiges machen - zumal das alles sehr gute Leute sind, deren Gehälter mit denen der Privatwirtschaft konkurrieren können."
Experten gehen davon aus, dass die Organisation derzeit der finanziell und personell am besten ausgestattete Geheimdienst der USA ist. Grenzen gebe es dabei nur sehr wenige, sagt Gaycken. "Wie tief das alles geht, ist allerdings schwer zu sagen, zumal die Behörde zumindest ausserhalb der USA offenbar recht unreguliert ist." Insgesamt sei es ein Fehler der aktuellen US-Politik, dass den Nachrichtendiensten zu viel Gewicht eingeräumt werde, sagt Gaycken. "Ich bezweifle, dass der Nettogewinn an Sicherheit in Relation zum aussenpolitischen Schaden steht, der mit so etwas angerichtet wird."
Die schlimmsten "Schlapphüte" der Welt oder ein grosser Fisch im Teich?
IT- und Sicherheitsexperten sind von den aktuellen Entdeckungen nicht verwundert. "Es ist davon auszugehen, dass alle Grossmächte wie Russland, China und die USA umfangreiche Abhörsysteme unterhalten. Das gilt unter anderem auch für Frankreich, Grossbritannien und Israel", sagt Gaycken.
Der Schutz davor sei schwierig, besonders für Privatpersonen. "Zunächst einmal sollte man nicht die Angebote von Firmen nutzen, die ihren Sitz in den USA haben." Sobald die Datenströme über US-Hoheitsgebiet geleitet würden, hätten die dortigen Geheimdienste freien Zugang zu den Informationen, unter anderem aufgrund der Regelungen im "Patriot Act" von 2001. "Aufgrund der Gesetzeslage können die Firmen zur Herausgabe der Daten auch gezwungen werden", sagt Gaycken.
Wer mehr Sicherheit wolle, müsse sich politisch engagieren und von der Bundesregierung aktiv Verbesserungen einfordern. "Wenn Datenströme deutsches Hoheitsgebiet nicht verlassen, sind die Sicherheitshürden für ausländische Geheimdienste deutlich höher", sagt der IT-Experte. Eine hundertprozentige Sicherheit vor dem Zugriff der "Schlapphüte" gebe es jedoch nie.
Wer profitiert vom NSA-Wissen?
Die Behörde ist direkt dem Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten unterstellt, der gleichzeitig auch Chefberater des Nationalen Sicherheitsrates ist. Zur Informationsbeschaffung und -sicherung arbeitet die Behörde offiziell seit 1972 mit den verschiedenen Teilen der US-Armee zusammen. Neben den unterschiedlichsten US-Behörden und den Streitkräften werden auch Verbündete der USA mit Informationen versorgt.
"Vermutlich werden deutsche Behörden in der Vergangenheit von den amerikanischen Geheimdiensten keine umfangreichen Informationen, sondern allenfalls Tipps bekommen haben", sagt Gaycken.
Die NSA und die Konzerne
Medienberichte thematisieren seit Jahren die enge Vernetzung von grossen Konzernen und der NSA:
- Für Schlagzeilen sorgte etwa der 2007 laut gewordene Vorwurf, dass Microsoft in seinem Betriebssystem "Windows Vista" eine Hintertür für die US-"Schlapphüte" eingerichtet haben soll - immerhin laufen 90 Prozent aller PC-Systeme mit Windows-Betriebssystemen. Auch bei Apple und dem Linux-Anbieter Novell soll es Verbindungen zur NSA gegeben haben.
- In Deutschland war die NSA 2008 wegen der Ausspähaktion der Enercon GmbH, einem Hersteller von Windenergieanlagen, in die Kritik geraten.
- Erst kürzlich hatte die New York Times berichtet, dass der frühere Sicherheitschef von Facebook, Max Kelly, bei der NSA angeheuert hat - und attestiert weitreichende Verbindungen zwischen den Firmen aus dem Silicon Valley und US-Geheimdiensten.
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